Nordland-Trilogie 2: Bronze Sommer by stephen baxter

Nordland-Trilogie 2: Bronze Sommer by stephen baxter

Autor:stephen baxter
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2015-11-15T00:00:00+00:00


35

Nago war zehn Jahre älter als Voro und ein erfahrener Jäger. Er zeigte auf eine schlecht getarnte Feuerstelle und auf einen Leinenfetzen, der im Farn hing.

Voro nickte grinsend.

Voro und Nago folgten Caxa wie einem Reh durch das hügelige Land, das Rippen der Ersten Mutter genannt wurde. Trotz des Hinweises, den Caxa ihnen selbst hinterlassen hatte – sie hatte ein riesiges Kunstwerk in einen Hang geritzt –, dauerte es Tage, bis sie sich entlang ihrer Spuren vom Tal des Bruderflusses nach oben gearbeitet hatten. Doch nun, hinter einer mit Heidekraut bedeckten Kuppe, sahen sie endlich ihren Rauch.

Die Männer ruhten sich aus. Sie legten sich ins Heidekraut und tranken Wasser aus ihren Schläuchen. Danach würden sie Caxa, wie Nago es ständig nannte, 'erlegen'. Dank des Heidekrauts waren sie recht gut getarnt, obwohl es dieses Jahr spärlicher wuchs als sonst. Alle bezweifelten, dass es im Herbst in seiner üblichen violetten Pracht erstrahlen würde. Wenigstens waren viele Disteln und Mohnblumen zu sehen. Von hier oben konnte Voro das ganze Land überblicken. Er sah das gewundene Band des Bruderflusses und die Dörfer an seinen grünen Ufern mit ihren charakteristischen, durch pfeilgerade Straßen miteinander verbundenen Feuerstellen. Weiter weg im Süden konnte er gerade noch das glänzende Wasser der Schwester sehen. Die beiden Flüsse wanden sich ihrer gemeinsamen Mündung im Osten entgegen. Und hinter den Flüssen erstreckte sich die gewaltige Ebene Nordlands. Trotz des schlechten, ungewöhnlich kalten Sommers sah man viel Grün in den Wäldern und im Ried des Marschlands. Wenn man bedachte, wie sehr sich dieses Land von Caxas weit entferntem unterschied, dann war es bewundernswert, dass sie sich so lange vor Voro und Nago hatte verstecken können – und dass sie über einen Monat hier draußen allein überlebt hatte. Aber sie war hier. Das stand zweifelsfrei fest. Voro musste sich nur den Hügel ansehen, den er hinaufgestiegen war.

Von hier oben erschien das Muster, das sie erschaffen hatte, verkürzt. Aber er hatte es bereits aus den Dörfern im Tal des Bruders gesehen, von unten, so wie Caxa es gewollt haben musste. Es handelte sich um eine riesige Figur, einen grotesken menschlichen Säugling, dem sie den Körper eines Fischs und den Kopf eines Wolfs gegeben hatte. Nur Caxa konnte sie erschaffen haben, denn laut Xivu war die Figur charakteristisch für die Kunst in seinem Land. Caxa hatte Heidekraut abgekratzt und kontrolliert abgebrannt, damit diese Linien entstanden. Es war eine beeindruckende, fast schon geniale Leistung, und sie war nicht nur von einer Frau allein vollbracht worden, sondern auch noch in einer einzigen Nacht. Die Menschen hatten sich zu Tode erschrocken, als sie am nächsten Morgen erwacht waren und diese Monstrosität entdeckt hatten. Doch zumindest hatte sie Voro und Nago in die Lage versetzt, Caxa zu folgen.

Nago warf einen Blick zum Himmel und rieb sich die schnabelartige Nase. 'Man kann kaum die Tageszeit erkennen. Das ist das Schlimmste an diesem gottverdammten, sonnenlosen Himmel.'

'Das und der Hunger.'

'Und die Kälte.'

'Sehen wir zu, dass wir es heute zu Ende bringen.'

'Ja, lass …'

Die Stimme hinter ihnen war nur ein Zischen. Voro drehte sich auf den Rücken.



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