Noch einmal ist alles offen by Coenen-Marx Cornelia

Noch einmal ist alles offen by Coenen-Marx Cornelia

Autor:Coenen-Marx, Cornelia [Coenen-Marx, Cornelia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Kösel
veröffentlicht: 2017-04-11T05:27:43+00:00


Netzwerk der Generationen – Großmütter, Familien und Gemeinden

Dafür hält das Neue Testament großartige Impulse bereit. Dort begegnen wir Christinnen und Christen, die sich mit ihrer Taufe aus den Herkunftsfamilien gelöst haben und nun in den Gemeinden eine neue Familiaritas finden als Brüder und Schwestern, Patinnen und Paten. Ich denke an die Tischgemeinschaft der ersten Christinnen und Christen in Jerusalem; diese erste Gemeinde ist wahrhaftig eine »Caring and Enabling Community«, auch was die einfachen Sorgetätigkeiten angeht. Güter wurden geteilt, Kranke besucht, für alle gemeinsam wurde der Tisch gedeckt, berichtet die Apostelgeschichte. Jeder sollte satt werden, auch die griechischen Witwen, die ganz unten am Tisch saßen. Diese sorgende Gemeinschaft hatte offenbar hohe Anziehungskraft für Menschen aus ganz unterschiedlichen Herkünften und Milieus – die Gemeinde wuchs.

Geistliche und andere Lebensgemeinschaften

Die christliche Kirche hat also von Anfang an Erfahrung mit einem Familienverständnis, das nicht allein auf Verwandtschaft beruht, sondern auf Zusammenhalt und Vertrauen auch über Unterschiede hinweg. Noch immer sprechen wir in der Kirche von »Schwestern und Brüdern« und in Klöstern auch von »Mutter« Oberin. »Die den Willen meines Vaters tun, die sind meine Mutter und meine Schwestern und meine Brüder«, hat Jesus einmal gesagt. Und als er starb, verwies er seine Mutter und seinen Freund Johannes aufeinander: »Siehe, das ist deine Mutter!«, »Siehe, das ist dein Sohn!«. Pflegekinder und Pflegeeltern, Paten und geistliche Lebensgemeinschaften waren auf diesem Hintergrund über Jahrhunderte selbstverständlich. Diese alten Impulse kehren heute in der Gesellschaft zurück in Form von Lesepatenschaften und Leihomas, aber auch in generationenübergreifenden Wohnprojekten. Unsere Gesellschaft ist im Aufbruch in Richtung Wahlfamilien. Das zeigen die Mehrgenerationenhäuser genauso wie die neuen Dorf- und Lebensgemeinschaften.

Vor vielen Jahren gründete Jean Vanier die »Arche«-Gemeinschaften von Menschen mit und ohne Behinderung, deren Selbstverständnis darauf basiert, dass alle etwas zu geben haben. Auf Initiative der Jesuiten haben sich nun in den USA Wohngemeinschaften »junger Alter« gegründet, die geistliches Gemeinschaftsleben und sozialen Einsatz miteinander teilen und Obdachlose oder Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Diese »Ignatian Lay Volunteer Corps« sind nach dem Beispiel der Wohngemeinschaften junger Freiwilliger gebildet worden, so wie übrigens auch der Bundesfreiwilligendienst, an dem auch Ältere teilnehmen können, der nach dem Beispiel der Jugendfreiwilligendienste gegründet wurde. Solche Initiativen setzen auf den neuen Aufbruch der »jungen Alten«, auf ihr Interesse, neue Formen des Miteinanders zu erproben. Sie sprechen damit eine Generation an, die schon in der eigenen Ausbildungs- und Studentenzeit neue Wohnformen erprobte und dabei prägende Erfahrungen mit Zusammengehörigkeit jenseits der Kleinfamilie machte.

Auf Schloss Blumenthal in Bayern haben sich Menschen zusammengetan, um gemeinsam anders zu leben. Eine bunte Mischung von Individualisten vom Parkettpfleger über den Mediziner, von der Hotelkauffrau bis zur Steuerfachangestellten oder Yogalehrerin. Ihre Zukunftsvision ist ein bedingungsloses Grundeinkommen für jedes Mitglied aus den Gewinnen der Betriebe und eine gemeinsame Altersversorgung. Schloss Blumenthal ist eine GmbH & Co. KG mit einer Investitionssumme von 5 Millionen Euro jährlich. Die Basis bildet ein Hotel mit 80 Betten in einem alten Herrenhaus, ein Gasthaus sowie Gärten und Parks. »Wir stehen hier immer vor der Frage, wie sieht unsere Balance zwischen Ökonomie und Gemeinschaft aus«, wird einer



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