Naturrituale: Mit schamanischen Ritualen zu den eigenen Wurzeln finden (German Edition) by Naturrituale Storl

Autor:Naturrituale Storl [Storl, Naturrituale]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: AT Verlag
veröffentlicht: 2014-10-17T04:00:00+00:00

Sotho-Medizinmann, Südafrika.

Als Ethnobotaniker interessierten mich die Kräuter und ihre Anwendungen sehr. Ich war froh, den Alten, mit den Initiationsnarben im Gesicht, die ihn aussehen ließen, als hätte er eine unsanfte Begegnung mit einem Löwen gehabt, dabei zu haben und ihn immer wieder fragen zu können. Ganze Bündel eines grauen, eigenartig duftenden Krauts dominierten die Auslagen. Als ich ihn neugierig fragte, was das sein könne, riss er die Augen weit auf und dröhnte mit einer eindrücklichen Donnerstimme, als sei er von einem Geist besessen: »Das ist Imphepho! Der Rauch davon vertreibt die teuflischen Geister!«

Ich kaufte eines der großen Bündel des stark duftenden Krauts und war überrascht, wie begehrt es war. Der Alte nahm sich einen Teil. Eine Zulu-Frau, die Hausgehilfin, entdeckte die Kräuter, als sie am nächsten Morgen mein Bett machte. Unbedingt wollte sie etwas davon haben. Nachdem ich ihr großzügig einen Teil davon gegeben hatte, erzählte sie, dass die Immortelle nicht nur böse Geister vertreibt, sondern dass mit dem Kraut für die Ahnen geräuchert wird. Und jeder wisse doch, wie wichtig die Ahnen sind! Die Medizinleute, die Ngangas, benebeln sich mit dem schwelenden, süß duftenden Kraut, um in Trance zu fallen und die Geisterwelt zu besuchen. Diese Pflanze spielt eine zentrale Rolle in allen heiligen Zeremonien. Für die Bantus im südlichen Afrika ist der Duft zugleich heilig und heimatlich. Aber nicht nur für die Schwarzen, sondern auch für die weißen Buren, die Afrikaander, die seit fast vierhundert Jahren in Südafrika leben. Auch sie atmeten den Duft über Jahrhunderte hinweg ein, zumal sie Kooigoed in ihren Matratzen benutzten, denn es vertreibt Flöhe und Wanzen, und schenkt einen guten Schlaf mit angenehmen Träumen.

Da ich weder Xhosa noch Zulu bin, räuchere ich beim Puja-Ritual nicht mit dem Imphepho, es sei denn, ich will mit meiner Seele mit dem herrlichen Land Kontakt aufnehmen und dorthin auf »Astralreise« gehen. Es hat sich inzwischen herausgestellt, dass der Rauch ein gutes Heilmittel für Afrika-geschädigte Touristen ist, die sich aus ihrem Urlaub irgendwelche geschnitzten Masken mitgebracht oder den Fluch eines Ngangas auf sich gezogen haben. Manchmal steckt ein hungriger Geist in einer solchen Maske und bringt Unglück, solange er nicht gefüttert wird. Die unwissenden Touristen werden durch diese Beräucherung von ihrem Malheur, das sie durch ihre Leichtsinnigkeit auf sich gezogen haben, erlöst.

Kalahari: San-Busch

Pteronia onobromides

Eine weitere südafrikanische Pflanze, deren Duft das Leben der Buschmänner (Sanqua, Khoi oder Sab) von frühester Kindheit prägt, ist der San-Busch. Diese Jäger und Sammler, die Ureinwohner Südafrikas, verdanken sogar ihren Namen dem Brauch, ihre Körper mit duftenden Salben einzureiben. Sie benannten sich nach einem duftenden Korbblütler, den sie San nannten. Sie trockneten und zerpulverten die Blätter des Korbblütlers, mischten es mit Fett und rieben sich damit – zwecks Kosmetik oder der antibiotischen Wirkung – den ganzen Körper ein. Sie waren also die Sanqua (qua oder kwa, »Volk«), »das Volk, das sich mit dem duftenden Busch salbt«. Die Afrikaander, die vorwiegend aus Holland stammenden Buren, übersetzten es unmittelbar in ihre Sprache: Die Ureinwohner sind die Boesman, die Buschmänner (Van Wyk/Gericke 2000: 215).

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