Mut zum Wechsel by Ursula Kals

Mut zum Wechsel by Ursula Kals

Autor:Ursula Kals
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frankfurter Allgemeine Buch
veröffentlicht: 2015-09-23T00:00:00+00:00


Es klingt in Ohren vieler reizvoll, eine Softwarefirma zu gründen oder einen Blumenladen zu eröffnen. Wer das vorhat, sollte das tun, was jungen Leuten auf der Suche nach dem für sie geeigneten Beruf bei der Entscheidung hilft: Er sollte hospitieren und die Realität mit seinen Wünschen wenigstens einigermaßen abgleichen (siehe Kapitel 10 ). Im Fall eins bedeutet das zum Beispiel, sich auf einen rasant drehenden Markt voller Innovationen einzustellen, und zwar permanent. Es bedeutet, das existenzgefährdende Preisdumping der Großkonzerne im Auge zu halten, eine Drohkulisse, die sich noch höher türmen wird. Es bedeutet, regelmäßig Fachmessen zu besuchen und kreuz und quer durch die Republik zu reisen. Im Fall zwei heißt das, regelmäßig zu nachtschlafender Stunde in zugigen Großmarkthallen nach Ware Ausschau zu halten. Es bedeutet, sich mit knappen Gewinnspannen und schwer berechenbarem Käuferverhalten (unter anderem der so genannten schwer durchschaubaren hybriden Käufer) zu arrangieren und mit zerstochenen Fingern schwere Wasserkübel zu schleppen. Stellt so ein Arbeitsalltag eine Alternative dar? – Aber es bedeutet natürlich auch, sein eigener Herr zu sein, am Puls der Innovationen sein zu können und im Fall 2 sich Lilienduft um die Nase wehen zu lassen und phantasievolle Rosenarrangements zu erschaffen.

Eine Frankfurter Geschäftsfrau hat sich mit einem exquisiten Textil- und Handarbeitsladen selbständig gemacht. Studiert hat sie Geisteswissenschaften, dann hat sie eine Buchhändlerlehre draufgesattelt. Sie arbeitet jetzt deutlich mehr und verdient erheblich weniger als in ihrer Zeit als Angestellte. Und die langen Abende, wenn sie und ihre Geschäftspartnerin die Umsatzsteuer machen müssen, die könnte sie gut entbehren. Zurück in ihr altes Dasein will sie jedoch um keinen Preis. „Ich weiß, dass ich das für das Eigene mache und ich flexibel handeln kann. Zum Beispiel, was unsere Öffnungszeiten anlangt. Ich bin nicht mehr von Menschen abhängig, die mir dumme Vorschriften machen, und ich muss nicht mehr unsinnige Entscheidungen ausbaden, während sich andere wegducken.“ Sie ist zufrieden mit ihrer Entscheidung, die einige Jahre in ihr gereift ist.

Auch Anne-Marie Bekkaye hat sich jahrelang auf ihre Geschäftsidee vorbereitet und lebt vom keltischen Harfenklang: Die gelernte Goldschmiedin, Fremdsprachenkorrespondentin und Übersetzerin betreibt im Münchener Stadtteil Haidhausen ein kleines, gut gehendes Harfenatelier und kann seit einigen Jahren vom Bau der Harfen leben. Dafür arbeitet sie je nach Auftragslage manchmal bis tief in die Nacht. Ihr Beruf ist künstlerisch anspruchsvoll, aber auch sehr bodenständig, sagt sie. „Einmal dösen und man ist mit dem Finger im Hobel. Das sage ich gerne verträumten Besuchern. Ich habe oft Sinnsucher hier, die falsche Vorstellungen vom Handwerk haben. ‚Du kannst mal eine Runde schleifen!‘, sage ich dann. Der Muskelkater läutert solche Leute schnell“, lacht die lebenstüchtige Frau aus Bielefeld, die ihren ungewöhnlichen Nachnamen der vorübergehenden Ehe mit einem Targi verdankt.

Die Tochter eines Ingenieurs und einer Drogistin arbeitet leidenschaftlich gerne als Harfenbaumeisterin, und ihre Berufswechsel haben sie da beständig hingeführt: „Schon als Kind wollte ich Künstlerin werden. Der Erwartungshaltung meiner Eltern und später meiner Lehrer entsprach das natürlich nicht.“ Zweifellos ist sie der Typ für eine Existenzgründung und kann gelassen mit einer schwankenden Auftragslage leben. Mit der ihr eigenen Mischung aus unkonventionellen



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