Liebet Eure Banker! Denn ihr werdet sie noch brauchen by Schmitt HUbert-Ralph

Liebet Eure Banker! Denn ihr werdet sie noch brauchen by Schmitt HUbert-Ralph

Autor:Schmitt, HUbert-Ralph [Schmitt, HUbert-Ralph]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch-Finanzen
ISBN: 9783898797160
Google: LIR6MAEACAAJ
Herausgeber: FinanzBuch Verlag
veröffentlicht: 2012-08-10T00:00:00+00:00


7. Und ewig wandelt sich die Rechtsprechung

Was vor zehn bis 15 Jahren noch als unmöglich erschien, ist heute gang und gäbe: Das Verhältnis zwischen Kunde und Bank ist zunehmend von Rechtsthemen beseelt. Dies mag zum Teil zugunsten der Kunden sein und zum Teil zulasten der Banken gehen. Die immer stärkere Partizipation der Justiz am Bankgeschäft wird auf jeden Fall in der Zukunft Auswirkungen auf das Geschäftsverhältnis zwischen Bank und Kunde haben.

Grundsätzlich ist die Voraussetzung für jede Anlagetätigkeit der Wille des Kunden. Der aber, das haben wir schon erwähnt, ist mental vielfach überfordert, Anlageentscheidungen in ihrer ganzen Tragweite zu erkennen. Und er hantiert dabei oft mit Summen, die außerhalb seines täglichen Lebensbedarfs liegen. Dies gilt für die klassische Geldanlage, für den Vertrieb von Finanzdienstleistungsprodukten, aber auch für das Thema der Vermögensverwaltung an sich.

Die Psyche des Kunden fordert, dass er für das von ihm Ersparte und angehäufte Kapital eine möglichst hohe Verzinsung haben will. Je höher die Verzinsung liegt, desto höher ist aber bekanntlich auch das Risiko. Im Rahmen von Erstgesprächen zwischen Bank und Kunde ist, so zeigt es die Erfahrung, das Thema Risiko in Zeiten fallender Märkte äußerst akut, in Zeiten von steigenden Märkten wird es aus dem Blickwinkel des Kunden, aber auch des Bankers vielfach ignoriert.

Sei es dieses Verschließen der Augen gegenüber Risiken, sei es bewusste oder unbewusste Fehlberatung, sei es einfach Pech – Tatsache ist, dass es viele Beispiele dafür gibt, dass Anleger Geld verloren haben, obwohl – oder weil – sie der Bank vertraut hatten. Dies ist für die Anleger schmerzlich. Die Rechtsprechung aber öffnet Wege, wie man sich den Schaden durch den Vermittler, sprich die Bank, ersetzen lassen kann.

Der Begriff der »anlegergerechten Beratung« ist durch die fortschreitende Haftung der Banken gegenüber dem Anleger juristisch immer mehr in den Vordergrund gerückt. Tatsache ist, dass vielfach Anlageprodukte aus Vertriebsgedanken heraus verkauft wurden, die eben nicht anlegergerecht waren. Ein mit Derivaten strukturiertes Produkt, dessen Erklärung schon für den Banker einen hohen geistigen Akt bedeutet, sofern er es selbst begriffen hat, kann für einen Normalanleger nicht das Richtige sein. Diese Produkte sind in der Vergangenheit platziert worden, sie werden möglicherweise bei der nächsten Wertpapierhausse ebenso platziert werden.

7.1 Was bedeutet anlegergerecht?

Kein Wort ist in der Rechtsprechung über die Haftung von Banken und Bankern so strapaziert worden wie die »anlegergerechte Beratung« des Kunden. Ist anlegergerecht das, was der Anleger möchte? Ist anlegergerecht das, was der Anleger vielleicht hätte haben wollen nach Ablauf der Laufzeit der Anlage? Oder ist eigentlich gar kein Anlageprodukt anlagergerecht? Das Wort Anlegergerechtigkeit hat vielerlei Auslegungen.

Wir bewegen uns hier zwischen moralischen Grundsätzen und politischen Grundkonstellationen. Interessant ist in der Definition der anlegergerechten Beratung von Bankprodukten, dass dabei zwischen dem Guten und dem Bösen unterschieden wird. Der Anleger ist ausschließlich der Gute und der Vermittler, also die Bank, per se der Böse. Vielfach reduzieren Gerichte heute Auseinandersetzungen zwischen Kunden und Banken auf diese quasi moralischen Standpunkte. Damit machen sie es sich aber zu einfach.

Anlegergerecht bedeutet, dass der Banker versucht, die Motivation, den ökonomischen Bildungsgrad, die Vermögenssituation und sonstige Themen des Anlegers zu erkennen, um ihm dann ein entsprechendes Produkt empfehlen zu können.



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