Liebe und Lippenstift (German Edition) by von Bergstedt Aenne

Autor:von Bergstedt, Aenne [von Bergstedt, Aenne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MarWin Verlag UG (haftungsbeschränkt) Berlin Hamburg
veröffentlicht: 2015-01-31T16:00:00+00:00

7. Kapitel

Als Sabine am nächsten Morgen aus dem Bett kroch, fühlte sie sich total verkatert. Am liebsten hätte sie sich gleich wieder auf die andere Seite gedreht, aber die Anwendungen warteten und außerdem hatte sie schrecklichen Durst. Mühsam rappelte sie sich also auf.

„Himmel, mein Kopf", stöhnte sie leise, während sie in ihren Bademantel schlüpfte. „Diese Waldschlösschen-Partys haben es entschieden in sich. Aber aus Schaden soll man ja bekanntlich klug werden. Also, nie wieder Alkohol!“

Wie üblich führte Sabines erster Weg auf die Waage. Dort wartete jedoch der zweite Tiefschlag des Morgens auf sie.

Ungläubig starrte sie auf den Zeiger, der in den letzten Tagen – langsam zwar, aber doch kontinuierlich - brav nach links gewandert war. Und nun? Wie festgewachsen stand er da und schien, obwohl sie ihren Diätplan doch wirklich strikt eingehalten hatte, nicht bereit, auch nur ein einziges Gramm nachzugeben. Die Cocktails von letzter Nacht mussten wahre Kalorienbomben gewesen sein.

Den Rest bekam Sabine dann allerdings vor dem Spiegel.

„Ich sehe genau so aus, wie ich mich fühle“, stellte sie entsetzt fest, wandte sich resigniert ab und überlegte allen Ernstes, ob sie nicht doch wieder ins Bett gehen sollte. Aus Tagen, die so begannen, konnte ohnehin nichts gescheites mehr werden.

Also zurück in die weichen Kissen.

Sabine gönnte ihrem inneren Schweinehund noch einmal volle dreißig Minuten freien Auslauf, dann nahm sie ihn an die kurze Leine, rappelte sich erneut auf und ertränkte ihn endgültig unter der Dusche.

Prompt weckte das lauwarme Wasser neue Lebensgeister und das leichte Make-up, das sie wenig später auflegte, verdeckte die letzten Spuren der Nacht auf ihrem Gesicht. Nicht gerade wie neu, aber dennoch ganz passabel aussehend trat sie schließlich auf den Balkon hinaus und atmete, um sich den letzten Kick zu holen, tief die würzige Luft ein.

Ach ja, wirklich schön war es hier. So langsam begann sie, sich einzugewöhnen und auch ihr Heimweh ließ ein wenig nach. Es waren aber auch alle – wenn man von der arroganten und ständig schlecht gelaunten Marina einmal absah - sehr nett und kameradschaftlich.

Jetzt konnte sie sich auch wieder auf die Busfahrt nach Regensburg und das dortige Bürgerfest freuen.

„Aber als erstes gehe ich jetzt frühstücken“, entschied sie, mit einem trotzigen Blick durch die offene Badtür auf die ignorante Waage. „Und zwar gut und reichlich.“

Im Speisesaal traf Sabine auf Monika und Birgit, die, obwohl ebenfalls ein wenig übermüdet aussehend, verträumt in ihren Tassen rührten.

„Einen wunderschönen guten Morgen.“

Freundliches, jedoch immer noch abwesendes Nicken war die einzige Reaktion.

Sabine setzte sich grinsend und beobachtete ihre Mitstreiterinnen eine Weile.

Musste Liebe schön sein.

„Wenn ihr so weitermacht bekommt euer Kaffee einen Drehwurm und dann wird ihm übel“, warnte sie schließlich.

Keine Antwort.

„Was habt ihr denn heute Morgen für Anwendungen?“

Nichts.

Ratlos sah Sabine von der einen zur anderen. Trübten rosarote Brillen neuerdings nicht nur den Blick, sondern auch das Gehör? Dann würde die Wissenschaft unbedingt etwas dagegen unternehmen müssen.

Einstweilen begnügte sie sich jedoch damit, auf den Tisch zu klopfen.

„Hallo, jemand Zuhause?“

Monika fuhr zusammen.

„Guten Morgen Sabine“, meinte sie erstaunt. „Ich habe dich gar nicht bemerkt.“

„Du schmeichelst mir. Dabei bin ich doch gar nicht so leicht zu übersehen.

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