Liebe auf den ersten Biss by Christopher Moore

Liebe auf den ersten Biss by Christopher Moore

Autor:Christopher Moore
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2011-02-05T23:00:00+00:00


Sonnenuntergang. Als Jody zu sich kam, hatte sie Schmerzen und roch verbrannte Haut. Sie rückte von der Hitze ab, brach durch die Deckenfliesen und landete krachend in einem Spülbecken voller Teller. Ein Mexikaner wich vor ihr zurück, bekreuzigte sich und rief die Namen spanischer Heiliger, während Jody aus dem Waschbecken kletterte und sich den Schaum von Jacke und Jeans wischte. Als sie ihre Oberschenkel berührte, ging sie vor Schmerz fast an die Decke.

»Scheiße, tut das weh!«, rief sie und hüpfte auf einem Bein herum, weil das eigentlich immer hilft, egal, wo es einem wehtut. Ihr Stiefel klackte über die Fliesen, was wie eine hinkende Flamencotänzerin klang.

Der Mexikaner machte kehrt und rannte aus dem Spülraum in die Bäckerei.

Die Bäckerei. Als ihre Armbanduhr Alarm geschlagen hatte, war sie in die kleine Gasse gelaufen und hatte an allen Türen gerüttelt. Die einzig unverschlossene Tür führte ins Lager einer Bäckerei.

Sie brauchte ein Versteck, in dem sie unbehelligt schlafen konnte, und wollte sich schon unter zwei großen Mehlsäcken verstecken, wusste aber nicht, ob die Bäcker das Mehl heute brauchen würden. Sie war schon einmal in einem Leichenschauhaus aufgewacht (nachdem Tommy sie eingefroren hatte), als ein nekrophiler Leichenwärter seine Wurstfinger und andere Körperteile an ihrem halbnackten Leib rieb. Der Typ hatte ihr die ganze Sache irgendwie vermiest. Nein, sie musste ein versteckteres Versteck finden.

Einer der Bäcker war in den Lagerraum gekommen. Sie konnte seine Stimme und die Schritte draußen vor der Tür hören. Sie sah sich um, und ihr Blick blieb an der schmierigen Decke hängen. Sie sprang auf die Mehlpalette, hob eine Platte mit der Verschalung an und stellte fest, dass diese gut einen Meter zwanzig unterhalb der eigentlichen Zimmerdecke aufgehängt war. Gesegnet seien alte Häuser! Sie griff nach einem Wasserrohr und zog sich durch die Zwischendecke, umklammerte mit den Beinen ein Wasserrohr, dann schob sie die Platte mit der freien Hand an Ort und Stelle. Die ganze Aktion hatte keine zwei Sekunden gedauert.

Sie lauschte, während der Mann unter ihr eine Weile herumlief, dann einen der großen Mehlsäcke schulterte und hinausging. Es war Rettung in letzter Sekunde.

Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Keine Minute mehr, bis sie umfallen würde. Sie sah vier Rohre, parallel zur Decke. Sie waren lauwarm, weshalb Jody sie im Dunkeln überhaupt erkennen konnte. Sie waren fünf Zentimeter dick und mehrfach verschraubt. Die würden halten.

Sie krabbelte auf die Rohre, zog ihre Lederjacke aus, breitete sie über die Rohre, dann schob sie sich bäuchlings darauf. So konnte sie auch nicht herunterfallen, falls sie mit einem Bein abrutschte. Sie war gerade dabei, ihre Zehen zwischen die Rohre zu zwängen, da schlief sie ein.

Das Problem war nur, dass die Rohre frühmorgens gar nicht benutzt wurden. Als dann Leben ins Haus kam, rauschte heißes Wasser hindurch, und Jody war den ganzen Tag der kochenden Hitze ausgesetzt gewesen. Die Jacke hatte ihr Gesicht und den Oberkörper geschützt, aber ihre Schenkel waren in der Jeans angeschmort worden.

Jody biss die Zähne zusammen und lief hinaus in die Backstube. Weit und breit kein Mensch. Natürlich! Bäcker arbeiteten nachts und am frühen Morgen.



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