Lernlust. Worauf es im Leben wirklich ankommt by Peter M. Endres/Gerald Hüther

Lernlust. Worauf es im Leben wirklich ankommt by Peter M. Endres/Gerald Hüther

Autor:Peter M. Endres/Gerald Hüther [Hüther, Peter M. Endres/Gerald]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Murmann Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 2016-10-29T00:00:00+00:00


■ ■ ■ Darüber müssen wir reden

Endres: Transparenz ist Ausdruck von Offenheit und Ehrlichkeit. Als Vater von vier Kindern, der mehr als einmal mit unerfreulichen Schulnoten konfrontiert war, habe ich allerdings den Eindruck, dass es mit der Klarheit bei diesen Zensuren nicht immer so weit her ist.

Hüther: Sie können nicht transparent sein, weil zu stark ein subjektiver Bewertungsfaktor eingeht – so sehr Lehrer es auch vermeiden oder verschleiern wollen. Umgekehrt stellt sich die Frage: Was ist der Vorteil von Intransparenz?

Endres: Die Antwort ist relativ einfach: Wissen ist oder besser war Macht.

Hüther: Richtig. Intransparenz ist ein Machtaneignungsversuch. Er ist kein Zeichen von großer Stärke. Denn wenn es jemand nötig hat, sich Macht anzueignen, ist er offenbar vorher in einer Situation gewesen, in der er sich eher ohnmächtig gefühlt hat.

Endres: Also ist Transparenz Ausdruck innerer Stärke? Oder umgekehrt formuliert: Nur jene brauchen Intransparenz, die sich ohne ihren Wissensvorsprung ohnmächtig fühlen.

Hüther: Dann wäre Transparenz ein geeignetes Mittel, um Machtstrukturen, die durch Aneignung von Macht entstanden sind, zu unterminieren. Es ist sinnlos, etwas verheimlichen oder verschleiern zu wollen, wenn man damit rechnen muss, dass es ans Tageslicht kommt. Damit ist meines Erachtens etwas Dramatisches in unserer Gesellschaft geschehen: Den Machtzentren ist die Hoheit über die Kommunikationssysteme abhandengekommen. Die digitale Revolution ermöglicht, dass sich jeder immer und von nahezu überall zu Wort melden kann, wenn er etwas Wichtiges entdeckt hat. Das beraubt Unternehmen, Einrichtungen, Institutionen und Organisationen der Chance, etwas Geheimes geheim zu halten.

Endres: Gemach, gemach. Ich kann mir sehr wohl Einrichtungen vorstellen, die nur überleben können, weil es Transparenz und Offenheit nicht gibt. Auch wir haben unser Unternehmen jahrelang abgeschottet – einfach aus der berechtigten Befürchtung heraus, dass unsere Produkte kopiert werden. Was auch regelmäßig geschehen ist, inklusive der Rechtschreibfehler in den Vertragsbedingungen. Erst seit ich zu der Erkenntnis gelangt bin, dass im Wettbewerb Können und nicht Wissen entscheidet, war ich bereit, vollständig transparent zu handeln. Den Vorsprung jetzt und auf lange Sicht bilden die Fähigkeiten der Mitarbeiter und ihre Motivation. Wenn man als Unternehmen in einer offenen und transparenten Welt erfolgreich bleiben will, ist das der einzige Schutz gegen Wettbewerber.

Hüther: Weil man es nicht kopieren kann.

Endres: Ja. Und das Interessante an dieser Erkenntnis: Sie müssen daran glauben, testen können Sie es nicht. Wenn jeder Vorstandsprotokolle lesen darf, muss ich glauben, dass es mir am Ende des Tages nicht schadet. Und ob es mir schadet, weiß ich vielleicht erst in zehn Jahren.

Hüther: Aber so haben Sie immerhin die Chance minimiert, dass jemand Informationen nutzt, um Macht zu erlangen.

Endres: Richtig. Aber ich glaube, dass Intransparenz in manchen Bereichen schlicht notwendig ist. Würde ich den Algorithmus von Google kennen, der die Reihenfolge der Suchergebnisse produziert, wäre ich in der Lage, unsere Maßnahmen zu verbessern. Das ist Wissen, das geschützt werden muss, sonst ist das Unternehmen seiner Grundlage beraubt.

Hüther: Obwohl das Wissen darüber gesamtgesellschaftlich mehr Nutzen stiften würde.

Endres: Wobei ich ein gewisses Grundverständnis dafür mitbringe, dass Google Gewinn machen will.

Hüther: Schon richtig. Ich weiß es nicht, wie wir das in Zukunft lösen wollen. Aber ich weiß, dass



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