Lady Annes Geheimnis by Martha Sophie Marcus

Lady Annes Geheimnis by Martha Sophie Marcus

Autor:Martha Sophie Marcus [Sophie Marcus, Martha]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-7214-4
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2019-03-19T00:00:00+00:00


16. Kapitel

Ian hatte nicht die Geduld und Gelassenheit seines Onkels. Als Mackay sie beide am vierten Tag nach der Krönung aus der Stadt gejagt hatte, musste Onkel Max seine ganze Überredungskunst aufwenden, um ihn zu beruhigen. Nur ihm war es zu verdanken, dass Ian sich damit begnügte, Anne von unterwegs unter dem Namen Josefina Jenkins einen heimlichen Brief zu senden. Eigentlich hatte er bei der ersten Gelegenheit umkehren wollen, um sich nach London zurückzuschleichen und seinen Sohn im Handstreich aus den Klauen der Campbells zu befreien. Wenn er das richtige Haus auch erst hätte finden müssen, denn ihr Spion hatte es aus Angst vor Entdeckung nicht gewagt, Mackay auf den Fersen zu bleiben.

Onkel Max hatte zuerst versucht, ihm die Sache ganz auszureden, auf halber Strecke nach Hause dann jedoch eingelenkt. Statt Ian aufzuhalten, hatte er einen ordentlichen Plan mit ihm geschmiedet und den Sohn eines Freundes, bei dem sie auf der Rückreise haltmachten, als Komplizen gewonnen. Der junge Jacob sah Ian ähnlich genug, um in seiner Kleidung und auf seinem Pferd mit Onkel Max weiter nach Schottland zu reiten und auf diese Weise Ians Unternehmung einigermaßen zu verschleiern.

So war es gekommen, dass Ian zwei Wochen nach der Krönung in der abendlichen Herbstdunkelheit heimlich einer Sänfte nachlief, in der Anne Baynes saß. Nachdem er von einem Schuhputzer in der Fleet Street nicht nur erfahren hatte, in welchem Haus die »schottische Familie« mit dem dreijährigen Kind wohnte, sondern auch von einer Lady, die sich ebenfalls für diese Leute interessierte, schlich er um den St. James’s Palast herum. Anne eine Nachricht mit der Bitte um ein Treffen zu schicken wagte er auch unter dem Namen Josefina Jenkins nicht. Falls das Palastpersonal in der Post spionierte, würde ihnen zwar ein Brief, in dem es um einen kranken Neffen ging, nicht auffallen. Die Anbahnung einer Verabredung hingegen war für Spione sicher stets von Interesse.

In die Kellerschenke, vor der Annes Chairmen die Sänfte absetzten, ging zuerst der Footman. Erst als er wieder herauskam, verließ Anne die Sänfte und stieg die fünf Stufen zum Eingang hinab. Gleich darauf kam das Mädchen die Straße entlanggelaufen, das er schon im Scot’s Inn mit Anne zusammen gesehen hatte. Die Kleine winkte dem Footman zu und huschte ebenfalls in die Schenke.

Der Footman blieb bei den Chairmen und unterhielt sich mit ihnen, beobachtete dabei jedoch aufmerksam jeden, der sich anschickte, das Gebäude zu betreten. Offensichtlich nahm er seine Rolle als Beschützer der Lady ernst. Bis zu diesem Moment hatte Ian sich vier Häuser weiter damit beschäftigt, zur Tarnung beide Stiefel und sogar die Strümpfe aus- und wieder anzuziehen, als müsste er Steine, Sand oder Dornen daraus entfernen. Bisher war der Blick des Footmans über ihn hinweggeglitten, doch lange würde das nicht so bleiben. Ian entschied, dass er weniger verdächtig wirkte, wenn er die Schenke einfach betrat. Seine Kleidung würde ihn nicht verraten, denn er hatte sorgfältig darauf geachtet, nichts zu tragen, was ihn als Schotten kenntlich machte. Außerdem beschatteten die geliehene Perücke und ein breitkrempiger Hut sein Gesicht.

Ohne noch einmal zur Sänfte hinzusehen, marschierte er zur Treppe und hinab in die Schankstube.



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