Bastardlieben. Erotische Geschichten by Cornelia Arnhold

Bastardlieben. Erotische Geschichten by Cornelia Arnhold

Autor:Cornelia Arnhold [Arnhold, Cornelia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105604823
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-09-17T16:00:00+00:00


Nachdem er gegangen war, stellte ich mich vor den Spiegel, um nach dem Grund zu suchen. Einen Grund mußte es ja geben, einen sichtbaren, zu ertastenden Grund für seinen plötzlichen Rückzug. Sobald ich ihn gefunden hätte, würde ich mich leichter fühlen.

Hatte ich mich verändert? War ich dicker oder dünner geworden? Störte ihn die neue Frisur? Oder gab es eine andere?

Keinen Moment habe ich an das abrupte Ende unserer Liebe geglaubt.

Auf welche Frauen stehst du? hatte ich ihn einmal gefragt und mich mal madonnamäßig, mal edel oder schlampig-punkig präsentiert. Such dir eine aus, ich kann jede sein. Es macht mir Spaß, mir immer wieder ein neues Make-up auszudenken, mit dem sogar alte Bekannte mich nicht wiedererkennen. Mein Gesicht ist die ideale Leinwand, nichts ist zu groß oder zu klein. Ungeschminkt ist es so neutral wie Papier. Geschminkt ist es eine kostenlose Werbefläche. An einem Ohr baumelt dann meine Visitenkarte. Als Visagistin verdiene ich inzwischen nicht schlecht.

Ich stand vor meinem Spiegelbild und sah mir in die Augen. Die Lider waren nicht geschwollen. Ich hatte keine Träne vergossen. Wozu auch? Tränen ändern nichts. Ich bin keine von denen, die sich den Schmerz umlegen wie eine Aura, um einen Mann dazu zu bringen, sich zu fühlen wie ein Asyl. Er wäre aber lieber eine Bank. Sie sind immer eine Bank, fest geschlossen und abgesichert gegen Eindringlinge. Man muß sich an die Öffnungszeiten halten oder einen anderen Zugang suchen.

Ich betastete meine Arme. Die Knochen liegen dicht unter der Oberfläche, Elle und Speiche sind flach wie ein Gitarrenhals. Ich preßte die Finger auf die Schlagader am Handgelenk und beobachtete die roten Flecke, die schnell verblaßten, sobald ich losließ.

Mein Körper ist kein Lockvogel, ihm fehlen die aufreizenden Vorsprünge und Einbuchtungen, dafür ist er schlank und biegsam wie ein Puppenkörper. Nur die Schamlippen fallen üppig und beinahe kahl aus dem Rahmen. Sie erinnern auffallend an die prallen dunkelroten Kämme freilaufender Hühner. Eine Zeitlang habe ich ernsthaft erwogen, mir dort zusätzliche Haare einpflanzen zu lassen.

Ich kehrte mir den Rücken und sah über die Schulter zurück auf den hellen Umriß im Glas. Aber auch dort fand sich nichts Ungewöhnliches. Keine Kratzer, keine Flecken, nirgends Spuren seiner Hände. Als habe er sich nie an diese Haut gepreßt, in diesen Mund geatmet, auf mir geweint, das Schwein.

Ich sah aus wie immer.

Ein Knacken unterbrach meine Betrachtungen. »Hier ist der Anschluß …«

Im Spiegel beobachtete ich, wie sich der Puppenkörper spannte und gierig auf meine eigene Stimme lauschte. Jemand räusperte sich frei, eine unbekannte Männerstimme. Mein Körper entspannte sich.

Ein humorloses Kichern war zu hören. »Biste allein …?«

Ich sah zum Fenster, das zeigte die vertraute Hauswand gegenüber und ein leeres Dach.

»Haste Angst?« Wieder dieses blöde Kichern. Auf der Stimme schienen Schweißperlen zu wachsen. »Dein lausiger Arsch … wie der zittert …«

Das Schnaufen wälzte sich durch den Raum und dröhnte von Wand zu Wand. Ich hatte den Anrufbeantworter voll aufgedreht, damit ich ihn unter der Dusche hören würde, falls Cecil es sich anders überlegte und doch noch anrief.

»Achtung, jetzt kemmt er …«

Ich lauschte dem Stöhnen und betrachtete mein Knie, das sich gegen die Tischkante stützte.



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