Internationale Finanzwirtschaft by Klaus Spremann

Internationale Finanzwirtschaft by Klaus Spremann

Autor:Klaus Spremann
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783658238209
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden


© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019

Klaus SpremannInternationale Finanzwirtschaftessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-23820-9_4

4. Währungsräume

Klaus Spremann1

(1)Schweizerisches Institut für Banken und Finanzen, Universität St. Gallen, St. Gallen, Schweiz

Klaus Spremann

Email: [email protected]

Verschiedene Wechselkursregimes behindern oder fördern die internationale Spezialisierung.

4.1 Geld- und Kapitalströme

Der Handel zwischen den Nationen führt zu internationalen Geldströmen: Länder mit Überschüssen können Geld anlegen (oder Schulden zurückzahlen), Länder mit Defiziten müssen Geld aufnehmen (oder im Ausland vorhandene Vermögenspositionen verkaufen). Zusätzlich bringt auch die Finanzwirtschaft eines Landes von sich aus Kapitalströme mit sich, die ins Ausland gehen oder von dort kommen. Heute sind die Finanzmärkte so groß, dass Exporte und Importe sogar den geringeren Teil der internationalen Ströme von Geld und Kapital bedingen.

Ein Beispiel: Lebensversicherungen wenden das Kapitaldeckungsverfahren an und halten deshalb hohe Finanzanlagen. Doch der inländische Kapitalmarkt ist vielleicht nicht groß und liquide genug. Das war so in Österreich bis zur Einführung des Euro. Weil der Finanzmarkt für in Schilling notierter Währung wenig ausgebildet war, haben die österreichischen Lebensversicherer die Beiträge auf dem deutschen und auf dem amerikanischen Kapitalmarkt angelegt.

Der amerikanische Kapitalmarkt ist attraktiv, weil 1) der Dollar eine global wichtige Währung ist, 2) die dort gehandelten Wertpapiere hohe Liquidität haben, 3) die Rechtsprechung der USA Forderungen und Beteiligungen schützt und weil 4) die amerikanische Zentralbank (Fed) stets eine stabiliserende Politik verfolgt hat. Aufgrund der Liquidität waren und sind zudem 5) die Kapitalkosten etwas niedriger, weshalb zahlreiche Länder, die Kapital benötigen, dies in den USA aufgenommen haben.

Die komparativen Vorteile einer Verschuldung in Dollar war auch ein Grund für die Asienkrise 1997–1998. Zahlreiche Unternehmen hatten sich aufgrund der höheren Effizienz des amerikanischen Bankensystems in Dollar verschuldet (sowie aufgrund des geringen Zinssatzes in Yen). Die asiatischen Schuldner erhielten ihre Umsatzerlöse hingegen überwiegend in heimischer Währung. Schon ein kleiner Rückgang des Außenwerts der heimischen Währung brachte alle Unternehmen mit Schulden in Fremdwährung in finanzielle Schwierigkeiten, wodurch die heimischen Währungen noch stärker fielen. Denn die Auslandsschulden der involvierten Länder waren höher als ihre Währungsreserven.

Heute ist ein jedes Land daheim und im Ausland verschuldet. Schulden haben die Privathaushalte (etwa als Hypothekarschulden), die Unternehmen und die staatlichen Einrichtungen (Kommunen, Länder, Bund). Der Gesamtbestand an Schulden in der Welt beträgt, umgerechnet in Euro, 211 Billionen EUR, das ist über dreimal so groß wie das weltweite Bruttoinlandsprodukt. In Japan, Griechenland und Italien ist die Staatsverschuldung im internationalen Vergleich hoch. In Hongkong, Irland und China haben Unternehmen vermehrt Kredite aufgenommen. In Ländern wie Schweden, Norwegen und Kanada ist durch die enorm gestiegenen Immobilienpreise die Verschuldung privater Haushalte kritisch hoch. Die Gläubiger sind Privatpersonen und institutionelle Investoren, die wiederum für ihre Kunden anlegen. Die in Wertpapieren angelegten Vermögen (Bankeinlagen, Wertpapiere, Ansprüche gegen Versicherungen und Pensionsfonds, ohne Immobilien) werden mit rund 170 Billionen EUR geschätzt, und fast die Hälfte (45 %) der Vermögenden wohnen in den USA.

Internationale Kapitalströme werden auch durch grenzüberschreitende Investitionen in Unternehmen verursacht. Auch hierbei ist der US-amerikanische Finanzmarkt attraktiv, weil sich die Amerikaner von ihrem Grundverständnis her eine für Unternehmen durchaus vorteilhafte Fiskalpolitik wünschen: Unternehmen sind geschützt und werden wenig kritisiert, und immer wieder werden die Steuern gesenkt. Zudem werden Ausländer, die Aktien halten, nicht gegenüber Inländern diskriminiert.



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