Immorality Engine by George Mann

Immorality Engine by George Mann

Autor:George Mann [Mann, George]
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783492958608
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-09-20T18:53:30+00:00


17

Die Droschke rumpelte durch die Dunkelheit, die hölzernen Räder knarrten protestierend, als die Karosse über die unebenen Pflastersteine holperte. Vorne an der Kabine hing an einem geschwungenen Ausleger aus Messing eine einsame Lampe wie ein Tropfen Licht. Der Fahrer kauerte, in einen dicken Wollmantel gehüllt, oben auf dem Kutschbock.

Drinnen saß Charles Bainbridge und fühlte sich alt und müde. Den ganzen Tag über hatte er beinahe hektisch daran gearbeitet, umfassende Ermittlungen in Gang zu bringen, die Sicherheitsmaßnahmen für den Palast zu regeln und sich mit der Leibwache der Queen abzustimmen. Er hatte kaum einmal die Zeit gefunden, innezuhalten und nachzudenken. Schließlich hatte er noch einen Teil des Nachmittags in der Leichenhalle verbracht – der dritte Besuch in ebenso vielen Tagen. So seltsam es war, allmählich gewöhnte er sich an das Gebäude. Dieses Mal musste er jedoch die unangenehme Erfahrung machen, einem Chirurgen der Polizei – oder eher einem Metzger – bei der Autopsie des Toten zuzusehen, den sie aus dem Palast hergeschafft hatten.

Abgesehen von dem Stahlbolzen in der Brust war der Mann jung, körperlich tüchtig und vollkommen gesund gewesen. Wie die Queen schon angemerkt hatte, war er gepflegt, ordentlich gekleidet und machte einen durchaus wohlhabenden Eindruck. Das hellblonde Haar war kurz geschnitten, er hatte grüne Augen und trug einen guten Anzug aus der Savile Row. Außerdem hatte er ein teures Cologne aufgelegt und bevorzugte offenbar preußische Zigaretten. Von diesen Kleinigkeiten abgesehen, die sich durch mehrfache gründliche Untersuchungen des Leichnams ergeben hatten, fand sich nicht der geringste Hinweis, mit dem Bainbridge arbeiten konnte. Er wusste schlicht und ergreifend nicht, wo er beginnen sollte.

Inzwischen eilte der Chief Inspector schon wieder durch die Stadt zum Palast, um eine weitere Audienz bei der Queen zu absolvieren. Hoffentlich war sie mit seinen Bemühungen zufrieden. Er fürchtete allerdings, dass dem nicht so war.

Bainbridge sackte auf der Sitzbank in sich zusammen. Anscheinend stand ihm nach dem anstrengenden Tag auch noch eine lange Nacht bevor. Er wünschte, er könnte sich mit einem Whisky und einer dicken Zigarre zurückziehen und vor dem Einschlafen am Kamin noch etwas Zeitung lesen. Es war schon viel zu lange her, dass er einen Abend so gemütlich hatte verbringen können.

Er hatte gerade noch Zeit gehabt, für Newbury eine Notiz zu schreiben und sie per Kurier zum Haus des Freundes nach Chelsea schicken zu lassen. Inzwischen fragte er sich, ob Newbury und Miss Hobbes bei Dr. Fabian im Grayling Institute irgendwelche Fortschritte gemacht hatten. Hoffentlich planten sie keine drastischen Maßnahmen, ohne ihn einzubeziehen. Als er darüber gesprochen hatte, die Bastion Society aufzuscheuchen, hatte im Gesicht des Agenten ein boshafter Funke geglommen. In diesem Moment war Newbury wieder ganz der Alte gewesen. Einerseits war es ermutigend und genau das, was Bainbridge und Miss Hobbes sich erhofft hatten, andererseits fürchtete der Chief Inspector, der Mann könne sie alle in Gefahr bringen.

Nach wie vor sorgte er sich um Newburys Gesundheit – und nicht nur darum, sondern auch um dessen geistige Verfassung. Auch wenn Newbury aufgrund der allerbesten Motive handelte, ging er möglicherweise unüberlegt vor, weil er immer noch durch das chinesische Kraut beeinflusst war.



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