Ich werde Papa!: Tagebuch eines Schwangeren by Thorsten Wortmann

Ich werde Papa!: Tagebuch eines Schwangeren by Thorsten Wortmann

Autor:Thorsten Wortmann [Wortmann, Thorsten]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Frauen, Ratgeber, Biografien & Erinnerungen, Sachbücher, Schwangerschaft, Satire, Humor, Comedy, Wunschliste
ISBN: 9783862652228
Google: OVi_kwEACAAJ
Herausgeber: Schwarzkopf + Schwarzkopf
veröffentlicht: 2014-10-26T16:00:00+00:00


9. August (17. Woche)

A Pain That I'm Used To

Abends sitzen Piet Jonah und ich auf dem Küchenboden und spielen mit seinen Autos, als Kathrin zur Tür hereinkommt. Sie sieht ziemlich fertig aus, mal wieder hat sie einen achtstündigen Arbeitstag in der Boutique hinter sich. Wortlos wirft sie Jacke und Tasche in die Ecke, müht sich aus ihren Schuhen und wirft diese polternd zu Boden, dann schlurft sie schnurstracks ins Wohnzimmer und lässt sich aufs Sofa plumpsen. Piet Jonah und ich unterbrechen unser Spiel und sehen nach, was mit der Mama los ist. »Ich hab solche Rückenschmerzen«, stöhnt sie, »ich muss erst mal einen Moment liegen!«

Die Arbeit in der Boutique macht ihr sichtlich zu schaffen. Es ist eine überwiegend stehende Tätigkeit, bei der auch schon mal schwerere Kisten mit Waren gehoben werden müssen. Vom schweren Heben wird in der Schwangerschaft sowieso abgeraten, da es Wehen und somit Frühgeburten auslösen kann. Und da Kathrins Bauch immer runder wird und das Baby an Gewicht zunimmt, kann man sich auch die Belastung für den Rücken leicht ausmalen. So präsentierte sich mir in den vergangenen Tagen immer das gleiche Bild des Elends.

Während Kathrin mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Sofa liegt, sage ich ihr, dass dieser Zustand so nicht weitergehen kann – dass sie sich überlegen muss, ob sie sich vom Arzt krankschreiben lässt. Aber sie winkt nur ab. »Meine Chefin hat nicht genügend Personal, um meinen eventuellen Ausfall kompensieren zu können«, erklärt sie mir. »Außerdem genieße ich bei ihr Privilegien, von denen andere Angestellte im Einzelhandel nur träumen können!« Ich sage, dass dies alles keine Rolle spielt, wenn das Wohl von Mutter und Baby darunter leidet. Kathrin wird sauer, weil ich diese Meinung nicht zum ersten Mal kundtue. »Ich kann am besten entscheiden, was gut für mich ist und was nicht«, knurrt sie. Weitere Überzeugungsversuche bringen jetzt offensichtlich nichts, deshalb halte ich auch lieber meine Klappe und gehe mit Piet Jonah wieder zurück in die Küche zum Spielen. Beim Rausgehen brummele ich nur angesäuert: »Ich find’s echt verantwortungslos!«

Kathrin geht nicht darauf ein und bleibt lieber schweigend auf dem Sofa liegen. Aber ich weiß genau, dass meine Liebste schon längst intensiv über eine Krankschreibung nachdenkt.



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