HAUPTSACHE GESUND! by ARND BRUMMER & KLAAS HUIZING

HAUPTSACHE GESUND! by ARND BRUMMER & KLAAS HUIZING

Autor:ARND BRUMMER & KLAAS HUIZING [BRUMMER, ARND; HUIZING, KLAAS]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Hansisches Druck- und Verlagshaus GmbH
veröffentlicht: 2015-08-29T16:00:00+00:00


ENDE! ENDE?

Merkt ihr eigentlich nicht, wie ihr zurückfallt in grausamste Epochen? Der Super-oder-gar-nicht-Gott, in dessen Ebenbildlichkeit ihr euch zu Hause fühlt, ist dem alten Thor, dem Wotan, dem Apollon, dem Zeus, dem Jupiter, dem Mars verwandt. Der Gott der Liebe, von dem uns dieser Jesus aus Nazareth erzählt, ist ein Gott, der leiden kann, mitleiden kann. Zu diesem Mitleiden gehört auch Selbstmitleiden. Sich selbst lieben und mit sich selbst leiden ist der Anfang in seinem Geiste. Das ist der Heilige Geist: der Geist des Fünf-grade-sein-Lassens, der Du-musst-nicht-Geist, der Kann-sein-Geist, der Lass-sie- und Lass-ihn-doch-Geist. Es ist der Feiergeist und der Zu-lange-geschlafen-Geist. Es ist der Geist, der ein Auge zudrückt, wenn deine Waage ein paar hundert Gramm mehr anzeigt. Der Geist Jesu ist der Geist der guten Vorsätze und des Scheiterndürfens. Er ist der Geist des Pläne-über-den-Haufen-Werfens aus Liebe. Der barmherzige Samariter ließ alle Pläne fatzen, um jemandem zu helfen. Ohne Rückversicherung.

Mein barmherziger Samariter isst und trinkt mit mir, wenn ich es brauche. Und wenn es mir schlecht geht, fährt er für mich zur Apotheke. Er ist für mich da und ich für ihn. Und dabei missachten wir die bestausgeklügelten und ach so berechtigten Regeln des Alltags. Das ist nicht schön, man muss es verantworten. Unser gnädiger Gott des „Ausnahmsweise“ will nicht, dass wir zu nichtdenkenden Sozialkamikaze werden. Sein Maß ist der Nächste. Und im Liebesgebot ist er mein nächster Gott. Und dieses Gebot gilt, so wie es Martin Buber erklärt hat: Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du. Der Fehlerverzeihgott braucht keine Scheiterhaufen, auf denen Ketzer brennen, weswegen er auch euch lieb hat in eurem Gesundheitskult und euch gnädig anblinzelt, ein Auge zudrückt, wenn ihr eure Unvollkommenheit hasst. Er hasst nicht, nicht einmal die Hasser. Und wenn ich von ihm träume, in meiner und eurer Gottes-Ebenbildlichkeit, dann träume ich von Wärme und Großzügigkeit, von Liebe und Hoffnung, an deren Göttlichkeit ich glaube oder anders gesagt: denen ich traue, auf die ich vertraue. Das Leben in jeglicher Art ist schwach. Und es ist eine starke Alternative, weil es schwach ist. Das hilft, auch gut gemeinten Ansporn auszuhalten, man muss nur schwach genug sein. Dann kann man Freund sein. „Den Freund kennzeichnet es vor allem, dass er nicht richtet“, schrieb Antoine de Saint-Exupéry. Der Freund-Gott hilft mir und meine Freundin, mein Freund versuchen es in Ebenbildlichkeit. Gutes tun heißt Regeln brechen dürfen, ausnahmsweise heilen, auch am Sabbat. Und gute Worte heilend sprechen, auch zu dem, der nicht gesund lebt, also auch vor dem Spiegel.

Gesundheit ist etwas Schönes und deswegen bleibt sie ein Geheimnis und kann höchst unterschiedlich aussehen. Und, wenn es die Ebenbildlichkeit will, ist immer etwas vom Gegenteil dessen, was wir lieben, in dem, was wir lieben, was wir brauchen, was wir sind.

Ha! Selbst gefangen!

Wie „selbst gefangen“? Na, in der Selbstzufriedenheit, die da propagiert wird, steckt auch immer ein Stück Selbstunzufriedenheit. Natürlich. Wie in jedem Kranksein ein Stück Gesundsein steckt und in jeder Gesundheit der Keim von Krankheit. Das absolute Ideal – wir sind wieder, wo wir schon waren – ist langweiliger Schrott, ist über- und deshalb unmenschlich, wenn es keinen Schönheitsfehler hat.



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