Hallo Welt, hier Kirche by Fink Norbert

Hallo Welt, hier Kirche by Fink Norbert

Autor:Fink, Norbert [Fink, Norbert]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-GVH Religion und Gesellschaft
veröffentlicht: 2017-02-28T23:00:00+00:00


Begegnung mit Father Roderick Vonhögen am 21. September 2016 in Rom. © privat

Mit Pastor Bill Wilson nach einem Gottesdienst am 17. April 2016 in Köln-Porz. © privat

7 DER MANN IM GEFÄNGNIS

oder: Von Vorbildern und dem, was dich prägt

* * *

Waren es deine Eltern? Oder deine Großeltern? Vielleicht eine Erzieherin im Kindergarten? Dein Religionslehrer? Oder ein Priester? Wer hat dir zuerst gesagt und wichtiger noch: gezeigt, dass es Gott gibt und dass er dich liebt? Und bei wem hast du erleben dürfen, was es heißt, mit Gott durchs Leben zu gehen?

Ja, es gibt die Momente, in denen Gott sich ganz unvermittelt offenbart: Es gab sie früher, und es gibt sie heute. Aber die Regel ist das nicht. Normalerweise zeigt Gott sich uns in unseren Mitmenschen. Er wirkt durch andere. Denn der Gott, an den wir Christen glauben, ist ein Gott der Beziehung. Als dreieiniger Gott ist er das sogar seinem Wesen nach. Die Menschen, die er nach seinem Bilde geschaffen hat, sind seine Mitarbeiter am Reich Gottes, seine Zeugen. Vor seiner Himmelfahrt hat Jesus zu seinen Jüngern gesagt: »Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.« (Apostelgeschichte 1,8). Ihr werdet meine Zeugen sein. Nicht: Ihr sollt meine Zeugen sein. Nicht: Ich bitte euch darum, meine Zeugen zu sein. Nein: Ihr werdet meine Zeugen sein.

In meinem Leben bin ich schon vielen Menschen begegnet, die wirklich Zeugen gewesen sind. Durch sie habe ich erfahren dürfen, wie Gott liebt, wie Gott vergibt, wie er tröstet und begleitet. Überhaupt habe ich schon so viel von anderen lernen dürfen. Am Du wird der Mensch bekanntlich erst zum Ich, wie der Religionsphilosoph Martin Buber es formuliert hat. Ich habe von mir nahestehenden Menschen gelernt, von Menschen, die mich ein Stück meines Lebens begleitet haben, aber auch von solchen, denen ich nur einmal begegnet bin. Sogar Menschen, die ich nie persönlich kennengelernt habe, gehören zu meinen Lehrern, Vorbildern und Mir-Gott-Zeigern – vom heiligen Franziskus bis zu Elvis Presley. Und bei diesen Inspirationen geht es gar nicht immer direkt um Religion und Glauben.

In meinem Elternhaus zum Beispiel war Religion nie groß ein Thema, und trotzdem sind meine Eltern natürlich für mich und damit auch für meinen Glauben und mein religiöses Leben ganz prägend und wichtig gewesen. Sie haben mich taufen lassen, mich zur Erstkommunion geführt und mir die Firmung ermöglicht. Durch ihre Art, die Ehe zu leben, habe ich gelernt, was es heißt, in Treue zu dem zu stehen, was man vor Gott versprochen hat – komme was wolle. Und wenn ich an die Zeit denke, nachdem mein Vater 1981 aus Polen nach Deutschland ausgereist war und nach der Grenzschließung nicht zu uns zurückkehren konnte, habe ich von meinen Eltern gelernt, selbst unter widrigsten Umständen an der Hoffnung und an der Liebe festzuhalten – egal, wie weit man voneinander entfernt ist. Außerdem haben die beiden mir beigebracht, dass man hart dafür arbeiten muss, wenn man etwas haben oder erreichen möchte.



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