Hades' Hangmen--Styx by Tillie Cole

Hades' Hangmen--Styx by Tillie Cole

Autor:Tillie Cole
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: LYX.digital
veröffentlicht: 2018-04-09T00:00:00+00:00


15

Styx

Lois wurde fünf Tage später beerdigt: ein schwarzer Sarg aus Chrom, Zehncentstücke auf den Augen; so wurde sie neben ihren Leuten auf dem Friedhof unseres Geländes zur ewigen Ruhe gebettet – der sich in letzter Zeit mit zu vielen Toten füllte.

Jeder Bruder war mit seiner Old Lady dabei … und Mae. Sie hatte sich bei Rider untergehakt, stützte den Bruder und umsorgte ihn wie eine Krankenschwester. Ich musste mich sehr beherrschen, um nicht über das offene Grab zu springen und eine Neun-Millimeter in Riders Schädel zu leeren. Aber selbst ein Sünder wie ich kann das Begräbnis einer Schwester respektieren. Mae blieb die ganze Zeit über tapfer, während Rider sie permanent beobachtete und ich die ganze Zeit ihn.

War echt verdammt hart für mich, dass seine Aufmerksamkeit immer wieder zu meinem Mädchen wanderte. Schon okay, mahnte ich mich. Mae gehört mir. Ich musste sie nur irgendwie davon überzeugen. Denn sollte sie Rider mir vorziehen, würde Blut fließen … und zwar sicher nicht meines.

Zwei Stunden später dämmerte der Abend. Wir versammelten uns alle zum Leichenschmaus im Garten des Clubhauses: Der Grill war heiß, Heaven and Hell von Black Sabbath dröhnte aus den Lautsprechern, und der Alkohol floss reichlich.

Mae blieb bei Beauty und Letti auf dem einzigen Flecken Gras im ganzen Garten. Inzwischen standen die drei sich so nahe wie Schwestern. Ich war froh darüber. Schließlich brauchte sie Freundinnen und nicht einen Freund wie Rider.

Von Zeit zu Zeit warf Mae mir einen Blick zu. Der bohrte sich in meine Augen, aber die Wärme, die immer darin für mich gestanden hatte, war verschwunden. Das Verlangen schimmerte immer noch in ihrem prüfenden Blick durch, doch die Freude und die Sanftmut waren dahin.

Für Rider hatte sie allerdings immer ein Lächeln, verdammt, und der Bruder sah inzwischen ziemlich anders aus: offen über den Rücken fallendes Haar und ohne sein übliches Bandana um den Kopf. Weiß der Teufel, was ihn dazu inspiriert hatte, sich anders zu stylen, aber alle bemerkten, wie er sich vor unseren Augen veränderte. Er redete mehr, mischte sich mehr unter die Leute und streckte die Fühler nach meinem Eigentum aus.

Fünf Tage. Fünf verdammte Tage, in denen ich zusah, wie Mae immer enger mit dem Clubarzt wurde, während er sich von seiner Verletzung erholte. Fünf Tage, die ich wie ein Scheißstalker im Korridor gesessen und gegen das Erbrechen gekämpft hatte, wenn er sie zum Lachen brachte. Und fünf Tage mit dicken Eiern, Kater und nicht einem Mal Sex. Herrgott, ich hatte es mir nicht einmal selbst besorgt. Dafür aber eine Mordsmenge Bourbon gekippt.

Letzte Nacht hatte ich sie im Zimmer des Bruders beobachtet, als Rider und sie nebeneinander auf dem Boden saßen und irgendein ödes Brettspiel spielten. Ein Biker mit Brettspiel. Hades höchstpersönlich würde sich bei dem Gedanken kaputtlachen. Aber ich nicht. Rider brachte ihr die Regeln bei und führte sie durch jedes Spiel. Ihre Miene wurde lebhafter, als sie anfing, das Ganze selbst für sich zu entdecken, und wirkte triumphierend. Eins war mal klar: Sie sah glücklich aus.

Tja, und ich hatte jedes Mal Selbstmordgedanken, wenn sie ihm ein bezauberndes Lächeln schenkte.



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