Glimmernächte. Wenn die Masken fallen by Gurian Beatrix

Glimmernächte. Wenn die Masken fallen by Gurian Beatrix

Autor:Gurian, Beatrix [Gurian, Beatrix]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arena Verlag GmbH
veröffentlicht: 2016-05-29T22:00:00+00:00


15

Das mit dem Rennen war keine gute Idee, denn nachdem sie ihr Zimmer erreicht hatte, fing die Wunde auf Pippas Stirn an zu pochen. Sie lief zum Schreibtisch, schaltete den Computer ein, öffnete die Schreibtischschublade und griff hinein. Nichts.

Sie zog die Lade ganz heraus und suchte alles ab. Nichts. Auf dem Boden. Fehlanzeige. Der USB-Stick war nicht mehr da.

Verdammt! Dann war doch etwas Wichtiges drauf gewesen!

Jeder konnte in ihr Zimmer, es gab keinen Schlüssel und das hatte sie bisher auch nicht gestört, denn schließlich war Schloss Ravensholm keine billige Absteige, in der man Angst um seine Wertsachen haben musste.

Es war ein unangenehmer Gedanke, dass jemand ihr Zimmer wirklich durchsucht hatte. War gezielt nach dem Stick gesucht worden oder hatte jemand ihr Zimmer einfach nur so durchwühlt und war dann zufällig darauf gestoßen? Wann konnte das passiert sein? Womöglich nachts, während sie einen dieser schrecklichen Träume gehabt hatte?

Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Der Gedanke, hier heute Nacht allein zu schlafen, erschien ihr auf einmal völlig unmöglich. Sie würde zu dem einzigen Menschen im Schloss gehen, dem sie wirklich vertrauen konnte. Niels fände das sicher auch gut.

Sie lief zu Matteos Zimmer, öffnete leise seine Tür und setzte sich zu ihm. Er kam ihr winzig vor in dem großen Himmelbett. Wie zu Hause schlief er auf dem Rücken. Seine verstrubbelten Haare wirkten feucht, das Shirt seines Spongebob-Schlafanzugs war hochgerutscht und Lulu lag quer über dem nackten Bauch. Die Hündin hob ihren Kopf und wedelte mit dem Schwanz, als sie Pippa erkannte. Sie hatte wieder dieses alberne rosa Halsband um, das Matteo ihr eigentlich abgenommen hatte. Pippa schmunzelte, als die Lichtreflexe der schillernden Steine über ihr Gesicht tanzten. Bei den beiden fühlte sie sich gleich viel wohler, hier würde sie keine Albträume haben. Und vor allem würde hier niemand nachts hereinkommen, ohne dass Lulu Laut geben würde.

Pippa legte sich neben ihren Bruder und schob Lulu ein bisschen zur Seite. Aber die platzierte sich sofort wieder genauso breit wie vorher über Matteos Bauch und klopfte mit dem Schwanz gegen Pippas Hüfte, was sie jedoch kaum noch merkte, denn sie schlief sofort ein.

In ihrem Traum tanzte sie mit Niels bei einem Gartenfest in dem Rosengarten hinter dem Schloss. Es spielte die gleiche Musik wie bei der Hochzeit, das Licht war wie beim Hochzeitsball, allerdings war eine einzige Sache ganz anders. Sie waren beide nackt. Splitterfasernackt, bis auf die Schuhe. Und ihre Haut berührte sich, seine Haut war glatt und fest und heiß.

Während sie sich umeinander drehten, wieder und wieder und schneller und schneller, legte er eine Hand unter ihr Kinn, hob es an, sodass sich ihre Augen begegneten, ineinander versanken, abtauchten in einem Abgrund, der ihr Herz zum Rasen brachte und ihren Mund zum Lächeln. Sie wollte ihn so gern küssen, wollte das Grübchen im Kinn berühren, auch wenn es ganz anders aussah als sonst. Es war geformt wie die Ansuz-Rune, das schlappe F aus dem Wappen. Egal, sie wollte ihn küssen, seine Lippen, seine Stirn, aber er hielt sie mit nur einem Arm fest umklammert, während sie eine Pirouette nach der anderen drehten.



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