Glaube im Alten Testament by Susanne Rudnig-Zelt

Glaube im Alten Testament by Susanne Rudnig-Zelt

Autor:Susanne Rudnig-Zelt
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Walter de Gruyter
veröffentlicht: 2016-01-15T00:00:00+00:00


7Schluß: der Diskurs über den Glauben (אמן Hiphil) im Alten Testament

Im folgenden sollen die theologischen Diskussionen im Zusammenhang mit dem Begriff אמן Hiphil1511 dargestellt werden. Es hat sich erwiesen, daß unter Verwendung von אמן Hiphil ein sehr intensiver Diskurs über den Glauben stattgefunden hat, daß also die Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Glauben“ schon vor-christlich ein wichtiges biblisch-theologisches Anliegen ist. Will man verstehen, was Glauben bedeutet, kann man von der alttestamentlichen Rede vom Glauben profitieren.

Grundsätzlich zeigt eine Untersuchung der Begriffsgeschichte von אמן Hiphil, daß schon das alttestamentliche אמן Hiphil nie für eine allgemein religiöse Haltung in dem Sinne steht, daß Glaubensakt (Fürwahrhalten und Vertrauen) und Glaubensinhalt (die jeweilige Gottheit etc.) getrennt werden könnten.1512 Vielmehr ist die alttestamentliche Rede von אמן Hiphil im Sinne von „glauben“ nur im Zusammenhang mit Jahwe, dem Gott Israels, möglich.1513

Der Begriff steht außerdem in Verbindung mit dem grundlegenden Bestreben aller alttestamentlichen Theologen, an Jahwe als Gott Israels festzuhalten, auch wenn sein Ordnungshandeln in der Welt nicht immer klar sichtbar und verständlich ist. Von diesem Bestreben kann der Begriff nicht getrennt werden.1514 Das Alte Testament kann die mögliche Fragwürdigkeit Gottes sehr offen ansprechen, wie das etwa in Gen 22,1–19 geschieht, wo Gott alle Verheißungen an Abraham zurückzunehmen und ihm zuzumuten scheint, seinen geliebten Sohn zu töten. Ein solches Gottesbild, in dem die Güte Gottes völlig verborgen ist und Gottes Tun äußerst fragwürdig erscheint, kann nur präsentiert werden, weil die Aussagen über Gott in den meisten Texten Momentaufnahmen bleiben und nicht zu einem Lehrstück über die Eigenschaften Gottes verallgemeinert werden.1515 Weiter wird diese negative Darstellung Gottes davon aufgewogen, daß für alttestamentliche Theologen ein Abfall von Gott selbst dann nicht in Frage kommt, wenn Gott fragwürdig erscheint.

Insgesamt kann die vorliegenden Arbeit zeigen, daß das Alte Testament eine hoch reflektierte Theologie des Glaubens bietet, in der viele Probleme bereits angerissen wurden, die die spätere neutestamentliche und christliche Debatte bestimmen. Das wurde in der bisherigen Betrachtung von Glauben im Alten Testament übersehen,1516 und folglich in der weiteren Auswertung der biblischen Rede vom Glauben nicht ausreichend gewürdigt. Das theologische Gewicht des alttestamentlichen Glaubensdiskurses wird aber deutlich, wenn man sich die Problemfelder vor Augen führt, die im Alten Testament mit Hilfe von אמן Hiphil als Begriff bearbeitet wurden.

Der Begriff אמן Hiphil diente im Alten Testament vor allem der Entfaltung und Klärung von drei Problemfeldern. Erstens wurde erörtert, ob Glauben sich im Handeln ausdrücken soll. Ein besonders bedeutsamer Spezialfall dieses Themas ist die Frage, inwieweit Glauben und Gesetzesobservanz zusammenhängen. Diese Problematik wird also nicht erst bei Paulus akut, sondern zeichnet sich schon lange vorher ab.1517 Zweitens forderte die Verhältnisbestimmung von Glauben und menschlichem Urteilsvermögen die alttestamentlichen Theologen heraus. Es wurde gefragt, ob der Glaube einem positiven Urteil des Glaubenden über Gott entspricht. Und dieses Urteil sollte wiederum auf Wissen von Gott gründen. Dieses Thema bildete sogar einen Schwerpunkt der alttestamentlichen Glaubensdiskussion, und das macht ohne jeden Zweifel deutlich, daß sich die Frage nach dem Verhältnis von Glauben und Wissen schon vorchristlich stellte.1518 Und drittens stand in allem Nachdenken über den Glauben die Frage im Hintergrund, wie der Mensch überhaupt glauben kann.



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