Gekauftes Spiel by Wolf Stefan

Gekauftes Spiel by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


»Was?!«

»War nur ein Witz.«

»Wenn Wilson heute tödlich verunglücken würde, hätte ich ihn morgen vergessen. Aber wir tun nichts, was uns mit Schuld belädt.«

»Ist doch klar. Ich habe wirklich nur einen Witz gemacht.«

Roberto nickte und verdrehte sich in seinem knisternden Korbsessel, um durch die offene Terrassentür ins Haus zu spähen. Denn Rosetta Mirandola schlich wie eine Katze. Man konnte nie sicher sein, ob sie sich nicht hinter einem in Hörweite befand.

Seit 30 Jahren war sie hier angestellt, anfangs als Stubenmädchen, später als Haushälterin, eine etwas zigeunerhafte, glutäugige Südtirolerin mit Madonnengesicht und täglich wechselnden Ohrringen.

Sie ist in der Küche, dachte Roberto.

Mario trank einen Schluck Wasser. An trainingsfreien Tagen brachte er es auf drei Liter, sonst auf vier oder fünf.

»Wir warten, bis es dunkel ist«, sagte Roberto. »Dann!«

»Was dann?«

»Dann besuchen wir Wilson.«

»Hah? Also doch?«

»Nur dosierte Gewalt.«

»Als Denkzettel, Vater?«

»Nein! Um ihn auszuschalten. Wir überwältigen ihn. Er wird gefesselt. Dann öffnen wir das Grab und beseitigen alles, was an die Engländerin erinnert.«

Mario biss sich auf die Lippen. »Sie war... nett.«

»Ich bin auch nicht davon begeistert, dass wir die Totenruhe stören — obwohl’s ja kein richtiges Grab ist aber es muss sein.«

»Klar, Vater. Muss sein. Aber was machen wir mit ihren sterblichen Überresten?«

»Hm. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«

»Wir könnten sie hier auf unserem Grundstück bestatten.«

»Und einen Grabstein setzen, was? Ich glaube, du spinnst. Falls Wilson die Polizei auf uns hetzt, würde man hier zuerst suchen. Außerdem möchte ich unbelastet in meinem Park herumspazieren. Nicht mit dem Bewusstsein: Hoppla, du stehst auf Nancy Drakes Ruhestätte. Und drittens würde Rosetta dumm schauen, wenn wir hier anfangen zu buddeln.«

»Rosetta würde uns nie verraten. Eher würde sie aufhören zu atmen.«

»Kann sein. Trotzdem!«

»Wohin also dann?«

»Das können wir uns in Ruhe überlegen, sobald wir alles in der Blechkiste haben. Sie steht schon im Wagen. Im großen Jeep.«

Marios Hand zitterte, als er nach dem Wasserglas griff. Eine Weile schwiegen sie.

»Es wäre ratsam, wenn wir uns maskieren«, sagte Mario dann. »Wilson kann sich zwar denken, wer wir sind, aber unsere Gesichter müssen wir nicht zeigen.«

Über Robertos herrisches Gesicht glitt ein Grinsen. »Die Wollmasken liegen im Wagen. Schwarze Dinger, die den ganzen Kopf verhüllen. Haben natürlich Sehschlitze. Es wird heiß darunter sein. Aber wir sind ja nicht zum Vergnügen unterwegs. Was mich betrifft, weiß Wilson natürlich, wen er vor sich hat. Dich kennt er vermutlich nur aus den Medien. Es schadet nicht, wenn er denkt, dass ich einen gefährlichen Kumpel mithabe. Wilson ist ein Niemand, der sich als Fremder in der Casa Corto verkriecht. Ich bin hier der Platzhirsch.«

Mario schlug sich auf die Schenkel, lachte aber nicht. »Die Clausens waren hier immer die Platzhirsche. Nehmen wir Waffen mit?«

Roberto nickte. »Jeder eine Pistole.«

»Ob er sich abgesichert hat, schriftlich? Mit ’nem Brief, den er bei einem Freund oder Anwalt hinterlegt?«

»Könnte schon sein. Aber geöffnet wird so eine Mitteilung ja nur, wenn der Betreffende — völlig unerwartet — die Radieschen von unten sieht.«

Aus dem Terrassenzimmer drang ein schurrendes Geräusch. Rosetta kam aus der Küche und rollte den Servierwagen mit dem Abendessen vor sich her. Bald duftete es auf der Terrasse nach gebratenem Fisch, Oliven und Knoblauch.



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