Frankenstein - Das Gesicht by Dean Koontz

Frankenstein - Das Gesicht by Dean Koontz

Autor:Dean Koontz
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-01-18T05:00:00+00:00


47

Als Roy Pribeaux zum vierten Mal die Gefriertruhe öffnete, um nachzusehen, ob Candace noch da war, war sie immer noch da, und daher beschloss er, die Möglichkeit auszuschließen, dass er Wahnvorstellungen hatte.

Seinen Wagen hatte er am Vorabend stehen lassen. Zum French Quarter hatte er es nicht weit, und sie waren überall zu Fuß hingegangen.

Und doch hätte er sie nicht vom Pier bis zu seinem Loft tragen können. Dazu war der Weg zu weit. Er war zwar ein kräftiger Mann und wurde jeden Tag kräftiger, aber sie war eine schwere Person.

Außerdem konnte man nicht einfach eine Leiche ohne Augen durch das Herz der Stadt schleppen, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und Verdacht zu erregen. Das ging nicht mal in New Orleans.

Eine Schubkarre besaß er nicht. Aber das wäre ohnehin keine praktikable Lösung gewesen.

Er goss sich noch ein Glas Apfelsaft ein, um den Rest des Muffins damit hinunterzuspülen.

Die einzige glaubwürdige Erklärung für Candace’ unerwartetes Auftauchen war, dass jemand sie vom Pier hierher gebracht und in seine Lebensmitteltiefkühltruhe gepackt hatte. Dieselbe Person hatte die drei Plastikbehälter mit Organen in die andere Gefriertruhe gestellt, den Liebesspind.

Das hieß, jemand wusste, dass Roy Candace getötet hatte.

Dieser Jemand musste sogar tatsächlich beobachtet haben, wie er sie getötet hatte.

»Gespenstisch«, flüsterte er.

Er hatte nicht bemerkt, dass ihm jemand gefolgt war. Wenn jemand ihm die ganze Zeit über auf den Fersen gewesen war und beobachtet hatte, wie er Candace den Hof machte, dann hatte derjenige sich als ein Meister der Überwachung erwiesen, fast so körperlos wie ein Geist.

Aber schließlich war es nicht einfach nur irgendjemand. In Anbetracht der drei geschmacklosen Behälter mit den hässlichen grünen Deckeln konnte es sich bei dem Täter um keinen anderen als den Mörder handeln, der ihn, Roy, nachahmte.

Roys Werk hatte einem Imitator als Vorlage gedient. Mit dem, was er jetzt getan hatte, wollte dieser Trittbrettfahrer zu ihm sagen: Hallo, du da. Können wir Freunde sein? Warum legen wir unsere Sammlungen nicht zusammen?

Roy fühlte sich zwar geschmeichelt, wie sich ein Künstler von der Bewunderung eines anderen Künstlers geschmeichelt fühlen würde, aber ihm gefiel diese Entwicklung nicht. Sie gefiel ihm sogar überhaupt nicht.

Zum einen war dieses von Organen besessene Individuum eine Wühlmaus, und diese Besessenheit von Innereien war derb und unkultiviert. Das war kein Mann von Roys Kaliber.

Zum anderen war Roy nicht auf Bewunderung angewiesen und legte auch keinen Wert darauf. Er genügte sich selbst – bis die vollendete Frau, die sein Schicksal war, in sein Leben treten würde.

Er fragte sich, wann ihm der Nachahmer wohl einen Besuch abgestattet haben könnte. Gut zwölf Stunden, nachdem Candace ihre Augen gespendet hatte, hatte er ihre Leiche bereits in seiner Tiefkühltruhe gefunden. Der Eindringling konnte nur zwei Gelegenheiten gehabt haben, sie in den Loft zu bringen.

Da er rundum zufrieden mit seinem Leben und ungeheuer zufrieden mit sich selbst war, hatte Roy keinen Grund zur Schlaflosigkeit. Er schlief Nacht für Nacht tief und fest.

Trotzdem konnte der Nachahmer eine so schwere Person wie Candace nicht in seinen Loft gebracht und in der Gefriertruhe verstaut haben, während Roy nichtsahnend schlief. Die Küche war zum Essbereich hin offen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.