Fire & Frost, Band 1 by Elly Blake

Fire & Frost, Band 1 by Elly Blake

Autor:Elly Blake
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendbuch, Romantisch, Fantasy, Liebe, Eis, Feuer, Young Adult, Trilogie
Herausgeber: Ravensburger Buchverlag
veröffentlicht: 2017-11-08T00:00:00+00:00


Während die Mönche und Ordensschwestern sich bereit machten, den Soldaten Ahnungslosigkeit vorzuspielen, jagte mich Schwester Pastel die steilen Steintreppen hinunter, die tief in die Eingeweide der Abtei hinabführten. In mehreren Beinhäusern lagerten auf Wandborden ganze Knochenstapel, ordentlich nebeneinandergelegte Rippenbögen und Wirbel, die unter einer dicken Staubschicht ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Die Luft war erfüllt vom Geruch nach Tod, der mich würgen ließ.

Wir waren kaum unter der Erde verschwunden, da drangen von oben Metallgeklapper und Stiefelschritte zu uns herunter.

»Kein Ton, Kind!«, flüsterte Schwester Pastel mir zu.

Aber ich hätte die Anweisung gar nicht gebraucht. Die Katakomben voller Knochen lagen so still da, dass jedes Geräusch wie eine Explosion geklungen hätte.

»Was passiert jetzt mit den anderen?«, fragte ich leise.

Schwester Pastel schüttelte den Kopf. »Wenn Tempus will, werden die Soldaten nichts entdecken und wieder verschwinden.«

Und mit nichts war wohl ich gemeint.

»Hier entlang«, sagte sie und führte mich vom Eingang fort.

Die Wände waren in den felsigen Boden gehauen worden und die Decke hing so tief, dass ich sie zuweilen mit dem Scheitel streifte.

Alle paar Schritte kamen wir an Einbuchtungen vorbei, den Ruhestätten staubbedeckter Knochenhaufen. Ich hielt den Blick krampfhaft auf die Fackel vor mir gerichtet, denn der Anblick der sterblichen Überreste beunruhigte mich. Fast hatte ich das Gefühl, meine Anwesenheit hier könnte die Toten wecken.

Je tiefer wir in den Berg hineingingen, desto niedriger wurde die Decke. Bald waren keine Knochen mehr zu sehen, und der Weg verengte sich zu einem finsteren Tunnel, der sich ins Nichts hineinzuwinden schien.

»Von hier aus musst du allein gehen«, sagte Schwester Pastel und keuchte von der Anstrengung, ihren mageren Körper so gebückt halten zu müssen. »Wenn die Soldaten nach dir suchen, werden sie früher oder später auch die Katakomben entdecken. Du musst den Ausgang allein finden. Er liegt verborgen in einer Höhle, unter einem Felshaufen am Fuß eines Hügels, der aussieht, als wäre er durch einen natürlichen Erdrutsch entstanden. Wenn du draußen bist, wende dich nach Westen. Da ist ein Pfad, der den Berg hinaufführt, und da gibt es etliche Höhlen, in denen du dich verstecken kannst. Wir kommen dich holen, wenn die Luft wieder rein ist.«

Bei meiner Ankunft hier hatte ich mich so nach einem Fluchtweg gesehnt. Doch inzwischen hatte ich mich an die Sicherheit und Geborgenheit in der Abtei gewöhnt, an den geregelten Tagesablauf, das vormittägliche Training bei Bruder Thistle, die Stallarbeit mit Schwester Clove, das Kräutersammeln für Bruder Peele. Ich wollte so gern weiter mit Schwester Pastel in der Bibliothek sitzen und zusehen, wie die Spätnachmittagssonne das dünne Pergament vor mir zum Glühen brachte. Ich wollte, dass Bruder Gamut mir abends warmen Tee brachte, der mich genauso wärmte wie die Gespräche über das, was am Tag so alles vorgefallen war …

Und Arcus …

Was, wenn die Soldaten ihn gefangen genommen hatten? Was, wenn ich ihn nie wiedersehen würde?

Aber jetzt war keine Zeit für solche Gedanken. Eine bittersüße Mischung aus Dankbarkeit und Traurigkeit schnürte mir die Kehle zu, und ich zog die überraschte Schwester Pastel in eine warme Umarmung.

»Danke für alles, was Ihr mir beigebracht habt«, brachte ich mit Mühe hervor.



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