Erst denken, dann zahlen by Hammond Claudia
Autor:Hammond, Claudia [Hammond, Claudia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch, Psychologie, Gesellschaft, Geld, Finanzen, Konsumentenforschung, Verhaltensforschung, Neurobiologie
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2017-02-01T23:00:00+00:00
9
Money, money, money
Warum manche Leute viel haben, warum die meisten von uns mehr wollen, warum genug nie genug ist, und warum mehr zu haben einen glücklicher macht (zumindest manchmal)
Direkt am Bouleplatz des provençalischen Städtchens La Garde-Freinet (in der Nähe von St. Tropez) steht ein stattliches, hoch aufragendes, pfirsichfarbenes Haus mit meeresblauen Fensterläden und einem schmiedeeisernen Tor. Im Zweiten Weltkrieg diente es den Nazis als Quartier. Der Grund dafür ist offensichtlich, schließlich dominiert es den Zugang zum Dorf.
Eine breite Treppe führt hinauf zur gewaltigen Eingangstüre aus Glas. Auf beiden Seiten der Türe stehen Terracotta-Töpfe, die Ende des 19. Jahrhunderts von Gertrude Jekyll in der Compton Pottery in Surrey hergestellt wurden und die deshalb – wie Liebhaber englischer Gärten wissen – so begehrt wie teuer sind. Dies ist ganz offensichtlich das Heim einer Person mit Geschmack – und einigem Geld.
Obwohl Mike jetzt schon über 70 ist, würde man ihn bei weitem nicht so alt schätzen. Er kleidet sich wie ein Rockstar: hautenge Designer-Jeans und am Arm unzählige Bänder und silberne Reifen. Bei Partys kann man ihm dabei zusehen, wie er seinen berühmten Hüftschwung absolviert.
Er ist ein großzügiger Gastgeber, sowohl zu Hause als auch in den Strandbars und Diskotheken von St. Tropez. Geld ist etwas, das man nach Mikes Ansicht genießen muss, und er bemitleidet die paar Reichen, die er kennt, denn sie sind allesamt geizig.
»Geld ist wirklich wichtig für mich«, erzählte er mir. »Die Leute sagen, ich würde über nichts anderes reden.« Geld war definitiv der treibende Faktor in seinem Leben.
Als Mike 1950 in Cheshire von der Schule abging, wollten seine Eltern, dass er eine feste Stelle bei der Versicherungsagentur seines Onkels antrat. Aber Mike hatte andere Pläne. Im eiskalten Winter 1951 ergatterte er einen Job als Verkäufer von Feuerlöschern. Er arbeitete auf Provisionsbasis, und da er kein Geld für richtige Stiefel hatte, zog er sich bei seinen Schneewanderungen von Hof zu Hof Erfrierungen an den Zehen zu. Aber er lernte, die Bauern davon zu überzeugen, ihren alten Feuerlöscher durch seinen neuen zu ersetzen und auch gleich einen Nachfüllvorrat anzulegen, der ihnen ihr ganzes Leben lang reichen würde. Schon ein Jahr später klagten die Eltern, es sei einfach nicht richtig, dass sein Verdienst höher sei als der des örtlichen Arztes. Er war auf dem besten Weg, ein erfolgreicher Geschäftsmann zu werden. Zuvor gab es jedoch ein paar Umwege.
Wie fast jeder Junge hegte auch er den Traum, bei Manchester United zu spielen. Tatsächlich durfte er im Old Trafford-Stadion am Probetraining teilnehmen, wobei sich sein Glück nicht auf dem Fußballplatz einstellte. Eines Abends gab er etwas von dem Geld, das er durch seine Feuerlöscherverkäufe verdient hatte, im Spielkasino aus. Beim Blackjack gewann er dann – den Mini Cooper eines Fußballkollegen.
Dieser Glücksfall ermöglichte ihm, von zu Hause auszuziehen. Am nächsten Tag, er war 19, stopfte er seine Klamotten in den Wagen und fuhr auf und davon. Seine Eltern sah er nie mehr wieder.
In London machte er mit einem Vertreterjob weiter, nur dass er jetzt eines der ersten Anrufbeantworter-Modelle verkaufte. Obwohl er erneut gut verdiente, träumte er weiterhin vom Ruhm.
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