Die verborgenen Fruechte by Anaïs Nin

Die verborgenen Fruechte by Anaïs Nin

Autor:Anaïs Nin [Anais, Nin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-06T17:00:00+00:00


Die Königin

Der Maler saß neben seinem Modell, mischte Farben und erzählte dabei von den Huren, die Eindruck auf ihn gemacht hatten. Sein Hemd stand offen und zeigte einen kräftigen, glatten Hals mit einem Tuff dunkler Haare; den Gürtel hatte er, um es bequemer zu haben, gelockert, an seiner Hose fehlte ein Knopf, und die Ärmel hatte er der größeren Bewegungsfreiheit wegen aufgekrempelt.

»Mir ist eine Hure deswegen am liebsten«, sagte er, »weil ich das Gefühl habe, sie wird sich nie an mich hängen, sich nie gefühlsmäßig mit mir einlassen. Das bewirkt, daß ich mich frei fühle. Ich brauche sie nicht zu umwerben. Die einzige Frau, die mir jemals einen ebenso großen Genuß verschaffen konnte, war eine Frau, die unfähig war, sich zu verlieben, die sich hingab wie eine Hure, die die Männer, denen sie sich hingab, verabscheute. Diese Frau war ehemals eine Hure gewesen und jetzt kälter als ein Marmorbild. Die Maler hatten sie entdeckt und benutzten sie als Modell. Sie war ein großartiges Modell. Sie war die Quintessenz einer Hure. Irgendwie bringt der ständig dem Verlangen unterworfene kalte Schoß einer Hure ein Phänomen hervor. Die ganze Erotik gelangt an die Oberfläche. Ständig einen Penis in sich zu haben, bewirkt etwas Faszinierendes bei einer Frau. Der Schoß scheint in jedem ihrer Aspekte exponiert, gegenwärtig zu sein.

Irgendwie scheint sogar das Haar einer Hure von Sex durchtränkt. Das Haar dieser Frau… Es war das sinnlichste Haar, das ich jemals gesehen habe. Die Medusa muß solches Haar gehabt haben und damit die Männer verführt haben, die in ihren Bann gerieten. Es war schwer, voller Leben, und so duftend, als wäre es in Samen gebadet worden. Ich hatte immer das Gefühl, als wäre es um einen Penis gewickelt und mit Sekret getränkt worden. Es war eine Art Haar, wie ich es gern um mein eigenes Geschlecht gewickelt hätte. Warm und nach Moschus duftend, ölig, stark. Das Haar eines Tieres. Es sträubte sich, wenn man es berührte. Schon wenn ich mit den Fingern hindurchfuhr, bekam ich eine Erektion. Ich wäre zufrieden gewesen, hätte ich nur ihr Haar berühren können. Aber es war nicht ihr Haar allein. Auch ihre Haut war erotisch. Sie lag stundenlang da und ließ sich von mir streicheln, lag da wie ein Tier, ganz still, träge… Ihre Haut war so durchsichtig, daß am ganzen Körper türkisblaue Linien sichtbar waren, und ich hatte nicht nur das Gefühl Seide zu berühren, sondern außerdem lebendige Adern, Adern, die so lebendig waren, daß ich bei der Berührung das Strömen des Blutes unter ihrer Haut zu spüren vermeinte. Ich lag gern an ihr Hinterteil geschmiegt und streichelte sie, um die Kontraktionen ihrer Muskeln zu fühlen, die ihre Reaktion verrieten.

Ihre Haut war trocken wie Wüstensand. Wenn wir im Bett lagen, war es zuerst kühl, dann aber wurde es warm, schließlich fieberheiß. Ihre Augen – es ist unmöglich, ihre Augen zu schildern, es sei denn, indem man sagt, sie waren die Augen eines Orgasmus. Das, was ununterbrochen in ihren Augen geschah, war etwas so Heißes, so Entflammendes, so Intensives, daß



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