Die Vampire by Newman Kim

Die Vampire by Newman Kim

Autor:Newman, Kim
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: PeP eBook


16

Gebissene Kinder

Die Wendung ›Gebissenes Kind scheut die Hauer‹ ist Ihnen offensichtlich unbekannt«, sagte Major Cundall.

»Unter den gegebenen Umständen hieße ›gebissen‹, dass wir auf etwas gestoßen sind.«

Cundall seufzte, doch sein Blut war in Wallung. Winthrop hatte den Geschwaderkommandeur durchschaut. Hinter der Maske des Zynikers verbarg sich ein wilder Kämpfer. Cundall hatte sich DSO und Ordensspangen gewiss nicht durch beißende Geistreicheleien verdient.

»Der Diogenes-Club besteht also darauf, dass wir es ein zweites Mal mit Malinbois versuchen?«

»Sie haben es erfasst«, erklärte Winthrop.

Wie durch ein Wunder war es gelungen, Albrights zerbrochene Platten zu entwickeln. Obgleich gezackte weiße Linien und blinde Flecken die Fotografien verdunkelten, war das Schloss deutlich zu erkennen. Winthrop breitete die Bilder auf dem Bauerntisch aus. Die Vampir-Piloten scharten sich um ihn.

»Wir interessieren uns für diesen Turm«, sagte er.

Cundall warf einen Blick auf die fragliche Stelle. »Sieht aus wie ein Sprungbrett. Lassen die Luftpiraten des JG1 ihre Gefangenen etwa über die Planke gehen?«

Die Turmspitze war abgeschnitten. Ein Brett ragte daraus hervor. Ausgerechnet an dieser Stelle hatte die Platte den größten Schaden erlitten.

»Was ist denn das für ein Schatten?«, fragte Bigglesworth. »Da unter dem Fleck. Ein Beobachter? Eine Geschützstellung?«

Auch der Diogenes-Club hatte vor einem Rätsel gestanden. Winthrop tippte auf die Skala am Rand der Fotografie.

»Wenn es ein Beobachter ist, dann muss er ein Riese sein«, sagte er. »Fünfzehn Fuß groß.«

»Ach was, das ist ein Wasserspeier, eine Chimäre«, meinte Courtney. »Der Hunne ist ganz wild auf Wasserspeier.«

»Bis das JG1 es mit Beschlag belegt hat, war Malinbois französisch.«

»Plus de Chimären auch en France«, versetzte Courtney. »Sie hätten mal die Mademoiselle aus Armentières sehen sollen, die ich bei meinem letzten Fronturlaub aufs Kreuz gelegt habe.«

Die Piloten brachen in bitteres Gelächter aus. Diesmal musste Winthrop weniger Schabernack über sich ergehen lassen. Niemand verlor auch nur ein Wort über Spenser oder Albright. Er bemerkte das eine oder andere neue Gesicht und versuchte nicht daran zu denken, welche alten Gesichter fehlten. Die Alliierten zogen ihre Truppen zusammen und rüsteten sich für die Offensive des Feindes, die noch vor dem Frühling erwartet wurde. Cundall’s Condors hatten die letzten Tage damit zugebracht, Beobachter vom Himmel zu holen.

»Ich fürchte, da werden wir bei Morgengrauen ein wenig Aufklärung betreiben müssen«, sagte Lacey voller Tatendrang. »Wenn wir en masse hinüberflögen, würde sich dem roten Kampfadler glatt das Gefieder sträuben.«

»Baron von Richthofen«, stöhnte Roy Brown. »Wir müssen ihn vom Himmel holen.«

»Wir müssen sie alle vom Himmel holen«, sagte Cundall nachdenklich. Im Grunde seines Herzens war er ein vorsichtiger Bursche. Vermutlich hatte er nur deshalb so lange überlebt.

»Der Diogenes-Club besteht auf einer vollzähligen Streife«, sagte Winthrop. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn der Kommandeur gegen diese neue Strategie gewesen wäre.

»Meinetwegen«, lenkte Cundall ein. »Courtney, suchen Sie sich einen Beobachter aus und nehmen Sie die Harry Tate.«

Der Pilot - ein Tasmanier, wie Winthrop inzwischen wusste - seufzte. Die RE8 war keine allzu beliebte Mühle. Man nannte sie auch »lahme Ente«, weil sie eine nahezu perfekte Zielscheibe abgab.

»Ich fliege an der Spitze des Verbandes. Nun haben Sie sich doch nicht so, Courtney. Ich werde das Kind schon schaukeln.«

Courtney fasste sich theatralisch an die Brust.



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