Die Sternseherin by Krock Jeanine

Die Sternseherin by Krock Jeanine

Autor:Krock, Jeanine [Krock, Jeanine]
Format: epub
Herausgeber: Ubooks GbR
veröffentlicht: 2009-05-18T15:57:50+00:00


XII

Julen nutzte die Nacht, um nach dem Streuner zu suchen, der ihm während des Überfalls entwischt war. Doch der Flüchtige war kein Dummkopf. Dies hatte bereits sein rechtzeitiger Rückzug bewiesen. Der junge Vampir hielt sich offenbar gut versteckt, denn der Weg durch die Zwischenwelt war für ihn ganz bestimmt nicht gangbar. Selbst wenn er von dieser Möglichkeit gewusst hätte, wäre er viel zu schwach und jung gewesen, sie zu nutzen.

Nach einer vergeblichen Suche schlug Julen den Rückweg ein und klappte unterwegs seinen Kragen hoch. Vom Meer wehte ein eisiger Wind und er hatte heute noch nicht getrunken. Dies und seine finstere Stimmung ließen ihn die Kälte spüren. Da aber neuerliche Reisen durch die Zwischenwelt ihn unnötig erschöpft hätten, nahm er den kürzesten Weg durch die Stadt, zu Fuß. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen und erfühlte einen Gegenstand darin. Der Fund aus dem Büro des ermordeten Detektivs. Der kleine Datenspeicher in seiner Hand erinnerte ihn daran, dass es ihm immer noch nicht gelungen war, die darauf gespeicherten Informationen zu entschlüsseln. Es war wie verhext. Julen gestand sich ein, viel zu viel Zeit mit Estelle vertrödelt zu haben, anstatt nach Hinweisen auf die Entführer zu suchen. Hinweise, die sich unter Umständen sogar in seiner Tasche befanden. Er beschleunigte seine Schritte. Im Hotel angekommen, ging er trotz bester Vorsätze direkt zu Estelles Suite. Jede Nacht, die sie darin verbrachte, kostete ihn ein Vermögen. Dieses Detail hatte ihn bei der Buchung nicht interessiert und war ihm auch jetzt gleichgültig. Aber dass die Räume dunkel und verwaist dalagen, registrierte er sehr wohl, und es brauchte nur einen kurzen Moment der Konzentration, bis die schwere Zimmertür, wie von Geisterhand bewegt, aufsprang. Lieblicher Feenduft hing in der Luft, doch auf Ashers Anwesenheit gab es keinen Hinweis. Er stieß einen leisen Fluch aus. Dieser Buchfreak war gut. Hätte Julen nicht mit eigenen Augen gesehen, dass der Vampir noch vor wenigen Stunden hier gestanden hatte, er hätte sich täuschen lassen. Er nahm sich vor, so schnell wie möglich seinen Hüter aufzusuchen, um mehr über den Konkurrenten herauszufinden.

In seinem eigenen Zimmer machte er sich nicht einmal die Mühe, das Licht einzuschalten. Er warf den Mantel aufs Bett und klappte seinen Laptop auf. Leise surrend fuhr die Festplatte hoch. Anders als die Werwölfe, die inzwischen nicht nur führend in der Computerindustrie waren, sondern, wie es hieß, über exzellente Datenbanken verfügten, lehnte das Gros der Vampire Technik ab. Die wenigen, die sich auskannten, votierten regelmäßig gegen die Digitalisierung ihrer Bibliotheken und gegen andere Neuerungen. Ein wenig mehr Fortschrittlichkeit hätte seine Arbeit als Vengador erheblich erleichtern können und, was wirklich sehr wünschenswert gewesen wäre, seine Besuche beim Hüter möglicherweise auf ein Minimum reduziert. Die Vorstellung, mit magischen Wesen per E-Mail zu kommunizieren, mochte auf den ersten Blick absurd klingen, aber wenn man es genauer betrachtete, dann war es keine Überraschung, dass einige jüngere Vampire sogar eine geheime Internetplattform ins Leben gerufen hatten. Sich den Entwicklungen der Sterblichen anzupassen, um so unerkannt unter ihnen leben zu können, zählte zu den wichtigsten Überlebensstrategien ihrer Art.



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