Die perfekte Strafe by Helen Fields

Die perfekte Strafe by Helen Fields

Autor:Helen Fields [Fields, Helen]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-7799-6
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2019-10-09T00:00:00+00:00


KAPITEL 32

Bradley wartete im Café Nom de Plume. Er hatte ein Treffen mit Christian eingefädelt und führte nun einen schwerfälligen Drahtseilakt zwischen Unschuld und Falschheit auf. Sean hatte nur noch Stücke und Proben und die vielen neuen, tollen Leute in seinem Leben im Kopf – all diese aufregenden Möglichkeiten, die ihn so in Anspruch nahmen, dass er kaum merkte, wie abwesend Bradley war. Und Brad war derjenige, der sich bemühte, so zu tun als ob. In der Nacht schloss er die Augen und sah Christians Gesicht vor sich. Am Morgen ging er auf dem Weg zur Arbeit an der Tür des Nom de Plume vorbei und stellte sich vor, er sähe das Gesicht seines neuen Freundes an dem Fensterplatz, der zu »ihrem Tisch« avanciert war. Neuerdings dachte er oft darüber nach, wie es sich wohl anfühlen würde, der erste Mann zu sein, den Christian je geküsst hatte, was den Umstand, dass Christian sich verspätete, sehr verspätete, umso schmerzlicher machte. Bradley trank gerade seinen letzten Schluck Kaffee und war im Begriff, zum Arbeitsplatz zurückzukehren, als die Tür endlich geöffnet wurde.

Christian wirkte verändert. Das Haar hing ihm ins Gesicht, seine Haut hatte ihren gewohnten Schimmer verloren, und von seinem trägen Lächeln war nichts zu sehen. Er setzte sich auf den Stuhl neben Bradley und schüttelte den Kopf.

»Tut mir leid, dass ich dich habe warten lassen«, sagte er so leise, dass Bradley sich zu ihm beugen musste, um ihn zu verstehen.

»Was ist passiert?«, fragte Bradley.

»Meine Verlobte ist weg«, erzählte Christian. »Die letzten paar Wochen waren hart. Zwei Leute, die ich kenne, haben einen Menschen verloren, der ihnen nahegestanden hat. Ich habe meine Partnerin gebeten, Geduld zu haben, mich nicht für sich allein zu beanspruchen, sondern mir die Chance zu geben, für die Leute da zu sein, die mich am meisten brauchten. Aber das konnte sie nicht. Und dann habe ich ihr von dir erzählt.«

Bradley rückte mit seinem Stuhl näher an Christian heran. »Ist sie endgültig gegangen?«, fragte er.

Christian nickte, schlug die Hände vors Gesicht und stützte die Ellbogen auf dem Tisch auf. Vorsichtig legte Bradley seine Hand auf Christians Rücken, spürte die Muskelanspannung zwischen seinen Schultern und bemühte sich, sich darauf zu konzentrieren, was er für seinen Freund tun konnte.

»Halte ich dich von der Arbeit ab?«, wollte Christian wissen. »Es ist nur, meine Verlobte war so wütend, und ich habe mich die ganze Zeit darum bemüht, dass wir gut auskommen. Ich weiß, dass die Trennung für uns beide gut ist, aber ich habe nicht gewollt, dass es so endet. Glaubst du an Flüche, Brad? Meinst du, deine Vergangenheit kann dich verfolgen?«

Bradley legte die Hand wieder an seine Kaffeetasse und hoffte, Sean würde nicht wie so oft um diese Zeit anrufen. Schließlich fasste er in seine Tasche und stellte den Klingelton leise. Christian brauchte ihn jetzt.

»Ich glaube, wir sind uns der Dinge, die uns an die eigene Vergangenheit erinnern, besonders bewusst«, sagte Bradley. »Wenn es etwas Schlimmes ist, das wir noch nicht bewältigt haben, glauben wir vielleicht, die Vergangenheit würde sich wiederholen.«

Christian schob langsam eine Hand über den Tisch, tastete nach Bradleys Fingern, umfasste sie mit seiner zitternden Hand.



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