Die Nachhaltigen by Gideon Böss

Die Nachhaltigen by Gideon Böss

Autor:Gideon Böss [BOESS, GIDEON]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2014-08-25T04:00:00+00:00


19. APRIL

»Das ist großartig, wow!« Lena strahlte und hob ihre Teetasse zu einem aufmunternden Gruß in die Höhe.

»Das Thema arbeitet schon länger in mir, ich spüre, dass jetzt die Zeit gekommen ist, es auf die Bühne zu bringen!«, meinte Bastian mit gebotener Theatralik und hob ebenfalls seine Tasse. Das Klirren besiegelte ihre Begeisterung.

»Wie aufregend, darf ich es dann probelesen?« Lena freute sich sehr und hätte beinahe der Bedienung ein Bein gestellt, weil sie vor Euphorie nicht still sitzen konnte. »Vielleicht versuche ich mich irgendwann ja auch mal an so etwas, das würde mich schon reizen!«, schob sie nach, ohne dass Bastian darauf einging. Andere Gäste warfen heimliche Blicke zu den beiden, und Bastian aß zufrieden ein Stück Käsekuchen. Er hatte dieses Treffen im Café Sperber vorgeschlagen, um Lena zu erzählen, dass er an einem Theaterstück schrieb. Aus dem Radio wurde der weiß tapezierte Raum mit leiser Countrymusik versorgt, die eigentlich nicht zur Atmosphäre dieses Ortes und seiner deutschen Kuchenauswahl passte. Insgesamt strahlte das Café den Charme einer gemütlichen Krankenhaus-Kantine aus, die grauen Kunststofftische hatten daran genauso Anteil wie der Geruch, der ein wenig an Pflaster erinnerte, aber vermutlich von Früchten aus den Kuchenspezialitäten stammte. Und natürlich spielte auch der Altersdurchschnitt eine Rolle, hier saßen fast nur Rentner. An den Tischen lehnten Krücken, und mancher Gast brachte seine Sitzgelegenheit gleich selbst mit und saß im Rollstuhl bei Kaffee und Kuchen. Lena und Bastian hätten auch Pfleger oder Ärzte sein können, die zusammen mit den Patienten essen wollten.

»Es nimmt Struktur an. Vor meinem inneren Auge pulsiert es schon. Die Geburt einer Idee ist wie die Geburt eines Kindes. Es ist eine revolutionäre Erfahrung!«

Lena hörte gebannt zu und nippte am Tee.

»Worum geht es?«

»Atomlobby! Am Abend, bevor der Chef eines neuen Atomkraftwerkes den Meiler hochfahren will, ist er zu einer Party bei zwei Atomkraftgegnern eingeladen. Sie versuchen, ihn von seinen Plänen abzubringen!«

»Mutiger Stoff«, lobte Lena.

»Alles andere wäre doch nur Kindertheater!«

Vor der breiten Fensterscheibe standen drei junge Männer und glotzten hinein. Bastian erinnerte das an Zoobesucher, die ungeduldig auf eine Bewegung des lethargischen Löwen warten. Es tat sich wenig, was am spätwinterlichen Alter der Anwesenden lag.

»Es war mir ein Vergnügen, liebe Lena, und ich würde gern noch bleiben, aber die Kunst ist eine strenge Herrin. Mich rufen der Schreibtisch, mein Füllfederhalter und ein weißes Blatt Papier.«

Er legte fünf Euro auf den Tisch. Lena wirkte zwar etwas erstaunt, aber in ihren Augen glänzte die Begeisterung, endlich einen Theaterregisseur zu kennen, zumindest einen künftigen.

Bastian lächelte kurz und stand auf, auch Lena erhob sich.

»Du kannst ruhig noch hier bleiben«, meinte Bastian.

Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken.

»Mache ich ja auch.«



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