Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers by Dan Millman

Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers by Dan Millman

Autor:Dan Millman [Millman, Dan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-12T04:00:00+00:00


Die wahre Geschichte

Ich hatte Ted ja gebeten, zu erzählen, was tatsächlich passiert ist, ohne seine subjektiven Hinzufügungen, kurz und bündig und aufgrund dessen, was man mit seinen fünf Sinnen wahrnehmen kann. Das hörte sich so an:

«Sally, meine Verlobte, klingelte an meiner Wohnungstür, wollte aber nicht hereinkommen. Sie gab mir einen Schlüssel und einen Ring zurück, den ich ihr geschenkt hatte, und sagte, sie wolle einen Mann namens Bob heiraten und mit ihm in Europa leben. Wir haben nur kurz miteinander gesprochen. Dann ging sie wieder. »

Obwohl Ted in einfachen Worten und ganz «objektiv» das Geschehene beschrieb, war mir, als ich ihn dabei beobachtete, klar, daß die Sache ihn immer noch belastete, denn wie nicht anders zu erwarten, bedrückten seine Assoziationen und Gefühle ihn nach wie vor. Manchmal muß man eine Geschichte eben viele Male erzählen, ehe die gefühlsmäßige Belastung verschwindet. Aber Ted war wenigstens bewußt geworden, woher diese Belastung kam-von den Ansichten und Überzeugungen, in denen er gefangen war.

Er wiederholte die Geschichte noch einmal und wirkte jetzt schon ein bißchen entspannter. Er hat sie noch oft erzählt. Beim letzten Mal lächelte er sogar, als ihm klar wurde, daß er mit seinen Worten das tatsächliche Ereignis beschrieb und den Rest nur erfunden hatte. Als Ted das erkannte, war er erleichtert und wie erlöst.

Interessanterweise löst diese Übung oft starken inneren Widerstand aus. Der Haupteinwand ist, daß objektive Aussagen «kalt» und bar jeder «echten Emotion» wirkten. Das hängt natürlich davon ab, wie man Emotion definiert. Je weniger unsere Wahrnehmung eines Ereignisses von Emotionen getrübt ist, zu um so tieferen Gefühlen sind wir in Wirklichkeit fähig.

Ted entdeckte, daß im Grunde nichts von dem, was Sally getan hatte, verletzend gewesen war. Hätte er mit ihr Schluß machen wollen, aber nicht gewußt wie, dann hätte er ihre Neuigkeit mit Freude und Erleichterung aufgenommen. Die Verletzung entsprang aus seiner eigenen geistigen Verfassung – seinen Wünschen und Vorstellungen –, nicht aus Sallys Verhalten.

Sally hat Ted weder geschlagen noch getreten noch seinen Ring mitgenommen. Sie hat ihn weder angeklagt noch lächerlich gemacht. Ted litt nur unter den Auswirkungen seines eigenen Denkens.

Er erkannte schließlich den Wert dieses Erlebnisses: Er hatte daraus etwas über sich selbst gelernt. Wie ein friedvoller Krieger begann er nun, die Probleme des täglichen Lebens zu nutzen, um daran zu wachsen – Schmerz in Weisheit zu verwandeln.

Dieser erste große Schritt zur Erkenntnis der objektiven Realität mag zwar sehr einfach erscheinen, aber er ist keineswegs leicht. Die Illusionen unseres Denkens zu durchbrechen ist wie die Wanderung durch einen Dornenwald. Bei manchen Menschen erfordert dieser Prozeß jahrelanges bewußtes Bemühen. Aber manchmal kommen wir auch plötzlich und ganz zufällig mit der Realität in Kontakt.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.