Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter by Campus
Autor:Campus
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Tags: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Herausgeber: Campus
Wie ökonomische Revolutionen wirklich gemacht werden
Eine müßige Feststellung: Der Übergang in die neue Ära eines dezentralisierten Kapitalismus wird alles andere als ein einfaches Unterfangen werden. Das Problem zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht der Mangel an einem Konzept, wie wir dorthin kommen; das haben wir. Die große Unbekannte ist vielmehr die Aufnahme dieses Konzepts in der Öffentlichkeit. Und hier laufen wir gegen die Wand einer sturen Auffassung von der Funktionsweise ökonomischer Revolutionen, die an eine Wahnidee grenzt.
Viele Amerikaner glauben, große ökonomische Fortschritte kämen dadurch zustande, dass der Staat sich aus der Wirtschaft heraushält und die unsichtbaren Kräfte des Kapitalismus einen freien Markt regieren lässt. Vor allem die Europäer sind hingegen weniger überzeugt von den Tugenden eines ungezügelten Kapitalismus und haben im Lauf der Geschichte gern mal in die ökonomischen Prozesse zugunsten eines ausgewogeneren marktwirtschaftlichen Modells eingegriffen. Dennoch ist selbst in sozialen Marktwirtschaften eine – nach wie vor eher kleine – populistische Bewegung gegen die traditionelle Einmischung des Staats in der Wirtschaft zu spüren, zu einem Zeitpunkt, wo wir die aktivere Beteiligung des Staats am privaten Sektor mehr brauchen denn je, wenn wir Wirtschaft und Handel wieder zu Wachstum verhelfen wollen.
Angesichts von Rekorddefiziten im Staatshaushalt und hohen Steuern machen Millionen missmutiger Wähler sich zu Recht Sorgen darüber, eine Hypothek auf ihre Zukunft in Form unbezahlbarer Schulden aufzunehmen und ihren Kindern die Bürde einer bankrotten Gesellschaft anzutun. Aber wer die Ansicht vertritt, staatliche Zurückhaltung würde den Unternehmergeist wecken, neue ökonomische Möglichkeiten im Überfluss schaffen und das Wohlergehen der Menschheit allgemein in hohem Maße verbessern, hat aus der Geschichte nichts gelernt.
Die Realität sieht anders aus. Sicher ist der Markt seit jeher ungeschlagen als Motor für Erfindergeist und Unternehmertum, aber eine industrielle Revolution hat er von sich aus nie hervorgebracht. Dies ist ein Mythos, der aus der amerikanischen Psyche einfach nicht wegzubekommen ist. In guten Zeiten ist dieser Schwindel erträglich. Aber in diesem kritischen Augenblick der Menschheitsgeschichte, in dem die Zukunft unseres Planeten auf dem Spiel steht, können wir es uns einfach nicht mehr leisten, weiter im mystischen oder magischen Denken zu verharren.
Wirtschaftliche Revolutionen kommen nicht einfach aus dem Nichts. Der Aufbau einer neuen Kommunikations- und Energieinfrastruktur war immer eine gemeinsame Anstrengung von Industrie und Staat. Die bei der Laissez-faire-Fraktion so beliebte Vorstellung, ökonomische Revolutionen würden sich unweigerlich einer Partnerschaft zwischen Erfindern und Unternehmern verdanken, ist nur ein Teil der Geschichte. Natürlich riskieren Erstere ihre Zeit, um eine Technologie, ein Produkt, eine Dienstleistung zu erfinden, und müssen Letztere bereit sein, ihr Kapital zu investieren, um neue Ideen auf den Markt zu werfen. Aber beide industriellen Revolutionen bedurften eines großen staatlichen Engagements (in Form von öffentlichen Mitteln), um die jeweils neue Infrastruktur aufzubauen. Die Staaten stellten öffentliche Mittel bereit, sorgten für ein umfassendes Regelwerk und warteten mit großzügigen Steueranreizen und Zuschüssen auf, um Stabilität und Wachstum der neuen ökonomischen Ordnung zu garantieren.
Während der Arbeit an diesem Buch tobt eine Debatte zwischen Wall Street und Weißem Haus darüber, wie viel staatliche Einmischung in die Angelegenheiten der amerikanischen Wirtschaft wünschenswert ist. Die Debatte hat mittlerweile auch die Straße erfasst.
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