Die Chef-Falle - wovor Führungskräfte sich in Acht nehmen müssen by Campus
Autor:Campus [Knoblauch, Jörg]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Mitarbeiter; Personalführung; Management; Führungskraft; Management; Chef; Unternehemen; Motivation
ISBN: 978-3-593-42066-0
Herausgeber: Campus
veröffentlicht: 2013-03-14T16:00:00+00:00
Wenn Chefs auf dem Mitarbeiterohr taub sind
Was hätten Sie dem neuen Eigentümer dieser Pleitefirma geraten? Ich verrate Ihnen, wie mein Vorschlag lautete: Alle Führungskräfte rausrasieren. Ja, Sie haben richtig verstanden: Ich spreche von Entlassung. Der Eigentümer war schockiert von dem Vorschlag. Massenentlassung von Arbeitnehmern nach Firmenpleiten – so etwas kennen wir von AEG, Grundig oder Quelle. Aber sämtliche Führungskräfte entlassen und die Mitarbeiter behalten – geht das? Ich sage: Ja. Die Führungskräfte hatten lange die Chance, das Schiff zu drehen, und haben dabei viel Geld verdient und noch mehr Geld verbrannt. Irgendwann muss Schluss sein. Der Eigentümer blieb skeptisch. Er könne seine »wichtigsten Leute« doch nicht von Bord gehen lassen. Dann bräche Anarchie aus. Ich hielt dagegen: Diese Chefs, von denen wir hier sprechen, seien nicht die »wichtigsten Leute«. Die wichtigsten Leute in dieser Firma waren nämlich die verbliebenen A-Mitarbeiter!
Nach einigem Hin und Her wurden zwar nicht alle Führungskräfte, aber zumindest der Betriebsleiter, der Produktionschef und der kaufmännische Direktor entlassen. Und was geschah, als der neue Eigentümer diese Entscheidung auf einer Betriebsversammlung am späten Nachmittag verkündete? Spontan kam heftiger Applaus auf. Die Mitarbeiter hatten längst begriffen, wer für die Misere verantwortlich war. Ich konnte in ihren Gesichtern sehen, wie sie jetzt wieder Mut fassten. Endlich würden sie keine unverständlichen Anweisungen von unfähigen Chefs mehr ausführen müssen. Wenn man sie nun noch nach ihrer Meinung fragen würde, könnte die Wende klappen. Und genau das hatten wir vor. Ist das Anarchie? Nein, ein Unternehmen braucht Führung. Und auch dieses Unternehmen wird weiter Führung brauchen. Aber eben keine solche Führung wie bisher. Ist eine Krise einmal so weit fortgeschritten wie hier, müssen die Chefs gehen. Es macht überhaupt keinen Sinn, ihnen jetzt eine weitere Chance zu geben. Das wird nur weitere Kosten verursachen und den Sanierungsprozess noch einmal verlängern.
Was hätte hier vorher besser laufen müssen? In diesem Unternehmen hätte ich mir aufsässige Mitarbeiter gewünscht! Die fünf Kartenspieler hätten sich vor ihren Chef stellen und sagen sollen: So geht es nicht weiter! (Ich weiß, dass viele so etwas aus Angst um ihren Job nicht tun, weil sie an ihre Familien denken, und ich habe Verständnis dafür. Trotzdem wäre es das Richtige gewesen.) Mitarbeiter und Chefs müssen hier umdenken. Chefs glauben heute oft noch, sie wüssten alles besser. Aber auch viele Mitarbeiter glauben, ihre Chefs wüssten alles besser. In Wirklichkeit gibt es doch eine klare Rollenverteilung: Die Mitarbeiter arbeiten im Unternehmen und die Chefs arbeiten am Unternehmen. Wenn der Chef seiner Rolle nicht mehr gerecht wird und das Unternehmen über kurz oder lang gegen die Wand fährt, müssen die Mitarbeiter eingreifen.
Betriebliches Vorschlagswesen als Chance
Das betriebliche Vorschlagswesen ist für einige ein alter Hut. In Wirklichkeit wird es zu Unrecht verkannt und viel zu wenig genutzt. Bei uns im Hause ist das Vorschlagswesen sehr populär. Jeder Mitarbeiter macht im Schnitt jährlich 13 Vorschläge. Bundesweiter Durchschnitt sind 0,6 Vorschläge pro Mitarbeiter im Jahr. Ein betriebliches Vorschlagswesen ist auch eine gute Möglichkeit, dem Chef zu signalisieren, dass er handeln muss: »Wenn du das nicht tust, dann mach ich jetzt einen schriftlichen Vorschlag.
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