DAVID by Mary Hoffman

DAVID by Mary Hoffman

Autor:Mary Hoffman
Format: epub
Herausgeber: bloomoon, ein Imprint der arsEdition GmbH
veröffentlicht: 2013-01-01T05:00:00+00:00


Gandini der Bäcker hielt mich über die allgemeinen Vorgänge auf der Welt auf dem Laufenden.

»Du wirst nie erraten, was passiert ist«, sagte er eines Tages im Oktober. »Cesare Borgias condottieri haben gegen ihn rebelliert!«

Was Gismondo wohl davon hielt – der oberste Kriegsherr gestürzt von gewöhnlichen Heerführern.

»Aber er hat sie alle ins Gefängnis werfen und ermorden lassen!«, fuhr der Bäcker fort.

Das war allerdings eine entsetzliche Neuigkeit; der Mann war ja noch ruchloser, als ich vermutet hatte. Er war bereit, seine Heerführer zu töten, um zu demonstrieren, welche schrecklichen Folgen es hatte, sich ihm in den Weg zu stellen.

»Er ist schlimmer als die Medici«, sagte der Bäcker mit gesenkter Stimme.

Gut! Zumindest meine üblichen Bekannten glaubten nicht, dass ich auf der Seite der alten Herrscher der Stadt war.

Bei meinem ersten Treffen mit den Pro-Medici-Verschwörern trug ich die violett-grünen Sachen, zu denen ein ganz auffallender Hut gehörte, und ich ging mit einiger Befangenheit los. Wenn mich jetzt jemand aufhielt und angriff, war es meine eigene Schuld. Doch ich musste mich einfach auf Gianbattista verlassen, dass alle frateschi in der Stadt inzwischen wussten, dass ich ein doppeltes Spiel spielte.

Ich kam mir sehr seltsam vor, als ich an der Glocke des Palazzo in der Via Tornabuoni zog und zum ersten Mal als Altobiondis Gast empfangen wurde. Bei ihrer Vermählung hatten Clarice und Altobiondi ihre Haushalte zusammengelegt, und zu meinem Pech hatte Clarice nicht nur ihre Zofe Vanna, sondern auch den sauertöpfischen Lakaien behalten, der mich eindeutig von damals kannte. Er sah durch meine neuen Sachen bis zu dem Steinhauer darunter und warf einen vielsagenden Blick auf meine Hände.

Ich war erleichtert, Visdomini anzutreffen. Er stellte mich Altobiondi erneut vor und zum ersten Mal auch den anderen.

»Ihr hättet ihn sehen sollen, nachdem er zusammengeschlagen worden war, weil er einer von uns ist«, sagte Visdomini. »Sein armes Gesicht war übel zugerichtet.«

Teilnahmsvolles Gemurmel folgte und ich sah, dass ich einige Leute erkannte. Zwei von ihnen waren die Verschwörer, die ich in jener Nacht hinter dem Wandteppich belauscht hatte: Arnolfo Ridolfi und Alessandro Bellatesta. Sie waren schon älter und hatten Lorenzo de’ Medici vielleicht noch gekannt.

Plötzlich hatte ich eine Eingebung. »Wie könnt Ihr sicher sein, dass man Euch nicht ausspioniert?«, fragte ich. »Lasst Ihr den Raum nach Verstecken absuchen? Was ist mit dem Wandbehang dort?«

Ich eilte durchs Zimmer und zog die Jagdszene zur Seite. Fast glaubte ich, den Steinhauer Gabriele in seinen groben Arbeitskleidern dort zu entdecken. Ich sah ein paar alte Krümel auf dem Boden von einem Stück Gebäck, das mir Clarice gegeben hatte, doch ich zertrat sie mit einem der weichen Lederstiefel, die Visdomini mir ebenfalls geschenkt hatte, zu Staub.

»Nichts«, sagte ich zufrieden. »Aber wir sollten den Vorhang zurückgezogen lassen.«

Die anderen schienen beeindruckt und sahen nun auch hinter andere Vorhänge und öffneten Türen, um nach Lauschern zu suchen.

»Ihr habt völlig recht, Gabriele«, sagte Altobiondi. »Wir sind nachlässig geworden. Wir müssen mehr auf mögliche Spione achten.«

Ich lächelte vor heimlicher Genugtuung. Er hatte recht, argwöhnisch zu sein, wie ich besser wusste als jeder andere.



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