Die Adoptivkaiser: Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Marc Aurel und Lucius Verus (Geschichte Kompakt) by Oliver Schipp
Autor:Oliver Schipp [Schipp, Oliver]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Geschichte/Altertum
Herausgeber: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft)
veröffentlicht: 2012-11-30T23:00:00+00:00
Im Herbst 169 n. Chr. war Marc Aurel an die Donau zurückgekehrt. Der nun alleinige Augustus musste der Vernunft gehorchen, so schwer es auch gefallen sein mag. Die Kämpfe waren im vollen Gange und verliefen zunächst für die Römer alles andere als erfolgreich. Die Chronologie der Ereignisse ist unklar. Wahrscheinlich kam es im Frühjahr 170 n. Chr. zu einem verheerenden Einbruch der römischen Verteidigungslinie. Während einer verlustreichen Offensive – Lukian berichtete von 20.000 gefallenen Römern – konnten Markomannen und Quaden über die Donau gelangen und bis nach Norditalien vordringen. Das Städtchen Opitergium wurde geplündert, die Stadt Aquileia belagert. Unter dem Kommando des frisch gebackenen Schwiegersohns Pompeianus und des späteren Kaisers Pertinax wurden die Markomannen aus Italien vertrieben, bevor noch größerer Schaden entstand. Der psychologische Schaden jedoch, der Schrecken darüber, dass Barbarenhorden in Italien Städte niederbrennen konnten, dürfte immens gewesen sein. Das bereits erwähnte Grenzschutzkommando in den Alpen war wohl noch im Aufbau begriffen. Erst danach konnten die Alpen abgeriegelt und Italien wieder wirkungsvoll geschützt werden. Die Bedrohung in Noricum und Rätien wurde vorläufig abgewendet, als Pompeianus auch hier die Eindringlinge in die Flucht schlug. Die römischen Truppen rieben die zurückströmenden Markomannen regelrecht auf. Zudem jagte man ihnen ein Teil der Beute wieder ab, als sie gerade die Donau überqueren wollten. Die gefangen genommenen Markomannen und Quaden wurden in den Provinzen und sogar in Italien angesiedelt. Verwaiste Höfe standen nach den Kämpfen sicherlich in ausreichender Zahl zur Verfügung. Die Angesiedelten erhielten allerdings nicht den Status von Sklaven. Vermutlich gestand man ihnen den Rechtsstatus von freien Peregrinen zu. Als solche konnten sie bei Bedarf für Auxiliareinheiten oder für Legionen rekrutiert werden. In der Regel mussten sie für den Legionärsdienst aber vorher das römische Bürgerrecht erhalten.
Im gleichen oder folgenden Jahr griffen dann Jazygen und kleinere Germanengruppen die Provinzen Dakien und Obermösien an. Diesmal lag Griechenland in Stoßrichtung. Das römische Heer verlor eine offene Feldschlacht und der Kommando führende Statthalter Marcus Cornelius Fronto sein Leben. Eine Gruppe von sarmatischen Kostoboken stieß sogar bis nach Achaia vor. Das Demeterheiligtum in Eleusis, wo Hadrian und zuletzt Lucius Verus in die eleusischen Mysterien eingeweiht worden waren, wurde von ihnen geplündert. Sie zogen sich erst wieder zurück, als der Statthalter Sexturs Cornelius Clemens die vandalischen Asdingen dazu brachte, die Heimstätten der Kostoboken anzugreifen. Auch die Gegenmaßnahmen in den anderen Provinzen waren erfolgreich. Vor allem ein Maureneinfall in die Provinz Baetica wurde abgewehrt. Die erfolgreiche Rückgewinnung der nordöstlichen Grenzprovinzen wurde mit einer Münzemission mit der Aufschrift Vic(toria) Ger(manica) gebührend gefeiert. Marc Aurel nahm im Jahre 172 n. Chr. den Siegerbeinamen Germanicus an.
Anschließend hatten die römischen Kommandeure das Heft des Handelns fest in der Hand. In den Jahren 172 und 173 n. Chr. gingen die römischen Truppen zur Offensive über. Im Gebiet der Markomannen, Quaden und Naristen fanden erfolgreiche Kämpfe statt. In einer Schlacht gegen die Quaden kam allerdings einer Legende zufolge die Natur selbst zu Hilfe. In der christlichen Interpretation war der Christengott der Schlachtenhelfer (Tertullianus, Apologeticum 5,5; Eusebios, Kirchengeschichte 5,5,1; Orosius, Adversus paganos 7,15,8 – 15). Als die
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