Der Marsianer by Weir Andy

Der Marsianer by Weir Andy

Autor:Weir, Andy
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-06-16T05:21:23+00:00


[16:03] WATNEY: Wie ist der Start gelaufen?

16

Martinez:

Dr. Shields sagt, ich soll persönliche Botschaften an alle Crewmitglieder schicken. Sie meint, das stärkt meine Verbindung zur Menschheit. Ich halte das für Schwachsinn, aber na ja, Befehl ist Befehl.

Mit Ihnen kann ich ganz offen reden:

Besuchen Sie bitte meine Eltern, falls ich sterbe. Sie wollen bestimmt aus erster Hand etwas über unseren Flug zum Mars erfahren. Das müssen Sie für mich tun.

Es wird nicht leicht sein, mit einem Elternpaar über den toten Sohn zu reden. Es ist viel verlangt, und deshalb bitte ich Sie darum. Ich würde Ihnen sagen, dass Sie mein bester Freund sind und so weiter, aber das wäre gelogen.

Ich gebe nicht auf. Ich plane einfach nur voraus. Ja, genau das mache ich.

Guo Ming, der Direktor der Chinesischen Raumfahrtagentur, beäugte den beängstigenden Aktenstapel auf seinem Schreibtisch. In der guten alten Zeit hätte man die Rakete einfach gestartet. Jetzt war China durch internationale Abkommen gezwungen, den anderen Nationen vorher Bescheid zu sagen.

Diese Verpflichtung, dachte Guo Ming bei sich, galt aber wohl nicht für die Vereinigten Staaten. Um ehrlich zu sein, musste er allerdings zugeben, dass die Amerikaner ihre Starttermine lange vorher öffentlich bekannt gaben, also lief es wohl auf das Gleiche hinaus.

Beim Ausfüllen der Formulare musste er genau darauf achten, keine Grenzen zu überschreiten. Er stellte Startdatum und Flugbahn korrekt dar, bemühte sich aber sehr, keinerlei Staatsgeheimnisse zu verraten.

Die letzte Anforderung quittierte er mit einem Schnauben. »Lächerlich«, murmelte er. Die Taiyang Shen besaß keinerlei strategischen oder militärischen Wert. Es war eine unbemannte Sonde, die weniger als zwei Tage in der Erdumlaufbahn bleiben würde. Danach sollte sie zwischen Merkur und Venus in eine Umlaufbahn um die Sonne einschwenken. Es wäre Chinas erster Vorstoß zur Erforschung der Sonne.

Dennoch bestand der Staatsrat darauf, dass alle Starts so weit wie möglich der Geheimhaltung unterworfen blieben. Selbst jene, bei denen es überhaupt nichts zu verbergen gab. Auf diese Weise konnten die anderen Nationen aus dem Mangel an Offenheit nicht schließen, welche Trägerraketen geheime Ladungen beförderten.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn bei der Schreibarbeit.

»Herein.« Guo Ming freute sich über die Störung.

»Guten Abend, Herr Direktor«, sagte der Stellvertretende Direktor Zhu Tao.

»Tao, willkommen zurück.«

»Danke, Herr Direktor. Es ist schön, wieder in Peking zu sein.«

»Wie ist es in Jiuquan gelaufen?«, fragte Guo Ming. »Ich hoffe, es war nicht zu kalt? Ich werde nie verstehen, warum sich unser Kosmodrom mitten in der Wüste Gobi befindet.«

»Es war kalt, aber erträglich«, antwortete Zhu Tao.

»Und wie schreiten die Startvorbereitungen voran?«

»Erfreulicherweise kann ich berichten, dass alles nach Plan verläuft.«

»Ausgezeichnet«, erwiderte Guo Ming lächelnd.

Zhu Tao saß schweigend da und starrte seinen Vorgesetzten an.

Guo Ming erwiderte erwartungsvoll den Blick, doch Zhu Tao stand nicht auf, um zu gehen, sprach aber auch nicht weiter.

»Gibt es sonst noch etwas, Tao?«, fragte Guo Ming.

»Hm«, machte Zhu Tao. »Sie haben doch sicher von der Iris-Sonde gehört?«

»Gewiss.« Guo runzelte die Stirn. »Eine schreckliche Tragödie. Der arme Mann wird verhungern.«

»Möglich«, antwortete Zhu Tao. »Aber vielleicht auch nicht.«

Guo Ming lehnte sich zurück. »Was wollen Sie damit sagen?«

»Ich denke an die Trägerrakete der Taiyang Shen, Herr Direktor.



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