Dein kompetentes Kind – Auf dem Weg zu einer neuen Wertgrundlage für die ganze Familie by Juul Jesper

Dein kompetentes Kind – Auf dem Weg zu einer neuen Wertgrundlage für die ganze Familie by Juul Jesper

Autor:Juul, Jesper [Juul, Jesper]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Ratgeber/Lebenshilfe, Alltag/Familie
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ich bin mit ihnen einer Meinung, was die ersten beiden Episoden betrifft, nicht jedoch bei der dritten. In der ersten müsste Jacob objektiv älter und erfahrener sein, um sich in einem großen Einkaufszentrum mit Hunderten von Menschen orientieren zu können und eventuell einen späteren Treffpunkt auszumachen. Das ist keine Frage seiner biologischen oder intellektuellen Begrenzungen. Würde er in Rio de Janeiro auf der Straße leben, wäre es für ihn ein Leichtes, sich in einem vollen Einkaufszentrum zurechtzufinden. Hier geht es um unsere kulturellen Werte, die besagen, dass man einen Dreijährigen nicht sich selbst überlässt, und die Eltern müssen dafür sorgen, dass es nicht passiert.

Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, muss Jacobs Vater ein Minimum seiner physischen Macht einsetzen. Auch seine mündliche Botschaft an Jacob geht vollkommen in Ordnung. Sie kränkt ihn nicht.

In der zweiten Episode setzt der Vater seine ökonomische Macht ein, ohne Jacob verbal zu kränken.

Die dritte Episode ist komplexer. Während Jacob in der ersten Episode einer Führungsperson bedurfte, die ihn schützte, geht es hier um ein sehr persönliches biologisches Bedürfnis, das auch sein Vater nur als Außenstehender beurteilen kann. (Falls er nicht ohnehin sein eigenes Interesse im Auge hat und einfach Ruhe haben will.) Selbst falls seine Meinung an diesem Samstagnachmittag zufällig zutreffen sollte, erreicht er nur eines: dass Jacob eine Stunde lang schläft. Ein sehr kurzlebiges Resultat.

Doch vielleicht ist es genau das, was Jacobs Vater unter elterlicher Verantwortung versteht: dass er seinem Sohn erklärt, welche Bedürfnisse er hat, um anschließend dafür zu sorgen, dass sie befriedigt werden, damit Jacob lernt, was gut für ihn ist. In diesem Fall wird sein Verantwortungsbereich noch eine Reihe weiterer Bedürfnisse umfassen, worauf ich später zurückkommen werde. Lassen Sie uns zunächst die Konsequenzen betrachten, die daraus entstehen, dass er für das Schlafbedürfnis seines Sohnes Sorge trägt.

Erst einmal lässt sich feststellen, dass Jacobs Schlafbedürfnis fremdbestimmt wird. Das kann für Eltern recht bequem sein, solange er noch klein ist. Doch spätestens wenn er in die Pubertät kommt, werden die Eltern irritiert sein und ihm vermutlich sagen, dass er doch langsam alt genug sein müsste, um selbst zu wissen, wann er müde sei. Darauf wird Jacob mit Zorn und Verwirrung reagieren: 13 Jahre lang hat er mühsam gelernt, dann zu schlafen, wenn seine Eltern es für richtig hielten. Er hat also alles dafür getan, zu kooperieren und das «Richtige» zu tun. Und jetzt, da er diese Kunst beherrscht, erzählen sie ihm, dass er das «Falsche» tut.

Zum anderen werden seine Eltern im Laufe der Zeit eine zunehmende Anzahl von Konflikten mit ihrem Sohn erleben. Im besten Fall wird er seinen Eltern mit seinen ständigen Bitten, doch länger aufbleiben zu dürfen, auf die Nerven gehen. Die Eltern werden – ganz nach Lust und Laune – entweder nachgeben oder standhaft bleiben oder aber feste Regeln vereinbaren: «Da gibt es nichts mehr zu diskutieren!» In vielen Familien wird es jedoch weniger glimpflich ablaufen. Dort wird es einen täglichen Kampf um die Schlafenszeit geben – einen Kampf, der nicht weniger Energie kosten wird, wenn Jacob eines Tages eine kleine Schwester bekommt, die darauf besteht, um dieselbe Zeit ins Bett zu gehen wie ihr großer Bruder.



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