Das Arroganz-Prinzip. So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf by Peter Modler

Das Arroganz-Prinzip. So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf by Peter Modler

Autor:Peter Modler [Modler, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Ratgeber
ISBN: 9783104008264
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2012-01-15T16:00:00+00:00


Frau Fischer war am Boden zerstört. Sie hatte es doch so gut gemeint. Sie hatte mit Herrn Jäger fair umgehen wollen, und ihre Argumente waren doch wirklich einsichtig! Warum verstand er das nicht? Die Antwort: Weil sie mit Herrn Jäger wie mit einer Frau gesprochen hatte.

Nach mehreren Versuchen und großer Anstrengung war Frau Fischer am Ende klar, dass sie von Anfang an die betriebliche Hierarchie herausstellen musste, um bei einem harten Brocken wie Herrn Jäger zu punkten. Vorhang auf zur letzten Runde: Jäger öffnete die Tür, Frau Fischer blieb aber hinter ihrem Schreibtisch sitzen. Als er den Raum betreten wollte, schaute sie ihn an, sagte kurz und bestimmt »Moment« und blätterte erst eine Weile durch ihre Unterlagen. Herr Jäger stand so lange in Türnähe und wusste nicht recht, wohin mit sich. Schließlich forderte sie ihn auf: »Nehmen Sie Platz.«

Jäger setzte sich. Seine Hände konnte er diesmal nicht auf den Bürotisch legen, weil auf der Tischkante mehrere Gegenstände standen, die ihn daran hinderten: ein Telefon, ein Terminkalender, ein Laptop. Frau Fischer legte ihrerseits die Unterarme breit auf ihren Schreibtisch und fragte den Schreiner: »Herr Jäger, wer ist Ihre Chefin?«

»Wieso, das sind doch Sie?« Pause. Frau Fischer fragte ihren Meister noch einmal: »Wer ist Ihre Chefin?« Jäger wurde unruhig: »Sie sind das, klar.« Frau Fischer schaute Herrn Jäger direkt in die Augen und sagte ihm langsam und in fast übertrieben deutlichem Hochdeutsch: »Dann gebe ich Ihnen jetzt als Ihre Chefin eine dienstliche Anweisung.« Jäger war auf einmal sehr aufmerksam. »Sie hören ab sofort auf, ihre Leute anzuschreien.« Pause. »Haben Sie das kapiert?« Jäger nickte wortlos. Frau Fischer: »Bitte?« Jäger murmelte mit niedergeschlagenem Blick: »Ich hab’s verstanden.« Frau Fischer schaute ihn immer noch an und sagte abschließend: »Dann können Sie jetzt wieder an Ihre Arbeit gehen.« Abgang Jäger. An der Tür fragte ich Jäger sofort, wie er sich nun fühlte.

»Tja, was soll ich sagen. Die hat mich in den Senkel gestellt. Hätte ich nicht gedacht, dass die das kann.«

»Und was halten Sie jetzt von Frau Fischer?«

»Respekt. Die hat mehr Haare auf den Zähnen, als man denkt.«

»Und – fühlen Sie sich verletzt, sind Sie persönlich getroffen?«

»Nein, die ist ja meine Chefin. Das darf die.«

Der Schreiner hatte also endlich das Machtsignal bekommen, das er erwartet hatte. Das emotionale Ergebnis war für ihn Hochachtung gegenüber seiner Chefin. Natürlich war mit dieser einen Unterredung noch nicht garantiert, dass der gute Mann seine liebgewonnene Angewohnheit plötzlich aufgeben konnte, die Mitarbeiter anzuschreien. Aber vermutlich bedarf es in Zukunft von Frau Fischer nur noch eines kurzen Hinweises, um dieses Verhalten abzustellen. Eine Mitarbeiterin hätte Frau Fischer so ein Verhalten wohl kaum verziehen. Aber es war um einen Mann gegangen, der – wie es bei vielen Technikern der Fall ist – in seinem Arbeitsalltag viel mehr daraufhin trainiert wird, eher auf Materialien und technische Vorgänge zu achten als auf verbale Kommunikation. Darum hätte es nur wenig Sinn gemacht, auf die Ebene der verbalen Argumente zu setzen, wie es Frau Fischer zuerst getan hatte. Erst als Jäger vor Augen geführt wurde, dass die vor ihm sitzende Frau ein Rangbewusstsein hatte, konnte er überhaupt zuhören.



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