COVID-19: Suche nach einem Impfstoff by Patric U. B. Vogel

COVID-19: Suche nach einem Impfstoff by Patric U. B. Vogel

Autor:Patric U. B. Vogel
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783658313401
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden


6.2 Ansätze gegen COVID-19

In der wissenschaftlichen Literatur zu neuartigen Technologien wird häufig beschrieben, dass die klassischen Impfstofftechnologien zu langsam sind, um auf neuartige Krankheiten reagieren zu können. In diesem Zusammenhang ist es schon interessant, dass die inaktivierten COVID-19 Impfstoff-Kandidaten, die nur ca. 7 % aller Projekte ausmachen, ca. ¼ derjenigen Kandidaten stellen, die bereits in die klinischen Phasen eingetreten sind (WHO 2020b). Natürlich sind hier auch regionale Unterschiede bezüglich der behördlichen Anforderungen zur Genehmigung von klinischen Studien zu berücksichtigen, da alle der fortgeschrittenen Inaktivat-Kandidaten aus China kommen. Trotzdem zeigt dies die Geschwindigkeit, mit der diese „alte“ Technologie potenziell auf neue Infektionskrankheiten reagieren kann.

Ein chinesisches Unternehmen, dessen Impfstoff-Kandidat bereits in den klinischen Phasen I/II ist, hat die Eckpunkte der Entwicklung und der präklinischen Prüfung bereits publiziert, weshalb wir uns ein Beispiel anschauen können. Ausgangspunkt dieses Inaktivat-Kandidaten war die Gewinnung von Virusproben aus den Lungenbläschen von COVID-19 Patienten. Das Virus wurde unter Verwendung einer beliebten Zelllinie, genannt Vero-Zellen, angezüchtet (Gao et al. 2020). Diese Zellen lassen sich in-vitro vermehren und werden auch für die Routine-Produktion von z. B. Influenza-Impfstoffen verwendet (Barrett et al. 2013). Die Viruspräparation wurde in einem 50 L Maßstab „angezüchtet“. Im Anschluss wurden die Viren mit einem chemischen Reagenz, ß-Propiolacton, inaktiviert (Gao et al. 2020). Dieses chemische Reagenz verändert die viralen Proteine und das Virusgenom, sodass die Viren nicht mehr infektiös sind (Bonnafous et al. 2014). Die inaktivierte Biomasse wurde durch Methoden der Filtration und Chromatographie (ein Verfahren zur Trennung von Stoffen) gereinigt und abschließend Aluminiumsalze als Adjuvans zugegeben, um die Immunogenität zu erhöhen. Eine Dreifach-Impfung mit diesem Impfstoffkandidaten hat sich in präklinischen Versuchen, u. a. an Mäusen und Rhesus-Affen, als sicher, immunogen und wirksam erwiesen (Gao et al. 2020).

Dies ist positiv, da z. B. bei einem inaktivierten Ganzvirus-Impfstoff-Kandidat gegen SARS eine übertriebene Immunreaktion mit Schädigungen der Lunge auftrat (Tseng et al. 2012). Man kann jedoch nicht grundsätzlich 1:1 von Tierversuchen auf das Verhalten im Menschen schließen. Aus diesem Grund bleibt abzuwarten, ob dieser oder andere Inaktivat-Kandidaten die Hürden der klinischen Phasen erfolgreich meistern.



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