Contact by Carl Sagan

Contact by Carl Sagan

Autor:Carl Sagan
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-08-21T06:39:34+00:00


Natürlich gab es immer auch Menschen, die sich gerne Werbespots ansahen und kein Interesse an Werbnix hatten.

Aber das war eine verschwindende Minderheit. Hadden gewann ein Vermögen durch die weitgehende Ausschaltung des Werbefernsehens. Aber er machte sich auch Feinde. Als die Kontexterkennungschips auf dem Markt waren, hatte er Prednix entwickelt, ein Submodul, das man auf Werbnix aufstecken konnte. Es wechselte einfach den Kanal, wenn man zufällig ein religiöses Programm eingeschaltet hatte. Man konnte vorher Stichwörter wie »Wiederkunft Christi« oder »Jüngstes Gericht« eingeben und damit breite Schneisen durch die vielfältigen Programme schlagen. Prednix war heiß begehrt bei einer schon seit langem unter solchen Sendungen leidenden und nicht unbedeutenden Minderheit von Fernsehzuschauern.

Außerdem munkelte man, daß Haddens nächstes Submodul Quatschnix heißen und nur auf öffentliche Ansprachen von Präsidenten und Premierministern reagieren sollte.

Je weiter Hadden seine Kontexterkennungschips entwickelte, desto bewußter wurde ihm, wie viele Anwendungsbereiche es dafür gab – vom Ausbildungssektor, der Wissenschaft und der Medizin bis hin zur militärischen Abwehr und zur Industriespionage. Letzteres lieferte dann den Anlaß für den berühmt gewordenen Prozeß United States gegen Hadden Cybernetics. Man hielt einen der Hadden-Chips für zu gut für den Zivilbereich, und auf Empfehlung der Nationalen Sicherheitsbehörde wurden die Anlage und das wichtigste Personal für die Produktion dieses am weitesten entwickelten Kontexterkennungschips kurzerhand von der Regierung übernommen. Es war einfach von überragender Wichtigkeit, die Post der Russen lesen zu können. Gott weiß, was geschehen würde, wenn die Russen zuerst die amerikanische Post lesen konnten, bekam Hadden gesagt. Hadden weigerte sich, bei der Übernahme mitzumachen, und beteuerte, er werde sich künftig auf Gebiete verlegen, die mit nationaler Sicherheit nichts zu tun hätten. Die Regierung verstaatliche die Industrie, sagte er; die Politiker behaupteten, Kapitalisten zu sein, aber wenn es hart auf hart gehe, zeigten sie ihr wahres sozialistisches Gesicht. Er habe ein noch unbefriedigtes Bedürfnis einer breiten Öffentlichkeit entdeckt und daraufhin eine bereits bestehende und völlig legale neue Technologie dazu eingesetzt, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Das war klassischer Kapitalismus. Aber es gab viele nüchterne Kapitalisten, die erklärten, daß Hadden bereits mit Werbnix zu weit gegangen sei und damit gegen amerikanische Gepflogenheiten verstoßen habe. In diesem Zusammenhang erschien in der Prawda der giftige Kommentar eines gewissen W. Petrow, der den Fall als konkretes Beispiel der Widersprüche des Kapitalismus hingestellte. Das Wall Street Journal konterte, indem es die Prawda, ein Wort, das im Russischen »Wahrheit« bedeutete, seinerseits als konkretes Beispiel der Widersprüche des Kommunismus bezeichnete.

Hadden war der Verdacht gekommen, daß die Übernahme nur ein Vorwand und sein eigentliches Vergehen der Angriff auf die Werbung und die Fernsehprediger gewesen war.

Werbnix und Prednix seien elementare Bestandteile des amerikanischen Unternehmertums, versicherte er wiederholt.

Genau darin lag doch die Bedeutung des Kapitalismus: die Menschen mit verschiedenen Alternativen zu versorgen. »Ich habe ihnen erklärt, daß das Fehlen der Werbung insgesamt eine solche Alternative ist. Riesige Budgets für Werbekosten gibt es nur, wenn die Produkte alle gleich sind. Wenn die Produkte wirklich verschieden sind, dann kaufen die Leute nur das bessere. Die Werbung hat nur den Effekt, daß die Leute nicht mehr auf ihr eigenes Urteil vertrauen. Werbung macht dumm.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.