Change - Raum für Veränderung - sich und andere verändern by Junfermann

Autor:Junfermann
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-87387-821-1
Herausgeber: Junfermann

3.6.2 Wie veränderungsfähig ist der Veränderer?

Für organisatorische Veränderungen müssen sich ja manchmal einzelne Menschen ändern und als Führungskraft stehen Sie dabei in der ersten Linie. Wieso ist das eigentlich so schwierig, obwohl gerade die Führungskräfte ja guten Willens sind?

„Das Alte gefällt mir aber besser“, heißt es oft. Wobei Gefallen nur das verwöhnte Kind der Gewohnheit ist. Und Gewohnheiten sind wie gemütliche Betten, man geht gern rein und kommt schlecht wieder raus. Das folgende kleine Spiel kann das verdeutlichen: Kreuzen Sie einmal Ihre Arme vor der Brust und schauen Sie, welcher Arm den anderen überkreuzt. Liegt der rechte Arm über dem linken oder der linke Arm auf dem rechten? Und nun machen Sie es bitte einmal anders herum, sodass der andere Arm oben zu liegen kommt. Klappt es? Was für ein Gefühl ist das? Sicherlich ein komisches, ungewohntes Gefühl. Diese kleine Veränderung fühlt sich irgendwie nicht so angenehm an wie das Alte, obwohl sie ihren Zweck genauso gut erfüllt oder im Sinne der flexiblen Körpernutzung vielleicht sogar besser wäre. Eigentlich ist ziemlich egal, welcher Arm oben liegt. Aber das Alte ist „irgendwie“ besser. Oder ist es nur Gewohnheit, die mit ein bisschen Experimentierfreunde und Übung zu entmachten ist?

Dies ist ein sehr persönlicher Abschnitt, der nicht dazu dient, Tools und Know-how zur Veränderung anderer zu bekommen, sondern er soll zunächst die eigene Art zu denken und zu handeln beleuchten. Jeder, auch derjenige, der ein Buch über Veränderungsmanagement verfasst, hat so seine Schwierigkeiten bei ganz persönlichen Veränderungen. Ich kenne einige Change-Manager, die beim immer gleichen Griechen immer nur Gyros essen, seit 20 Jahren an den gleichen Urlaubsort fahren und ein Rückenproblem vortäuschen, wenn die eigene Frau zu Hause die Möbel umstellen will.

Daher hier eine paar Anregungen zur Reflexion, die natürlich auch bei der Veränderungsberatung für „andere“ eingesetzt werden können. Die eigene emotionale Auseinandersetzung mit Veränderungen braucht ab und zu ein Update, da auch der eigene „Veränderungsmuskel“ mit der Zeit etwas schlapper wird, wie die folgende Geschichte zeigt.

Ein alter Bekannter erzählte mir, dass sein Freund vor Jahren Direktor in einem kleinen Zoo gewesen war. Dieser Zoo hatte etwas ganz Besonderes, nämlich einen Bären, der seit Jahren in einem circa fünf mal fünf Meter großen Käfig mit Gitterstäben lebte. Er war der Liebling der Zoobesucher und alle fanden, dass der Bär unbedingt einen neuen Käfig bräuchte, besser noch ein größeres Gehege. Da der Zoo, wie viele andere Zoos auch, nicht gerade reich war, machte man sich daran, Geld für das neue Gehege zu sammeln. Jedes Zoo-Sommerfest, jeder Tag der offenen Tür und jede andere Gelegenheit wurden benutzt, um Geld für den Bären zu sammeln. Es dauerte dennoch recht lange, bis endlich genügend Geld zusammengekommen war, um ein richtiges Freigehege bauen zu können.

Und dann, eines Tages, war es endlich so weit: Das wunderschöne Gehege war fertig! Es war ein Traum von einem Bärengehege mit einem Wasserfall, einer Höhle, Felswänden zum Erklettern und Baumstämmen, um sich daran zu reiben. Alle warteten mit Spannung auf den großen Tag, an dem der Bär umziehen sollte. An einem Sonntag, damit auch alle Besucher dabei sein konnten, war es endlich so weit.

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