Bunny McGarry und der Mann mit dem Allerweltsgesicht_ Ein Dublin-Krimi (German Edition) by McDonnell C. K

Bunny McGarry und der Mann mit dem Allerweltsgesicht_ Ein Dublin-Krimi (German Edition) by McDonnell C. K

Autor:McDonnell, C. K. [McDonnell, C. K.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Eichborn
veröffentlicht: 2023-05-26T00:00:00+00:00


KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

Brigit blickte die sich windende Einfahrt hinauf, die zu einem großen freistehenden Haus führte. Herrenhaus wäre wohl ein zutreffenderes Wort gewesen, auch wenn sie nicht wusste, welche Grenze überschritten werden musste, damit ein Haus zu einem Herrenhaus wurde; eine Frage, die in ihrem Leben bislang auch keine Rolle gespielt hatte.

»Hier? Ernsthaft?«, fragte sie.

»Hier. Ernsthaft«, erwiderte Paul.

Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Sie wusste gar nicht genau, was sie erwartet hatte, aber eindeutig nicht das. Eine Crack-Höhle vielleicht? Oder eine Lagergarage? Ein anrüchiges Hotel? Paul hatte lediglich gesagt, es gäbe einen Ort, an dem sie sicher sein würden. Und offenbar hatte er recht. Niemand würde glauben, dass sie sich ausgerechnet hier aufhielten. Brigit selbst glaubte es nicht, und sie hielt sich hier auf.

Sie tippte auf mindestens sechs Schlafzimmer, sehr wahrscheinlich mehr. In einer Straße voller großer, teuer aussehender Grundstücke mit jener Art von Sicherheitstoren, die wortlos ihre »Besucher unerwünscht«-Botschaft verkündeten, war dieses Haus das größte. Es handelte sich um ein historisches Bauwerk von solchen Dimensionen, dass in seiner Beschreibung vermutlich der Begriff »Bediensteten-Trakt« vorgekommen war – zumindest in jenen Tagen, als die Menschen noch zugaben, dass sie Bedienstete hatten. Natürlich hatte man in dieser Gegend von Dublin noch immer Bedienstete, aber Brigit wettete, dass man sie nicht mehr so nannte. Das Anwesen war erbaut aus jenen alten grauen Steinen, die dem Ausspruch »Mein Heim ist meine Burg« alles Metaphorische nahmen und ihn zu einer reinen Feststellung machten. Hätte sie mehr Zeit damit verbracht, statt der Krimis gewisse Liebesromane zu lesen, hätte sie es besser beschreiben können. Dies war die Art von Haus, das die Heldin entweder aufgab, um mit dem Mann zusammen sein zu können, den sie liebte, oder in dem sie lebte, nachdem sie sich den reichen Typen geangelt hatte, für den sie sich natürlich nicht nur wegen seines Geldes interessierte. Kurz gesagt war dies die Art von Immobilie, die in der Handlung eine entscheidende Rolle spielte.

Als sie die Einfahrt hinaufgingen, streckte Paul prüfend seine Handfläche aus.

»War ja klar. Jetzt hört es natürlich auf zu regnen.«

Brigit klappte den Regenschirm zusammen und kämpfte mit dem kniffligen Verschluss, während sie sich ehrfurchtsvoll umschaute. Als sie die Bäume hinter sich gelassen hatten, die von der Straße aus die Sicht aufs Haus versperrten, sah sie den Brunnen inmitten der ausgedehnten Grünfläche. Er wurde von einem Cherub gekrönt, aus dessen Mund Wasser hervorsprudelte. Mit einem Schiedsrichter-Trikot hätte er jederzeit ein Fußballspiel leiten können, das sich auf diesem Rasen problemlos veranstalten ließe. Es lag der süße Geruch von feuchtem, frisch gemähtem Gras in der Luft. Als sie am Haus ankamen, an dessen Vorderseite sich ein großer Wintergarten mit Glasfront entlangzog, kam ihr ein verstörender Gedanke. Sie legte eine Hand auf Pauls Arm, um ihn aufzuhalten, versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und flüsterte ihm zu.

»Wir werden jetzt aber nicht …« Sie spitzte die Lippen und wackelte auf eine Weise mit dem Kopf, die ihrer Ansicht nach sehr viel mehr mitteilte, als tatsächlich der Fall war. »Du weißt schon.«

Paul schaute sie fragend an. »Nein, weiß ich nicht.



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