Bozzetto by Schneeweis Gerd J

Bozzetto by Schneeweis Gerd J

Autor:Schneeweis, Gerd J. [Schneeweis, Gerd J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: weissbooks
veröffentlicht: 2014-11-03T23:00:00+00:00


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Dresden, Hotel Feldherrnhalle

Nur die wenigsten Gäste des illustren Abends trafen sich am anderen Morgen beim Frühstück wieder. Sie besaßen in der dem Hotel angegliederten Eigentumswohnanlage überwiegend eigene Residenzapartments, in denen sie die teilweise kräftigen Nachwehen des nächtlichen Gelages besser pflegen konnten.

So konnte es auch niemandem auffallen, dass die kleine Gruppe um Artur Süler sich bereits am Vormittag in dessen großzügig angelegter Penthouse-Wohnung wieder zusammengefunden hatte. Noch am Vorabend war verabredet worden, dass dieses Mal auch Adrian von Stetten an diesem vertraulichen Gespräch teilnehmen solle.

»Lieber Adrian, Sie haben sich ja mehr als wacker geschlagen gestern Abend. Wie Sie da aus dem Ärmel heraus stichhaltig argumentiert und sogar den Führer selbst für sich haben sprechen lassen! Respekt! Bitte verzeihen Sie mir, dass ich nicht umhinkonnte, unseren Kameraden Karl Friedrich zu bitten, Ihre sexuellen Neigungen so deutlich anzusprechen. Aber für das, was wir jetzt mit Ihnen vorhaben, mussten wir Sie auch für unsere Alten salonfähig und unangreifbar machen. Das war, ist und bleibt wichtig: Wir alle sind eine gemeinsame Mannschaft mit gemeinsamen Zielen. Die haben Ihre Veranlagung gestern als Tatsache abgenickt, und damit ist die Sache jetzt vom Tisch.

Wir vier hier wissen natürlich alle Ihre Fähigkeiten sehr zu schätzen. Ihre Aufgabe im Fall Luger hätten Sie nie erfüllen können, wenn Sie nicht so grundsolide schwul gewesen wären. Aber genug davon. Kommen wir zur eigentlichen Sache!«

Damit begann Artur Süler ausführlich, seine Mitstreiter vorzustellen. Es war tatsächlich die oberste Führungsriege des NAD, und von Stetten erfuhr deren Lebenslauf nun ebenso haargenau wie den von Artur Süler selbst, auch wenn er den Verdacht hegte, dass dieser ihm in einigen Dingen nicht die volle Wahrheit sagte. Aber das konnte ja noch werden.

Alle entstammten sie dem Adel der Industriekapitäne des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Alle ihre Väter und Großväter wirkten an oberster Spitze der industriellen Revolution als Vorreiter in strenger familiärer Disziplin, stets dem Namen und den Zielen ihres Unternehmens verbunden.

Einzig Karl Friedrich von Weidthausen entstammte einem richtigen Adelsgeschlecht. Bei ihm hatte sich der Kreis zum SS-Mann Skorzeny, der in dritter Ehe mit Weidthausens Tante, Ilse von Finckenstein, verheiratet war, 1949 wieder geschlossen. Dass Ilse von Finckenstein ganz nebenbei auch die Nichte des ehemaligen Reichsbankpräsidenten und späteren »Magier des Geldes«, Hjalmar Schacht, war, hatte dem NAD im Prinzip immer nur gutgetan. Karl Friedrich von Weidthausen verfügte über ein Milliardenvermögen.

Wolfhardt Schmied, der Mann in der schwarzen SS-Galauniform Himmlers, war der Nachfolger seines Onkels Werner Daitz. Damit war es ihm quasi in die Wiege gelegt, ein deutscher Großunternehmer zu werden. Der 1927 geborene Wolfhardt Schmied durfte Onkel Werner bereits im zarten Alter von 17 Jahren begleiten, als dieser sich am 10. August 1944 im Straßburger Hotel Maison Rouge zu einer konspirativen Sitzung mit weiteren NS-Wirtschaftsgrößen traf. Seitdem hatte er verstanden, wie »deutsche Großraumwirtschaft«, die auf dem europäischen Kontinent, dem Kernraum der »Weißen Rasse« entstehen sollte, aussehen könnte. Lediglich das Wort »Deutschland« musste man bei der Propaganda dafür vermeiden und grundsätzlich durch das viel besser und demokratischer klingende Wort »Europa« ersetzen. Mehr war nicht nötig. Die Führung Deutschlands innerhalb



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