Barca by Dietrich Schulze-Marmeling

Barca by Dietrich Schulze-Marmeling

Autor:Dietrich Schulze-Marmeling [Schulze-Marmeling, Dietrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Die Werkstatt
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 7

Ein Baulöwe und ein „blonder Engel“

Josep Lluís Núñez ist von Beruf Bauunternehmer, Boss von Núnez i Navarro. Der Name Navarro stammt von seiner Frau, der dieses größte Bauunternehmen Kataloniens gehört. Seinen Reichtum hat der Baulöwe vor allem dem unkontrollierten und ungeplanten Wachstum der katalanischen Städte zu verdanken, verursacht durch die massenhafte Einwanderung aus anderen Teilen Spaniens. Für den Autor Manuel Vázquez Montalbán gehört Núñez zu jenen Wirtschaftsbossen, „die beim Bauboom der sechziger Jahre im Kielwasser von Bürgermeister Porcioles mitgemischt haben, der mit öffentlichem Eigentum und mit der Bewahrung des kulturellen Erbes der Stadt nicht gerade zimperlich umging“.

Josep Lluís hieß eigentlich José Luis Nunez Clemente. Denn er ist kein Katalane, sondern stammt aus dem baskischen Barakaldo. Doch nach dem Tod Francos lässt er seinen Namen katalanisieren. Eine sinnvolle Maßnahme, wenn man in Katalonien nicht nur Geld scheffeln will, sondern auch noch das Präsidentenamt des FC Barcelona anstrebt.

Barça-Demokratie

Am 6. Mai 1978 wird der Präsident des FC Barcelona erstmals seit dem Ende der Diktatur von den Socios, den Mitgliedern, gewählt. Was nun einem Quereinsteiger wie Josep Lluís Núñez die Gelegenheit gibt, seinen Hut in den Ring zu werfen. Auch wenn er über keine offiziellen Verbindungen zum Klub verfügt, die er sich zunutze machen könnte. Dem Kandidaten mangelt es zwar nicht an Geld und Geltungsdrang, wohl aber an gesellschaftlicher und sozialer Anerkennung. Barça soll dieses Manko beheben. Die Gegner des Aufsteigers mokieren sich darob, dass Núñez weder die katalanische noch die spanische Sprache sauber beherrsche, und betrachten ihn als unkultivierten neureichen Eindringling.

Drei Kandidaten buhlen um die Stimmen der Socios, deren Zahl seit dem Ende des Bürgerkriegs von 3.486 auf 77.900 gestiegen ist. Außer dem Baulöwen sind dies noch Fernando Arino und Nicolau Casaus, beide prominente Barça-Gesichter. Arino, der an der Spitze eines „fortschrittlichen nationalistischen Blocks“ (Montalbán) steht, saß bereits unter Agustí Montal eine Weile im Barça-Vorstand. 1973 musste er ausscheiden. Das Regime störte sich an seinen „radikal-katalanistischen“ Ansichten und übte entsprechend Druck aus. Nicolau Casaus ist Barça-Mitglied seit 1922. Während des Bürgerkrieges war er Präsident des katalanischen Journalistenverbandes und hatte unter dem Pseudonym „Oswald“ im Magazin Horizonts Franco-kritische Beiträge veröffentlicht. Nach dem Bürgerkrieg geriet er in Haft. Ein Militärtribunal verurteilte ihn zum Tode, aber die Strafe wurde nicht vollstreckt. Nach fünf Jahren durfte Casaus das Gefängnis wieder verlassen.

Der Kandidat Casaus träumt von einem mehrheitlich, wenn nicht gar komplett katalanischen Barça-Team, fordert aber auch die Einführung einer Europaliga. Arino wie Casaus sprechen die Sprache Jordi Pujols und teilen dessen Vision vom FC Barcelona als integralem Bestandteil der katalanischen Zivilgesellschaft.

Arinos Wahlkampf wird an der Basis von den Kommunisten unterstützt. Diese hatten ihre Mitglieder und Anhänger während der Franco-Jahre zur Unterstützung Barças ermuntert, da der Klub ein Teil des antifranquistischen Widerstands sei. Bei den Kommunalwahlen vom März 1977 war die kommunistische Partit Socialista Unificat de Catalunya (PSUC) in Barcelona hinter den Sozialisten zweitstärkste Kraft geworden.

Núñez, der schillerndste der Kandidaten, gibt sich indes betont unpolitisch: „Ich bin ein Kandidat, der die völlige politische Unabhängigkeit Barças wünscht. Ich war immer der Meinung, dass der Klub für alle Immigranten, die zum Leben und Arbeiten nach Katalonien kommen, attraktiv sein muss.



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