Athenaïs by Ferdinand Gregorovius

Athenaïs by Ferdinand Gregorovius

Autor:Ferdinand Gregorovius
Format: epub
Tags: tractate
Herausgeber: F. A. Brockhaus Verlag


XVI.

In demselben Jahre 431 verlor Eudokia ihre zweite Tochter Flaccilla.Marcellinus verzeichnet zu diesem Jahre den Tod der Flaccilla, die er eine Tochter des Theodosius nennt. Eine Hungersnot brach in Constantinopel aus; mit Steinwürfen verfolgte das Volk sogar den Kaiser, als er in Procession zu den Kornspeichern zog.Marcellinus. Auch seine Truppen waren in Afrika unglücklich; die Heere, welche er unter dem Befehle Aspars, des besten der byzantinischen Generale, den Römern unter Aetius zu Hülfe geschickt hatte, wurden von dem Vandalenkönige geschlagen.

Nichts verlautet sonst von den Verhältnissen des byzantinischen Hofes. Es gehen Jahre dahin, in welchen Eudokia für uns unsichtbar bleibt. Aber noch einmal erglänzte der Stern ihres Glückes, als sie ihre einzige Tochter mit dem Kaiser Roms vermälte.

Die Beziehungen der beiden Höfe Ravenna und Constantinopel zu einander waren seit dem Jahre 425 lebhafter als je. Mehrmals führte Theodosius den Consulat mit seinem künftigen Eidam Valentinian. Dieser junge Prinz war unter Weibern und Höflingen aufgewachsen, während seine Mutter, ein Spielball der Hofintriguen, das zerfallende römische Reich regierte.

Galla Placidia wurde in allen ihren öffentlichen und häuslichen Verhältnissen vom Unglück verfolgt. Nachdem sie so viel tragische Schicksale erlebt hatte, bereitete ihr ihre einzige Tochter einen tödlichen Schmerz. Die junge Justa Grata Honoria ließ sich von ihrem Hofmarschall Eugenius verführen; die Mutter schickte sie (im Jahre 434) nach Constantinopel, dort ihre Schande zu verbergen, und die gestrenge Jungfrau Pulcheria sperrte die Gefallene in ein Kloster ein.

Honoria lebte in diesem Gefängniß schon drei Jahre lang, als ihr Bruder, der Kaiser Valentinian, in Constantinopel landete, um seine Verlobte, Eudoxia, heimzuführen.Ευδοξίαν τὴν εξ Ευδοκίας γεννηθει̃σαν αυτω̃: Theophanes, I, 142. Dies der Namen wegen. Die Hochzeit sollte in Thessalonich stattfinden, doch der junge Fürst eilte in einer Anwandlung von Ritterlichkeit und Liebesfeuer nach der Kaiserstadt, hier seine Schwiegereltern und seine Braut zu umarmen. Sie war von so ungewöhnlicher Schönheit, daß sich noch in der Zeit des Procopius die Sage davon erhalten hat.

Die Tochter der Athenaïs hatte jetzt das Alter von vierzehn oder funfzehn Jahren erreicht; ihr Gemal Valentinian aber zählte achtzehn Jahre. Am 29. October 437 wurde dies Paar durch den Patriarchen Proklus eingesegnet, worauf glänzende Feste gefeiert wurden.Proklus war Bischof Constantinopels seit 434. Dieser Ehebund brachte dem oströmischen Reich als Gewinn das westliche Illyrien ein, welches der Eidam seinem Schwiegervater abzutreten verpflichtet wurde. Die Neuvermälten reisten nach Thessalonich ab, um daselbst zu überwintern und im kommenden Frühjahr die Heimfahrt nach Ravenna anzutreten. Es waren schwere Schicksale, denen die junge römische Kaiserin entgegenging; ihr Leben sollte an ungewöhnlichen Ereignissen nicht minder reich, aber weniger glücklich sein, als dasjenige ihrer Mutter.

Eudokia hatte jetzt den Höhenpunkt ihres eigenen Glückes erreicht: ihre Tochter bestieg den römischen Cäsarentron, während sie selbst Kaiserin in Byzanz war. Indeß diese Genugthuung erkaufte sie mit der Trennung von ihrem einzigen Kinde, und dies hat sie nie mehr wiedergesehen. Sie vereinsamte fortan im Palast, während ihre Stellung dort, namentlich ihr Verhältniß zu Theodosius und Pulcheria, alle diejenige Kräftigung verlor, welche ihr die Gegenwart einer kaiserlichen Tochter geben mußte.

Den Schmerz der Trennung von ihr suchte sie durch eine Pilgerreise



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