Am Jenseits by Karl May

Am Jenseits by Karl May

Autor:Karl May [May, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical Fiction
Herausgeber: MTH+R Editions
veröffentlicht: 2012-01-25T10:57:43+00:00


El Aschdar

Der für den Kampf bestimmte Platz war die weite, sandige Strecke, über weiche wir gestern abend mit dem Münedschi von Ben Nur geführt worden waren. Wir gingen hinaus und zeichneten unsere Stellung und diejenige unserer Gegner mit Strichen in den feinkörnigen Boden; Halef wollte ihr die Richtung nach Norden und nach Süden geben; ich schlug die beiden andern Himmelsgegenden vor und erklärte ihm, daß derjenige Duellant im Vorteile sei, weicher die Sonne im Rücken habe, während sie den mit dem Gesicht ihr Zugekehrten blende. Wir beschlossen also, den östlichen Teil des gezeichneten Kreises einzunehmen. Es war das einer der erwähnten "Kniffe", welche nicht als Unredlichkeiten gelten, obgleich man dabei ein Überlisten des Gegners im Auge hat. Daß wir uns darüber kein Gewissen zu machen brauchten, zeigte sich, als der Bote der Beni Khalid kam; denn aus dem, was er uns zu sagen hatte, erfuhren wir, daß sie sich einer wenigstens ebenso großen Pfiffigkeit befleißigten wie wir. Halef, als unser Scheik und Anführer, ließ ihn zu sich kommen und fragte ihn nach seinem Auftrage. Er erhielt die Antwort:

"Tawil Ben Schahid, der Scheik der tapfern Beni Khalid, läßt dir sagen, daß geschossen, gerungen und mit dem Speer geworfen wird!"

"Wird? Wird! Das klingt ja so abgerissen und befehlshaberisch, als ob wir es nur so hinzunehmen hätten, wie es ihm beliebt!"

"So meint er es auch!" betonte der Bote.

"Ah?!"

"Ja. Er sagte, nur er allein habe die Waffen zu bestimmen, und ihr hättet nicht die Erlaubnis, Einwendungen dagegen zu machen!"

"So! Die Wahrheit aber ist, daß ich ihm erlaubt habe, diese Bestimmung zu treffen, und so konnte er mir seinen Entschluß wohl in etwas höflicherer Weise mitteilen lassen. Also geschossen soll werden?"

"Ja; das ist der erste Gang."

"Womit?"

"Mit Flinten natürlich! Das ist doch selbstverständlich; warum fragst du also?" "Mann, vergiß nicht, daß du vor Hadschi Halef stehst, dem obersten Scheik der Haddedihn! Wenn du nicht weißt, in weichem Tone du zu mir zu reden hast, kannst du unverrichteter Sache wieder gehen, und wir behalten, was wir haben! Ich habe mit Tawil Ben Schahid beschworen, daß nicht beleidigend gesprochen werden darf. Das bezieht sich nicht bloß auf die Wahl der Worte, sondern auch auf die Art und Weise, wie du mit mir redest. Merke dir das! Du hast dich mit deiner übel angebrachten Frage nur selbst blamiert, denn du scheinst noch gar nicht zu wissen, daß es außer den Flinten noch andere Waffen gibt, mit denen geschossen werden kann! Hat er die Entfernung bestimmt?"

"Sechzig Schritte und jeder drei Schüsse."

"So sehr weit? Wer soll da sicher treffen können!"

Sein Gesicht zeigte Enttäuschung und Besorgnis; im Innern aber war er höchst befriedigt, denn sein und auch Karas Gewehr waren jeder Beduinenflinte weit überlegen; ich hatte sie ihnen als Geschenke mitgebracht.

"Soll mit Hurduk (Schrot) oder mit Rusahs (Flintenkugel) geschossen werden?" fuhr er vorsichtig fort.

"Natürlich nur mit Rusahs!"

"Ich stimme bei. Doch sag deinem Scheik, daß die Kugeln vor dem Laden vorgezeigt werden müssen, damit nicht aus Versehen Hurduk genommen wird. Und sodann soll auch gerungen werden?"

"Ja, mit nacktem Oberkörper und einem Messer am Gürtel.



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