All About a Girl by Moran Caitlin

All About a Girl by Moran Caitlin

Autor:Moran, Caitlin [Moran, Caitlin]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: carl’s books
veröffentlicht: 2015-09-09T00:00:00+00:00


14

Manchmal hat das Leben aber auch in Wolverhampton etwas Aufregendes zu bieten. Am Donnerstag muss Lupin zum Zahnarzt und kriegt fünf Zähne gezogen.

Vielleicht ist er deswegen eine solche Heulsuse. Es liegt doch nicht daran, dass er von Natur aus melancholisch oder trübsinnig veranlagt ist, sondern an seinem verfaulten Gebiss. Der Zahnarzt muss ihn mit Lachgas betäuben, bevor er zur Zange greifen kann. Die Operation dauert eine Stunde und ist das chirurgische Äquivalent eines wuchtigen Kinnhakens.

»Das waren doch bloß Milchzähne, Sohnemann!«, sagt Daddy fröhlich, als wir mit dem Bully nach Hause fahren – Lupin hinten drin, platt auf dem Rücken, den Kopf in Krissis Schoß gebettet. »Deine Babybeißerchen. Jetzt kriegst du bald ein richtiges Männergebiss. Damit kannst du Ziegelsteine durchnagen – wie der Beißer aus James Bond.«

Lupin klammert sich an die süße Tüte, die er zur Belohnung bekommen hat. Ein anderes Belohnungssystem kennen wir nicht. Er wird für seine Zähne mit Bonbons bezahlt. Und er hat für die Bonbons mit seinen Zähnen bezahlt. In gewisser Weise ist es der perfekte Zahnkreislauf für Kinder.

»Als ich noch klein war, hatten wir alle faule Zähne!«, grinst Daddy über die Schulter hinweg nach hinten. »Alle, wie wir da waren! Eure ganzen Onkels! Bei eurem Onkel Jim ist ein Zahn sogar schwarz nachgewachsen. Schwarz nachgewachsen! ›Dämonenzahn‹ haben wir dazu gesagt. Eure dicke Oma hatte schon mit achtundzwanzig ihre Dritten! Sie war überzeugt, dass jedes Kind sie einen Zahn gekostet hat.«

»Scheint bei Lupin auch der Fall zu sein«, sagt Krissi kühl und lässt den Blick über die Geschwisterschar im Wagen schweifen.

Keiner von uns kann sich von Lupins Anblick losreißen. Er ist immer noch groggy – beduselt –, und wenn er den Mund aufmacht, sieht es so aus, als ob ihm ein Fünftel seines Gesichts abhandengekommen ist. Er hat rote, suppende Lücken im Kiefer. Der ganze Mund ist nur noch ein Loch.

Krissi zeigt unauffällig auf Lupins aufgeplatzte Lippe. Das muss wohl während der Narkose passiert sein. Zähne und Lippe hinüber! Aus dem hässlichen Brei ragt lediglich der rechte Schneidezahn hervor, wie ein Martello-Turm an einer einsamen blutigen Küste. Der arme Lupin.

Zu Hause ist alles blitzblank und aufgeräumt, wie sonst nur, wenn wir Besuch erwarten. Der heutige Ehrengast ist Lupin mit seinem zermanschten Mund. Er bekommt den besten Platz auf der Couch, wo noch die meisten Sprungfedern funktionieren, und die flauschigste Decke über den Schoß. Als er schließlich wieder ganz zu sich gekommen ist, müssen wir ihn bespaßen. Für die entwürdigenden Aufgaben, die er sich für uns einfallen lässt, entschädigt er uns mit den Bonbons aus seiner Tüte.

Krissi muss einen Orang-Utan spielen, der unter dem Sessel feststeckt. Ich muss so lange behaupten, für die widerlichsten Widerlinge zu schwärmen, wie zum Beispiel für Mr. Burns, Homer Simpsons Chef, oder – noch schlimmer – für den bösen Fliegenden Handschuh aus Yellow Submarine, bis ich anfange zu heulen und Mum reinkommt und uns ausschimpft, dass wir es nicht übertreiben sollen.

Krissi und ich tun zwar so, als ob wir uns nur zum Affen machen, um Lupin aufzuheitern, aber in Wahrheit geht es uns vor allem um die Bonbons.



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