381 - Das Schwarze Kloster by Christian Schwarz

381 - Das Schwarze Kloster by Christian Schwarz

Autor:Christian Schwarz [Schwarz, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-08-25T23:00:00+00:00


2314, Deelhi, Indien

Tashima, die Erste Philosophin, war die Sensation auf dem großen Geburtstagsfest, das Panjab Urdu, der reichte Mann Deelhis, im Rashtrapati-Palast gab. Tashima war so groß, dass sie die meisten Männer auf dem Fest überragte, sogar jene, die Turbane trugen. Ihr hagerer Körper steckte in einem orangefarbenen, knöchellangen Gewand, das nur auf der linken Schulter von einem Steg gehalten wurde. Ihre linke Schädelhälfte war kahlrasiert, die Haare auf der rechten Seite hatte sie zu einem Zopf gebunden, der über die Schulter bis auf ihre kleinen Brüste hing.

Über zweihundert Gäste füllten die verschwenderisch ausgestatteten Hallen. Überall gab es etwas zu essen, Kellnerinnen huschten umher und reichten alle möglichen Getränke, Sitarspieler machten Musik, in einigen Räumen wurde getanzt.

Tashima blieb kühl und zurückhaltend, wie es ihre Art war. Sie verströmte die Aura des Unnahbaren. Das hinderte eine ältere, etwas aufgetakelte Frau mit tiefem Dekolletee aber nicht daran, sie anzusprechen.

„Meine Liebe, ich wollte dich schon immer mal kennenlernen. Weißt du, ich bin ja so froh, dass du auf das Fest gekommen bist.“ Sie lachte gekünstelt und nippte an ihrem Beerenweinglas. „In Deelhi erzählt man sich die tollsten Dinge über den Tempel der Lüste, dem du als Hohepriesterin vorstehst.“

„Was erzählt man sich denn?“ Tashima gestattete sich nicht das kleinste Lächeln. Fast ein wenig arrogant blickte sie auf ihre Gesprächspartnerin hinab.

„Die, die das Glück hatten, den Tempel besuchen zu dürfen, schwärmen von den unglaublichsten Liebeserlebnissen, die sie je hatten. Zu gerne würde ich das auch mal erleben.“

„Das wollen viele. Nur wenigen ist es vergönnt.“

„Was müsste ich tun, um würdig für einen Eintritt zu sein?“ Die Frau sah zu ihr hoch.

„Das entscheide nicht ich, sondern der Gott der Lust.“

Die Frau lächelte. „Siehst du den Mann da hinten bei den Häppchen? Den mit dem Hütchen auf dem Kopf? Fünf Jahre lang war er mein Liebhaber, ich habe ihn jeden Tag zweimal auf die höchsten Gipfel der Lust geführt. Und die Frau dort im gelben Rock, auch mit ihr habe ich immer wieder Liebe gemacht. Und der dort und der da – sie alle haben sich mir hingegeben, denn ich bin eine wahre Tochter des Gottes Kasuutra, geboren nur zu einem Zweck. So, wie ich Liebe geben kann, würde ich sie nun einmal gerne genießen. In allen erdenklichen Spielarten, die mir angeboten werden. Bei dir, im Tempel der Lüste.“

Tashima verabschiedete sich kühl, fragte aber bei den angegebenen Personen nach. Und erhielt positive Auskünfte. Wen immer sie ansprach, sie alle schwärmten von Mantaras Liebeskünsten. So ging Tashima wieder auf sie zu.

„Ich denke, dass du die Richtige für den Tempel der Lüste bist und dieses Erlebnis dort genießen solltest. Möglicherweise kannst du dem Gott der Lust, dem Schwarzen Mond, sein Dasein ebenfalls versüßen.“

Mantara zeigte sich begeistert. Gleich am nächsten Tag erschien sie vor dem kleinen unauffälligen Tempel in einem schäbigen Außenbezirk Deelhis. Die Schwarzen Philosophen, die sich seit einigen Jahren hier niedergelassen hatten, legten keinen allzu großen Wert auf Öffentlichkeit. Der Grund waren die agarthischen Kundschafter, die sich überall auf der Welt herumtrieben. So missionierte der Schwarze Mond lieber unauffällig und verband das mit ausgesuchten Liebhaberinnen, die seine Erste Philosophin ihm zuführen musste.



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