1787ce0da4f6bcb4b5d89fc8f9741206 by Unknown

1787ce0da4f6bcb4b5d89fc8f9741206 by Unknown

Autor:Unknown
Format: epub
veröffentlicht: 2017-05-29T00:00:00+00:00


»Ich hab das Geld und will meine Schwester!«, schrieb Joana die wohl zehnte Nachricht. »Wieso meldet der sich nicht?«, fragte sie ihren Mann zum ebensovielten Mal. Kilian stand hinter ihr, massierte ihre Schultern und antwortete mit einer gut gemeinten Floskel, die sie nicht wahrnahm.

Heute Morgen hatte ihr die Bank die Hundertfünfzigtausend ausbezahlt, und seither wartete sie mit einer Tasche voller Banknoten vor dem Computer auf Instruktionen des Erpressers. Seit seiner letzten Nachricht mit dieser grausamen Drohung hatte sie keine weiteren mehr erhalten …

Und das war vielleicht die gute Nachricht, denn auch das Päckchen war ausgeblieben. Beinahe stündlich war sie zitternd zum Briefkasten geschlichen, aber der war Gott sei Dank leer geblieben.

Kilian war meist mit Xaver unterwegs, da der Kleine die Veränderung seiner Mami spürte, aber natürlich noch nicht verstand, warum sie nicht wie in München ständig mit ihm spielen und knuddeln konnte. Auch Kilian war seit dem Wochenende verändert. Er hatte ihr Beruhigungstabletten besorgt und war nun etwas mitfühlender, ja, es schien sogar, als würde er ihr endlich glauben, dass Carmen lebte. Zumindest stellte er diese Möglichkeit nicht mehr ständig infrage, so wie zu Beginn der Reise.

Er hatte darauf bestanden, bei der Übergabe dabei zu sein, aber sie war dagegen, weil der Entführer seine Anwesenheit bemerken könnte, und wer sollte sich zwischenzeitlich um Xaver kümmern?

Die Polizei war ebenfalls ein Streitpunkt in ihren Debatten gewesen. Kilian wollte sie einschalten, aber Joana war dagegen. Das brächte nur Carmen unnötig in Gefahr, und sicherlich würden die ihr die Geschichte nicht einmal glauben – oder es tauchten zwei Uniformierte mit Blaulicht am Übergabeort auf und fühlten sich hinterher im Recht, weil nichts geschehen war. Dann könnte der Erpresser seine Drohung mit den Fingern doch noch wahr machen, wandte sie ihrem Mann gegenüber ein, den diese Vorstellung zu verstören schien. Damit war das Thema erledigt.

Um kurz vor siebzehn Uhr war es endlich so weit.

»Es geht los!«, schrie Joana auf, und Kilian eilte gleich herbei.

»Du hast das Geld tatsächlich?«, schrieb Carmen Campos.

»Ja, ich hab die hundertfünfzigtausend bei mir.«

»Na, siehst du. Mit den entsprechenden Argumenten hat es doch noch geklappt.«

Sie wusste nicht, worauf dieser Verrückte hinauswollte, und die Versuchung, eine Tirade Schimpfwörter in die Tasten zu hämmern, war übermächtig, aber sie wollte nichts riskieren, was Carmens Freilassung noch gefährden könnte.

»Was muss ich machen?«, fragte sie stattdessen.

»Du legst heute um Mitternacht das Geld in den Abfalleimer neben der Kapelle an der Punta de la Mona und verschwindest – danach lasse ich deine Schwester frei!«

Für wie bescheuert hält der mich denn?, dachte Joana. »Das kannst du vergessen. Wer garantiert mir, dass du sie hinterher freilässt? Ich übergebe dir das Geld erst, wenn Carmen vor mir steht.«

Daraufhin schloss sich das Chatfenster.

»Hätte ich das nicht schreiben dürfen?«, fragte sie Kilian, der hinter ihr von einem Fuß auf den anderen trat. Er sah das genauso – dem Kerl durfte man nicht vertrauen, und ohne Lebenszeichen von Carmen durften sie nicht zahlen.

Leider aber hatte derjenige, der Carmen gefangen hielt, die Argumente auf seiner Seite. Eine aufreibende Stunde lang wartete Joana, ehe neue Bedingungen auf dem Bildschirm erschienen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.