13 Der Machdi by Hohlbein Wolfgang

13 Der Machdi by Hohlbein Wolfgang

Autor:Hohlbein, Wolfgang [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-03-30T11:33:01+00:00


»Sei ehrlich, du wirst versuchen wegzulaufen, sobald du es kannst, nicht wahr?« fragte er sie.

»Sogar wenn ich es nicht kann«, bestätigte Murida.

»Gibst du mir dein Wort, vernünftig zu sein, wenn wir dich nicht zurück nach Konstantinopel bringen?«

»Sondern zurück zu meinen Brüdern?«

»Zu Sharif.« A ndrej sah, dass sowohl A bu Dun als auch das Mädchen auffahren wollten, und schnitt beiden mit einer harschen Geste das Wort ab. »Rede mit ihm.

Vielleicht gelingt es ihm ja, dich zur Vernunft zu bringen.«

»Ich war in meinem ganzen Leben noch niemals vernünftiger«, sagte Murida.

»Umso besser«, antwortete er. »Dann gelingt es ja vielleicht dir, ihn zu überzeugen.« Er nickte zu A bu Dun.

»Es ist deine Entscheidung. Ich kann dich fesseln und knebeln, und A bu Dun trägt dich nach Konstantinopel zurück -«

»Tatsächlich?«, fragte A bu Dun. »Tut er das?«

»– oder du gibst mir dein Wort, nicht zu fliehen, und wir gehen zu Sharif. Ich bin sicher, dass er dich gehen lässt, wenn du mit ihm sprichst und es danach immer noch willst.«

»Warum hat er dich dann überhaupt erst geschickt?«

»Weil er nicht will, dass dir etwas passiert, Mädchen!«, polterte A bu Dun. »Du willst doch erwachsen sein, oder?

Dazu gehört auch, dass man erkennt, wer seine Freunde sind und wer nicht.«

A ndrej fragte sich, ob der schräge Blick, mit dem A bu Dun ihn dabei maß, etwas zu bedeuten hatte, doch der Nubier fuhr auch schon fort: »Und dieser Machdi ist nicht dein Freund, glaub mir.«

Immerhin fuhr Murida A bu Dun nicht gleich wieder an, sondern dachte einen Moment lang angestrengt nach –

und nickte schließlich. »Ich werde nicht fliehen«, sagte sie. »Jedenfalls nicht bevor ich mit Sharif gesprochen habe.«

»Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren.« A bu Dun zeigte mit dem Kopf in die Richtung, aus der sie am Morgen gekommen waren, und wollte auch sofort losgehen, doch Murida hielt ihn zurück. »A uf diesem Weg würdet ihr meinen Brüdern direkt in die A rme laufen«, sagte sie. »Sie haben den Hafen sicher längst umstellt.«

»Ihr wisst von Sharifs Versteck?«

»Meine Brüder nicht, aber ich schon«, antwortete sie, offenbar amüsiert über sein Erschrecken. »Sharif hatte keine Geheimnisse vor mir, und er hat gerne von seiner Heimat und ihren Geheimnissen erzählt.«

»Und du hast es dem Machdi verraten?«, fragte A bu Dun. Er verdrehte die A ugen. »Habe ich A llah heute schon dafür gedankt, dass ich keine Kinder habe?«

»Mehrmals«, sagte A ndrej.

»Manche Dinge kann man nicht oft genug sagen«, erwiderte A bu Dun.

»Sharif hat mir wirklich eine Menge über seine Heimat erzählt«, sagte Murida, die anscheinend zu demselben Schluss gekommen war wie A ndrej, nämlich dass es das Beste war, den Nubier einfach zu ignorieren. »Ich weiß von diesem alten Hafen, und ich kenne auch einen Weg, auf dem wir unbemerkt dorthin gelangen. Ich zeige ihn euch, wenn ihr wollt.«

»Ja, und dafür müssten wir dir nur vertrauen, nicht wahr?«, fragte A bu Dun spöttisch.

A ndrej war Murida im Stillen dankbar dafür, dass sie das sinnlose Gezänk nicht fortsetzte. Stattdessen deutete sie zum Fluss, den sie zwar nicht sehen, in der klaren Nacht dafür aber riechen konnten.



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