011 - Schnappt Scholle by Krischan Koch

Autor:Krischan Koch [Koch, Krischan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
ISBN: 9783423441469
Herausgeber: dtv
veröffentlicht: 2023-03-15T23:00:00+00:00

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»Grrroßes Rrrolkommando, oder wat?«, blökt der ehemalige Hühnerbaron den drei Beamten gleich zur Begrüßung entgegen, als Thies, Nicole und Polizeianwärter Ole Matthiesen am nächsten Morgen bei ihm vor der Tür stehen. »Wat hat dat denn zu bedeuten, Thies? Traust dich allein nich mehr her, mit deiner Frau … Stappen … ähh … burg?«

Dossmann kann es einfach nicht lassen, Nicole mit falschem Namen anzusprechen und damit seine ganze Missachtung auszudrücken.

»Kriminalhauptkommissarin Stappenbek, Herr Dossmann, ist Ihnen ja bekannt.« Nach all den Jahren und verschiedenen Mordfällen tritt Thies gegenüber dem Geflügelbauern selbstbewusster auf. Polizeianwärter Ole dagegen wirkt eingeschüchtert von dem massigen Rentner im karierten Holzfällerhemd, mit Stoppelschnitt und Schweineschnauze.

»Wat wollt ihr denn hier schon wieder?« Er klingt gewohnt unfreundlich.

Sie stehen alle noch in der Tür, als Frau Dossmann von hinten heranrauscht. Ihr Mann will sie zurückhalten. Vergeblich.

»Ach, ihr habt heute noch ’n jungen Kollegen dabei. Thies und Nicole, kommt doch erstmal rein. Hans-Werner, wat lässt du sie denn hier vor der Tür stehen?«

»Erika, sie haben ja noch gar nicht gesagt, wat sie überhaupt wollen.«

»Nun kommt schon rein. Ihr müsst euch doch die neue Polstergarnitur angucken. Folie is inzwischen runter, und Hans-Werner hat noch mal umgestellt.« Sie zupft Thies an der Uniformjacke und zieht ihn nach drinnen. »Wat kann ich euch denn anbieten, ’ne Tasse …?«

»Erika, du bist hier jetzt nich für die Verpflegung sämtlicher Polizeikräfte Nordfrieslands zuständig.« Sein Ton wird lauter. Aber da hat die resolute Frau Dossmann die drei Polizisten bereits ins Wohnzimmer bugsiert und auf der neuen Sitzlandschaft platziert. Thies und Nicole kennen das ja schon. Ole Matthiesen weiß gar nicht, wie ihm geschieht, als er wenige Minuten später eine Kaffeetasse in der Hand hält. Auch wenn sie heute zu dritt angerückt sind, gehen sie in der ausufernden Sofalandschaft fast verloren.

Die Kommissarin will im Augenblick gar keinen Kaffee. »Wir haben eigentlich nur ein paar Fragen.«

»Erika, wat sag ich, Thies und Frau Stappen … ähhh … dings sind nich zum Kaffeekränzchen gekommen. Wat wollen Sie denn überhaupt noch wissen?«

»Herr Dossmann, Sie haben sich ja angeblich sehr für Ihren Freund eingesetzt …«

»Für wen soll ich mich eingesetzt haben?«, geht er sofort dazwischen. »Wat denn für ’n Freund?«

»Wenn Sie uns nicht unterbrechen würden, könnte ich Ihnen das sagen.« Ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit ist Nicole bei Dossmann sofort auf Krawall gebürstet.

Hier übernimmt Thies ausnahmsweise mal die Rolle des »good cop«. »Es geht um Ihren Freund mit den ›Backecken‹.« In das Wort »Backecke« legt er dann allerdings doch seine ganze Verachtung für Backwaren aus der Retorte. »Wie heißt er noch gleich?«

»Hagemeister!«, assistiert Ole.

»Junger Mann!«, fährt er den Polizeianwärter sofort an. »Wer mein Freund ist, entscheide ich noch immer selbst.«

»Sie haben mit Herrn Hagemeister aber viele Jahre zusammen im Kreistag gesessen«, kommt die Kommissarin ihrem jungen Kollegen zur Hilfe.

»Lassen Sie sich eines gesagt sein, Frau … ähh …« Inzwischen verzichtet Dossmann ganz auf ihren Namen. »In der Politik hat man keine Freunde. Wie heißt dat so schön: Feind, Todfeind, Parteifreund.« Er stößt einen exaltierten Lacher aus.

»Aber die eine oder andere ›Backecke‹ haben Sie mit ihm zusammen unter Dach und Fach gebracht, wie man so hört.

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