Zugvögel by Gisa Pauly

Zugvögel by Gisa Pauly

Autor:Gisa Pauly [Pauly, Gisa]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: *** NEU ***
ISBN: 9783492995849
Google: eHy9DwAAQBAJ
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2020-05-03T22:00:00+00:00


Sie stellten den Wagen auf dem großen Parkplatz neben dem Minigolfplatz ab, wo es immer freie Plätze gab, jedenfalls in der Nebensaison. Sie mussten sich gegen Wind stemmen, als sie aufs Kurhaus zugingen, das Haus am Kliff, wie es genannt worden war. Er riss an ihrer Kleidung und fuhr ihnen in die Haare, was Erik mit seinem dichten, drahtigen Haar nicht weiter anfocht. Sören jedoch, dessen Kopf von dünnen, weichen Flusen bedeckt war, schien zu bereuen, dass er auf Haarspray verzichtet hatte, und die Staatsanwältin versuchte, wenn auch vergeblich, ihre Frisur mit beiden Händen festzuhalten. Sie ahnte sicherlich nicht, dass es Erik gefiel, als ihr Äußeres nicht mehr perfekt war, als die Seitenhaare abstanden, als der Pony hochgepustet worden war, und sich lange Haare im Nacken gelöst hatten.

Aber als sie das Haus am Kliff hinter sich gelassen hatten und es nichts zwischen ihnen und dem Meer gab, spielte es keine Rolle mehr, was der Wind mit den Haaren, mit den Schals, mit den Mänteln machte. Seine Kraft war mitreißend, aber sie war noch kein Angriff. Der Wind war gerade so heftig, dass man ihm das Gesicht mit geschlossenen Augen hinhalten und genießen konnte, was er auf der Haut zurückließ.

Sie gingen an die Kliffkante und suchten mit den Augen den Strand ab. Die Staatsanwältin entdeckte Flora Engelbeck als Erste. »Da ist sie.«

Sie wanderte an der Wasserkante entlang, ihnen entgegen. So schnell der Wind es zuließ, liefen sie zu der neuen Strandtreppe, die seit ein paar Jahren eine Attraktion des Kurviertels war. Zehn Meter breit, mit großen Podesten, darauf gepolsterte Sitzbänke, und als besonderer Clou in der Mitte der Treppe eine Rutsche für die Kinder. Sechzig Stufen zum Strand hinab, vierzig Meter lang, ein Schmuckstück für Wenningstedt! Wer auf ihrer obersten Stufe stand, erhielt einen ganz anderen Blick aufs Meer. An der Kliffkante war es weit weg, aber wenn man diese breite Treppe hinabstieg, kam es einem näher, es erwartete alle, die die Stufen nehmen wollten, ganz anders als bei den anderen Treppen, die Kehren hatten, die sich mal dem Meer zu- und dann wieder abwandten. Die neue Treppe von Wenningstedt erzeugte in jedem die Erwartung, auf etwas Großartiges zuzugehen.

Während sie zum Strand hinabstiegen, Flora Engelbeck fest im Blick, fragte Sören: »Müssen wir nicht etwas unternehmen? Wenn Violetta Menardo wirklich niedergeschlagen wurde, haben wir es mit einem Angriff zu tun. Körperverletzung! Wir müssen den Täter finden. Oder ... die Täterin.«

Erik wäre beinahe gestolpert und konnte sich im letzten Augenblick am Geländer festhalten. »Sie glauben ihr?«

»Ihre Schwiegermutter hat sie gefunden. Der Überfall hat stattgefunden. Sie hat sogar eine Kopfverletzung davongetragen.«

»Eine sehr unbedeutende, eigentlich nur eine Beule. Wenn sie ohnmächtig war, dann höchstens vor Schreck. Und wenn sie liegen geblieben ist, dann nur vor Angst.«

»Reicht das nicht?«

Erik knurrte etwas, was ein Ja sein sollte, sich aber wie ein Nein anhörte.

Die Staatsanwältin legte eine Hand auf Eriks Arm, wodurch er beinahe noch einmal ins Straucheln geraten wäre. »Herr Kretschmer hat recht.«

Erik hatte sich jetzt wieder im Griff. »Violetta behauptet einfach, dass es Renato gewesen ist. Der ist aber weg, sie selbst hat ihn schließlich vertrieben.



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