Zone One: Roman (German Edition) by Whitehead Colson

Zone One: Roman (German Edition) by Whitehead Colson

Autor:Whitehead, Colson [Whitehead, Colson]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Herausgeber: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2014-02-02T23:00:00+00:00


»Ich hab dir gesagt, du sollst ihn reinlassen, sowie wir ihn gesehen haben«, sagte Margie. Ihr Gesicht unter dem Helm war klein, fast koboldhaft, obwohl die dunkelviolette Scharte, die von ihrem winzigen Ohrläppchen bis zum Kinn reichte, das Waldgeisterhafte ihres Gesichts Lügen strafte. Sie nahm eine Schachtel antibakterieller Tücher aus dem Schrank unter der Spüle und wischte die Axtklinge ab. »Lass ihn da draußen rumstöbern, und er ist die reinste Essensglocke«, sagte sie. »Du siehst doch, dass er harmlos ist.« Sie sah Mark Spitz an. »Nichts für ungut.«

»Ich habe seit dem Flughafen kein Skel mehr gesehen«, sagte Mark Spitz; er sprach von dem Regionalflughafen im Süden. Er hatte einen Vorstoß zu den Automaten gewagt und sich mit Energieriegeln eingedeckt, war dann aber zur Flucht gezwungen gewesen. Die Toten boten einen lachhaften Anblick auf der Geometrie der Rollbahn, wo sie mit ihrem durcheinandergeratenen Leitsystem hier- und dahin taxelten.

»Mist«, sagte Tad. »Zehn Tage – das war neuer Rekord.« Das letzte Mitglied ihrer Gruppe, Tad, war ein schlanker junger Mann in einem verblichenen grünen T-Shirt, auf dem silbern glitzernd der Tierkreis abgebildet war. Ein Sturmgewehr quer über den knubbeligen Knien, saß er an dem wuchtigen Tisch mitten in der Küche, als Mark Spitz hereinkam. Eine Absicherung, falls die anderen beiden in Schwierigkeiten gerieten. Seine Brille hatte ein dünnes Drahtgestell, das von ausfransendem schwarzem Klebeband zusammengehalten wurde. Er war in Mark Spitz’ Alter, aber sein langer Pferdeschwanz war vollständig grau, was Mark Spitz für eine erst kürzlich eingetretene Entwicklung hielt.

In der Auseinandersetzung um Mark Spitz’ Vertreibung zog Jerry rasch den Kürzeren. Seine Einwände schienen ein für Mark Spitz bestimmter Auftritt zu sein, der ihm zeigen sollte, dass hier entgegen dem äußeren Anschein keine Schlamperei herrschte. Mark Spitz versprach, bei Tagesanbruch weiterzuziehen, und steuerte seine Dosenmuscheln als Vorspeise zu dem aus Wildcurry und Pilzen bestehenden Abendessen bei. Er hasste den blechernen Geschmack von Dosenmuscheln, aber er trug sie schon drei Monate lang für einen solchen Tag, an dem er einem Fan begegnete, mit sich herum. Jerry war sein Mann. Umgekehrt war Mark Spitz nach dem eintönigen Turnus von Wildragout, Wild-Kebab und Wild-Dörrfleisch, den er in den vergangenen Monaten hatte ertragen müssen, dankbar für diese Variante von Wildgericht. Klar, er hatte Leute getroffen, die in ihrem Rucksack ihre Lieblingssauce mit sich herumtrugen und sie auf eine Kaninchenkeule oder irgendein nicht zu identifizierendes Geflügel träufelten, aber nur wenige Wanderer genossen den Luxus oder hatten die Neigung, sich ihre eigenen Gewürzmischungen zu mahlen, und Mark Spitz wusste diesen kulinarischen Elan zu würdigen.

»Hast du irgendwelche Nahrungsmittelallergien?«, fragte Tad.

»Nein.«

»Ich versuche schon eine ganze Weile, mein Erdnusscurry zu perfektionieren.«

Sie aßen an dem Tisch im Esszimmer, und im Kerzenlicht warfen ihre Bewegungen dramatische Schatten, während sie Bissen aus Schalen gabelten, die mit blassgrünen Dreiecken gemustert waren und so aussahen, als wären sie bei einem Garagenflohmarkt eines Nachbarn gekauft worden, weil sie nostalgische Gefühle von Besuchen bei Großmutter heraufbeschworen hatten. Draußen war es noch hell, aber hinter den abgedunkelten Fenstern herrschte immer Mitternacht. Wahrscheinlich hatte man das Haus schon vor der Katastrophe nur



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